Kriegsverse
XXXVIII. Von Max v. Mallinckrodt, Haus Broich bei
Weingarten, Kreis Euskirchen
Das Tönen.
Hoch über Wald und Tal in
tiefer Nacht Zieh'n Wandervögel seltsam rufend hin;
Melodisch klingt der hellen Stimmen Chor Aus weiter Ferne
erst, dann näher, stärker, Bis er die stille, dunkle
Nacht erfüllt Mit märchenhaftem Tönen. Und
wähnt zu träumen. Und leiser wird es wieder und
verhallt, Noch einmal läßt der Wind die Stimmen
schwellen, Dann ist es still, ganz still, das Schweigen
breitet Von neuem seine dunklen Schleier aus.
So glaubt das Herz in dieser
Zeiten Nacht Ein wunderbares Tönen oft zu hören,
Verhallend, eh' es ganz Bewußtsein wurde. Ein Tönen,
das von sehnsuchtsvollem Hoffen Auf eines ew'gen Friedens Tage
spricht. So tief umschattet keine Nacht die Welt, Daß
sie den Ruf der Sehnsucht nicht vernähme So öde ward
die Welt von Liebe nicht, Es regt die Hoffnung doch in ihr die
Schwingen, Die liebentstammte, Liebe suchende, Und weckt
aus ihrer müden Dämmrung Stunden Die
Menschheitsseele auf für Augenblicke.
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