Kriegsverse XXX.
Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich bei Weingarten, Kreis Euskirchen.

Winter.

Tief liegt der Schnee, es seufzt der Wald,
Zu Eis ist der Quellen Murmeln geballt.

Tief unter der Decke liegt Gras und Kraut,
Kein Hälmchen mehr zum Himmel schaut.

Leis geht im Walde zur Nacht die Not,
und leiser folgt ihr der Bruder Tod.

Starr liegt der Frost auf aller Welt,
In Geierkrallen die Herzen hält.

Und reckt sich ein Hälmchen Hoffnung auf,
Fällt dichter und dichter der Schnee darauf.

Es soll nichts grünen, nichts gedeih'n,
Es soll sich nichts am Dasein freu'n,

Es soll nichts meinen, es sei frei,
Wie gut es ei, wie fromm es sei,

Soll'n alle fühlen die eisige Zeit,
Soll'n alle spüren das Herzeleid,

Soll'n alle wissen: des Todes Reich
Kam über euch, kam über euch!

Und keimt doch alles und wartet treu,
Bis wieder stark die Sonne sei,

Bis wieder sie mächtig zur Hoffnung weckt,
Was tief da drunten ruht versteckt,

Bis wieder in ihrem Glanz und Schein
Darf endlich, endlich Frühling sein.

Halt aus, harr aus! Es kommt der Tag,
Da alles von neuem grünen mag,

Da wieder mit altem Sang und Klang
Die Freude wandert die Welt entlang,

Und Stimmen jubeln, und Glocken klingen,
Und tausend Herzen Antwort singen:

Vorbei ist die eisige harte Zeit,
Vorbei ist das eiserne Herzeleid,

Vorbei die tausendfältige Pein,
Nun mögt ihr von neuem selig sein!

Vergangen, zerronnen Schnee und Eis!
Kyrie! Kyrie! Kyrie eleis!




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1917, Nr. 2, S. 19, Eifelverein Düren




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