Kriegsverse IV. *)
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich, Kreis Euskirchen.

Allerseelen.

Sie gehn zu ihrer Toten Stätte wieder
und zünden ihre frommen Lichter an,
Und knien betend an den Hügeln nieder,
Wie sie es Jahr um Jahr getan.

Und ihre Herzen sind doch in der Ferne,
Und ihre arme, heiße Liebe brennt
Auf jenen Gräbern, die kein Name nennt,
und fleht herab auf sie das Licht der Sterne.

2. / XI. 14.

Viel Leid des Tages mag der Wind verwehn,
Viel neue Last mag bald in Blüten stehn,
Auch Tränen haben ihre Zeit.

Der eine Mensch ist nur ein schwaches Rohr,
Doch was das ganze deutsche Volk verlor,
Das sei geschrieben für die Ewigkeit.

Nicht Tränen wollen wir euch Vielen weihn,
Euch, die ihr starbt da draußen in den Reihn,
Doch nicht vergessen, was ihr uns gegeben.

Ihr seid der deutschen Morgengrauen,
Ihr seid das Unterpfand, auf das wir bauen
Für unsrer Heimat friedevolles Leben.

4. / XI. 14.

Ja, dieser Erde Herr ist winzig klein,
Trotz allem Großen, das er sich erschuf.
Des Menschen letzer, trauriger Beruf
Ist doch nur wie ein Blatt am Baum zu sein.

Ein Blütenblatt, das karge Stunden blüht
Und muß am Abend wiederum vergehn,
Und über seiner Kleinheit Armut zieht
Der Sturmwind hin, das harte Weltgeschehn.

6. / XI. 14.




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1914, Nr. 12, S. 241-242, Eifelverein Düren




*) Im Original irrtümlich mit Kriegsverse VI. betitelt.





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