Sechs Geschwister - zusammen 459 Jahre alt

Kreuzweingarten. Wir suchen alle nach dem Lebenselexier, das uns einen hohes, gesundes Alter verleiht. Mancher Siebzig- oder Achtzigjährige hört an seinem Geburtstag den nicht mehr originellen Wunsch: „Und daß du so alt werden mögest wie Methusalem!“ Wie alt nun dieser betagte Mann gewesen ist, kann auch der Schreiber dieser Zeilen nicht verraten, aber er muß doch schon ein besonderer Rekord gewesen sein. Überall, in der Stadt sowohl wie auf dem Lande, begegnet man solchen alten Leuten, die wohl vom Lebensbrünnlein getrunken haben, da sie „nicht klein zu kriegen“ sind. In Kreuzweingarten und seiner nächsten Umgebung z. B. wohnen die sechs Geschwister Bohnen, die zusammen das stattliche Alter von 459 Jahren erreicht haben! Fräulein Marianne, im Dorf kurzweg „Tante Jenn“ genannt, ist mit ihren 81 Jahren die Aelteste. Sie leitet und versorgt heute noch den Haushalt von drei Personen mit einer ungewöhnlichen körperlichen und geistigen Frische. Ihre (KR) [Kölnische Rundschau] liest sie noch ohne Brille und nimmt an dem Tagesgeschehen regen Anteil. Ihr reiches schwarzes Haargeflecht ist etwas so Schönes und Seltenes, daß sie es mit Stolz tragen kann. Die 80jährige Maria betreut das Großvieh und das Hühnervolk und arbeitet von früh bis spät in Haus und Garten. Jakob Bohnen ist 77 Jahre alt und wie sein 76jähriger Bruder Matthias Landwirt. Beide wohnen in Niederkastenholz. Schneidermeister Johann Bohnen in Stotzheim ist ein noch rüstiger Vierundsiebziger. Der „Benjamin“ der Familie ist Karl, seines Zeichens pensionierter Straßenmeister, „nur“ 71 Jahre alt. Ueberall, wo es zu arbeiten und zu helfen gilt, ist „Opa Bohnen“, wie er genannt wird, dabei, im Garten genau so wie in der Landwirtschaft. Seine große Obstplantage pflegt er sorgfältig, und die rotwangigen Aepfel und Birnen und die zuckersüßen Pflaumen lachen jeden an, der ins Dorf kommt. Seine Passion ist an Kirmestagen die Polka-Mazurka, die er mit Grazie und Leichtigkeit tanzt. Möge allen Geschwistern Bohnen noch eine lange Reihe von Jahren in Gesundheit und Frische beschieden sein!

G. B.




Entnommen: Kölnische Rundschau vom 7. September 1949




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