Kriegsverse II.
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich, Kr. Euskirchen
Der Moloch bebt.
Der Moloch bebt, sein Umkreis
steht in Glut. Ein neuer Tag bricht an. O, käm' er ganz,
Und fegte fort in wildem Wirbeltanz Das letzte Gift aus
unsres Volkes Blut;
Daß an der Heimat
herrlichem Altar Es lernte der Begeisterung Glück zu
finden, Anstatt zu beten vor der Fremde Sünden, Wie's
unsre Schmach seit tausend Jahren war.
Und wie die deutsche Kraft den
Feind bezwingt, Nehmt diese Kraft auch ihr zum Feldgeschrei,
Ihr, die ihr träumt und bildet, sinnt und singt - Der
Moloch bebt, auch euer Tag sei neu.
4. 9. 1914
Die Stunden gehen. Wer weiß
was dort geschieht, Wir wissen nur, daß Großes
sich bereitet, Daß mit dem Tag, der heute flieht, Ein
ungeheurer Tag zur Ruhe gleitet.
Die Heere kämpfen, die
Kanonen dröhnen. Das wissen wir, mehr nicht, o karge
Kunde! Was für ein Spruch tönt unsres Landes Söhnen
Vielleicht noch heut' aus der Geschichte Munde!
Wir wollen warten und wir
woll'n vertrau'n, Wir wollen dies Vertrau'n nicht mehr
verlieren; Und sollten wir des Schicksals Ungunst spüren,
Wir wollen doch getrost ins Weite schau'n.
13. 9. 14.
Es geht das Leid von Haus zu
Haus, Das dunkle Leid in diesen Tagen, Und wo sein Fuß
es hingetragen, da löscht es still die Lichter aus.
Da wird kein Sieg, so groß
er sei, Begrüßt mit atemloser Freude. Der laute
Jubel geht vorbei: Dies Haus gehört dem Leide.
Hier ist es still, es dringt
hinaus Kein Jubel, aber auch kein Klagen. Es geht das Leid
von Haus zu Haus Das dunkle Leid in diesen Tagen.
14. 9. 14 |