Dein Tag
Von Max v. Mallinckrodt.

So lange sich dein Auge noch zum Himmel hebt,
So lang in ihm sich spiegelt noch, was um dich webt,
So lang an deiner Seite geht, was tief du liebst,
Was quält dich dann, das früh und spät du dich betrübst?

Die Welt? Laß nur im Wetterschein sie wandeln sich.
Der Tag, der um dich lacht, ist dein, er kam für dich.
Er ist der gleiche noch, der einst dir Glück verhieß,
Der gleiche, der dich doch dereinst vertrauen ließ.

Er kommt für dich, solange du ihn nur erkennst.
Er kommt für dich und trägt dir zu, was Glück du nennst,
So lang dein Herz der Dämm'rung Tal nicht angehört
So lang der Hauch der Zeitenqual dich nicht betört.

Nicht alle Blüten reift am Baum zur Frucht die Zeit,
Nicht jeder sonnengoldne Traum wird Wirklichkeit.
Wo ist der Sämann, dem zum Licht jed' Korn ersteht,
Der nicht den Keim auch zum Verzicht mit ausgesät?




Entnommen: Eifelvereinsblatt 1919, Nr. 12, S. 93, Eifelverein Düren




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