Kriegsverse VIII.
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich, Kr. Euskirchen

Das Kreuz auf Golgatha.

O, Kreuz, erwachsen aus den Wundertiefen
Der wirkenden Natur, des Daseins letzter Sinn,
Was Lebenskräfte je zum Lichte riefen,
Es flutet schließlich alles zu dir hin.

Das Bild des Wissens, daß der Mensch nur andern,
Sich selbst nicht angehört,
Errungen erst nach weltenweitem Wandern
Vom Leben, das die bunte Straße fährt.

Errungen erst nach Irrtum, Wahn und Leid,
Ersehnt, erkannt und wieder doch vergessen.
Was wir nach Tagen und nach Jahren messen,
Dir ist's ein Teilchen nur der Ewigkeit.

Was schmerzlich wir als Irren heut empfinden,
Dir ist's ein Wandern doch im rechten Gleise,
Dir sind es Schritte unsrer Pilgerreise,
Die alle doch an deinem Fuße münden.

Du bist das letzte, endliche Vollenden,
Es führt kein Weg die Menschheit andre Bahn,
Im Mitleid muß einst alles Streben enden,
Und ist's geschehn, so ist dein Werk getan.




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1915, Nr. 4, S. 53-54, Eifelverein Düren




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