Friedrich Wilhelm Weber, ein deutscher Dichter |
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Friedrich Wilhelm Weber, Arzt und Dichter, wer kennt ihn noch als höchstens aus dem Erinnern der Schulstuben, wo uns Unreifen sein Sang von Dreizehnlinen und wohl auch der Goliath vorgesetzt wurden? War er nicht schon verurteilt, eingesargt zu werden in ein dickleibige Literaturgeschichte und nur den Fachmann zu beschäftigen? Liegt dieses Vergessenwerden etwa begründet in dem Fehlen dichterischer Qualitäten, in Mängeln seiner Persönlichkeit? Nein, schuld daran tragen die, die ihn nach seinem Tode im Geplänkel einer konfessionellen Parteipolitik auf den Schild erhoben und als katholischen Kämpfer im Sinne eines Parteiprogramms ausspielten, zu dessen Verwirklichung Weber niemals seine Person und Kunst hergegeben hätte. Es wurde geflissentlich übersehen, daß Weber ein deutscher Dichter war, aus dem das nordisch-sächsische Blutserbe mit großer Gewalt hervorbrach; und wenn er sich nach schweren Zweifeln und Kämpfen in reifen Mannesjahren zum Glauben seiner Väter durchrang, um ihn von da ab fest zu besitzen, so ist sein Charakterbild damit nur reicher geworden, ist es ein Beweis seines nordischen Fühlens und Denkens mehr. Es ist der gleiche Drang zur Wahrheit, der auch das Leben seiner großen Landsmännin Annette von Droste erfüllt. Aus dieser seiner nordischen Seelenhaltung erklärt sich nicht nur seine Stellung zum Katholizismus, sondern auch sein Verhältnis zu den politischen Ereignissen seiner Zeit, zum Judentum, zum Liberalismus, zum sittlichen Verfall seiner Umwelt. In seiner Dichtung lebt die Reinheit und zarte Empfindung der germanischen Seel, der Stolz und männliche Trotz seiner sächsischen Vorfahren, die Geradtheit und Ehrlichkeit des deutschen Mannes, die inbrünstige Gottessehnsucht des nordischen Menschen, dem zum Gotteserlebnis das Waldkirchlein ebenso genügt, wie der große gotische Dom. Wir erwarten das Werk, das uns Weber aus dieser Sicht neu schenkt, und schlugen daher mit Spannung die neue Biographie Webers von Max Buchner auf. Es wird in diesem Buche zu erstenmal der Versuch gemacht, die Persönlichkeit Webers aus der bisherigen konfessionellen Gebundenheit zu lösen und sie auf die Wurzeln ihrer eigentlichen Wesenheit zurückzuführen. Daß dieser Versuch noch nicht überall kompromißlos gelang, nimmt nicht wunder. Manches ist zu oberflächlich gesehen, hier und da spuken noch Begriffe einer hinter uns liegenden Epoche durch die Zeilen, vieles ist nicht frei von subjektiven Wertungen, die sich anstatt von vorn nach rückwärts wenden. Und doch ist das Buch ein wertvoller Schritt vorwärts auf dem Wege zur völkisch ausgerichteten Wertung des Dichtes Weber. Mit wissenschaftlicher Gründlichkeit ist das Material in dieser Lebensbeschreibung gesichtet und belegt und in fließender, anregender Form geboten. Durch das ganze Werk weht die Absicht des Verfassers, Weber als deutschen Dichter zu kennzeichnen, wie ein frischer Wind. Leider ist nur ein Kapital dem Wesentlichen gewidmet. Es trägt die Ueberschrift: Nordische Elemente und das Erbe des Mittelalters. Ist schon die Bezeichnung Nordische Elemente nicht glücklich - denn die nordische Art äußert sich bei Weber in einer ganzheitlichen seelischen und körperlichen Struktur und nicht in Elementen -, so ist auch die Verbindung beider Faktoren zu einer gemeinsamen Betrachtung abwegig und zeigt, wie sehr die wesentlichen Gründe in diesem Buche noch unerschlossen bleiben. Immerhin besitzt Buchners Werk das Verdienst, Webers Persönlichkeit und Dichtung im Lichte der völkischen Eigenart zu sehen. Es birgt in allen Teilen eine Fülle von Gedanken und Anregungen, die, wenn auch hier noch nicht überzeugend zu Ende geführt und gestaltet, doch der künftigen Weberforschung Weg und Ziel deuten könnten. Wenn unsere Zeit, ihrer Verantwortung bewußt, Weber ein steinernes Mal errichtete, dann sei Buchners Werk sein erstes Klopfen an jenes Tor, da, noch geschlossen, seine Pforten auftun muß, um dem Menschen und Dichter Weber einen dauernden Platz im Herzen des deutschen Volkes zu sichern. Als Wegbereiter sei es uns darum herzlich begrüßt. Heinrich Gasch ________________ |
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Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 5. Oktober 1940 |
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