Wie der Maler Kohlschein die Erftlandschaft sieht



Der Maler Jos. Kohlschein, der mit seinen lebendigen Landschaftsbildern aus dem niederrheinischen Raum immer mehr in den Vordergrund der heimatlichen Landschaftsmalerei trat, stammt aus Neuß. Durch die Heirat seiner Tochter in Euskirchen, ist er nun mit einer bekannten Euskirchener Familie in familiäre Bindung getreten, und das brachte es mit sich, daß der Maler selbst auch die engbegrenzte heimatliche Erftlandschaft um Euskirchen in den Bereich von Pinsel und Palette zog. Wir machten vor kurzem unsere Leser schon auf die neuerschienenen Rötelzeichnungen des Malers Josef Kohlschein aufmerksam, die charakteristische Bildstudien aus dem Landschaftsgebiet des Kreises Euskirchen darstellen.

Es sind einfache Zeichnungen, mit dem Rötelstift in einfarbiger plastischer Wirkung entworfen. Herb und fast kahl, aber voll eindringlicher Schönheit wirken diese Zeichnungen, in denen sich der Maler bemüht, das Charakteristische der Eifeler Landschaft mit sparsamen Ausdrucksmitteln in den Vordergrund treten zu lassen. Im Bilde festgehalten sehen wir hier eine Reproduktion der Rötel-Zeichnung, die eine Erftpartie unweit Euskirchen zwischen Rheder und Kreuzweingarten darstellt, so wie der Maler sie gesehen und nachempfunden hat. Aus dem Auf und Ab des hügeligen Geländes steht plötzlich die Erft vor uns. Der schmale Flußlauf unreguliert und undiszipliniert, wie er ist, hat sich erbreitert zu einem tümpelähnlichen Gebilde, in dessen klarem Wasser sich die Bäume widerspiegeln, wenn die Herbstsonne über der Eifellandschaft liegt. Mit einer fast traurigen Anmut erheben sich am Flußlauf die Bäume, denen der Westwind, der so gern über die Eifelberge fegt, eine Windschlagrichtung gegeben hat. Mit diesen sparsamen Konturen, mit der Einsamkeit und der Traurigkeit der Baumriesen am Flußlauf hat der Maler das charakteristische Herbe der Eifellandschaft festhalten wollen.

Wir freuen uns jedesmal, wenn Künstler uns neue Bilder unserer Heimat entwerfen. Mögen sie auch nur ein Idyll sein und den Beschauer anregen, mit offenen Augen einmal heimatliche Schönheit aufzusuchen, und sei es auch nur ein winziges Fleckchen Heimaterde, das sonst unbeachtet am Wegrand lag.


Die Erft zwischen Rheder und Kreuzweingarten




Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 23. September 1940




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