Kriegsverse XXII.
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich, Kreis Euskirchen

Sie haben alle ihr Vaterland
Und streiten dafür mit starker Hand.
Es färbt ihr Blut die Erde rot,
An ihrer Seite steht der Tod.
Sie haben alle ihr Vaterland,
So ward es dem Kindlein schon genannt:
„Kommt her, seht her, den Grenzstein hier!
Was drüben ist, das sind nicht wir.
Das ist der Fremde, Traut ihm nicht,
Scheint freundlich auch sein Angesicht,
Es kommt der Tag, es kommt die Zeit,
Da er zum Raube ist bereit.
Ihr Kinder habt der Grenzen Acht,
Nach Jahr und Tag seid ihr die Wacht.“
Sie haben alle ihr Vaterland,
So ward es den Kindlein schon genannt.
Und wiederum man eines fand,
Ist ihnen allen das Vaterland,
Ist ihnen allen ohn' Kriegesgraus
Ein einziges großes Vaterhaus,
Will ihnen allen ohn' Grenz' und Stein
Die Heimat, allen die Heimat sein.
In West und Ost, in Süd und Nord
Das heil'ge Land ist allerort.
Folgt nur dem alten, lieben Stern,
Und dünkt das Ziel euch weltenfern.
Folgt nur dem alten, tiefen Drang,
Der eine Welt am Kreuz bezwang.
Im Sonnenglanz flammt sein Panier:
„Nicht ich, nur du, nicht wir nur ihr!“
Und fahrt ihr lebenslang daher
Und kämpft mit tausend Zweifeln schwer,
Ihr Kindlein glaubt, es führt ein Pfad
Von jedem Haus gen Montsalvat.

(Am Karfreitag 1916.)




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1916, Nr. 6, S. 82, Eifelverein Düren




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