Kreuzottern in den Gemeindewaldungen




Wie im vergangenen Sommer werden auch in diesem Jahre in den hiesigen Gemeindewaldungen vereinzelt Kreuzottern wahrgenommen. In den letzten Tagen haben namentlich in den Bezirken von Billig und Antweiler Jäger verschiedene Exemplare vorgefunden. Wegen der Gefährlichkeit dieser Tiere auch für den Menschen raten wir deshalb allen Waldbewohnern, vor allen Dingen Kindern, nicht mit bloßen Füßen zu gehen und sich erst nach vorherigem, gründlichem Absuchen des Waldbodens, niederzulassen. Wir geben nachstehend nochmals die genauen Erkennungszeichen der Kreuzottern wie folgt an: Durch den flachen dreieckigen Kopf, der sich deutlich vom halse absetzt und den infolge des kurzen Schwanzes plump erscheinenden Leib weicht die Kreuzotter von allen heimischen Schlange nicht unwesentlich ab. Jedoch das sicherste Erkennungszeichen bildet das dunkle Zickzackband, das vom Nacken bis zur Schwanzspitze über den Rücken verläuft, sowie die H- oder X-förmige Kopfzeichnung. Die Grundfärbung des Rückens ist nach der Bodenfärbung ihres Aufenthaltsortes verschiedenartig: grau, grünlich, rotbraun, in Moorgegenden sogar schwarz. Das Gift der Kreuzotter ist sehr gefährlich und kann neben heftiger Erkrankung sogar den Tod des Menschen herbeiführen. Daher ist äußerste Vorsicht beim Betreten solcher Gegenden, die von der Kreuzotter bewohnt werden, am Platze.

-b.

Antweiler, 3. Juli. Man schreibt uns: Für viele Leser des Euskirchener Volksblattes dürfte es von Interesse sein, daß das Vorkommen von Kreuzottern leider schon seit vorigem Jahre in der hiesigen Gemarkung beobachtet wurde. Gestern wurden Schulkinder von hier beim Waldbeerpflücken von einer Kreuzotter überrascht. Ein beherzter Junge tötete sie durch einen Schlag auf den Kopf. Es ist dies die vierte Giftschlange, die in diesem Jahre in der Gemeinde Antweiler erlegt wurde.

EVB v. 11. August 1931
Aufhebung der Kreuzotterprämie für ganz Deutschland

Viele tausende Mark gaben die Regierungen seit etlichen Jahren für die Bekämpfung der „Kreuzotternplage“ aus; für jedes gefangene Tier mußten die Gemeinden eine Reichsmark entrichten. Die Kreuzotter galt als gemeingefährliches Reptil, das sogar den Menschen angreifen und ihn vergiften sollte. So setzte stets im Sommer in den kreuzotterreichen Gegenden (Rhön, Spessart, usw.) eine Hetze gegen die armen Schlangen ein. Der Verfolgung fielen aber auch alle anderen in Deutschland lebenden Reptilien zum Opfer, und anstandslos bezahlten die jeweiligen Ortsbehörden für jedes abgelieferte Tier eine Mark. Da stellte an einem Augusttage im Jahre 1930 Dr. Günther Hecht vom Berliner Museum für Naturkunde als Spezialist für Reptile in Bad Orb fest, daß von 202 Tieren nur 18 wirkliche Kreuzottern waren. Der „Rest“ bestand aus Glattnattern und Blindschleichen. Bad Orb hatte bis dahin im Jahre bereits mehr als 2000 Mark für angebliche Kreuzotterprämien ausgezahlt. Dr. Hecht erreichte, daß noch am gleichen Tage in Bad Orb keine Prämien mehr ausgezahlt wurden, und der Ort hatte viel Geld gespart. Gemeinsam mit verschiedenen Vereinen für Naturkunde richteten Prof. Dr. Moser und Dr. Hecht vom Berliner Naturkundemuseum eine dringliche Eingabe an das preußische Ministerium und baten um sofortige Aufhebung der Prämie. Sie bewiesen nicht nur die Unsinnigkeit der Prämie, sondern an der Hand von Tatsachen die Nützlichkeit der Kreuzotter. Schon wenige Wochen später - im November 1930 - erfolgte die Aufhebung der Prämie für den Freistaat Preußen. Jetzt hat sich auch das Reichsministerium des Innern dem preußischen Vorbilde angeschlossen und das Verbot über ganz Deutschland ausgedehnt. Es gilt heute als absolut sicher, daß die Kreuzotter ein scheues Tier ist und keinen Menschen angreift, vor ihm sogar flieht. Nur wenn sie angegriffen ist, wehrt sie sich und beißt. Die Vergiftung ist verhältnismäßig leicht. Wenn innerhalb 24 Stunden ärztliche Gegenmittel angewendet werden, ist nach einer Woche nichts mehr von einer Vergiftung zu merken.















Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 20. Juni 1931, 3. Juli und 11. August 1931




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