Das Kreuzweingartener Platt machte Meßdienern beim Theater zu schaffen
Eine alte Tradition lebte Sonntag wieder auf - Heilige Drei Könige zogen nach „Wengede“ an den Altar
Von Hermann Eckstein

Kreuzweingarten. „Un dat es vun mir, Chreskendche“ - der Dreikäsehoch trennte sich schweren herzens von seinem Holzpferdchen und stellte es neben die Krippe auf den Altar der Kreuzweingartener Pfarrkirche. „Das habt ihr prima gemacht“, lobte Regisseur Hermann-Josef Kesternich die jungen Akteure nach der Aufführung des „Kreuzweingartener Krippenspiel“. Vor einem halben Jahrhundert von zwei Bürgern geschrieben, wird das Schauspiel um die Heiligen Drei Könige seit nunmehr einem halben Jahrzehnt von der Meßdienergruppe wieder aufgeführt.


Ein halbes Jahrhundert alt ist das Krippenspiel, das am Sonntag zum fünftenmal in der Kreuzweingartener Kirche aufgeführt wurde. Fotos: Eckstein

Vor rund fünf Jahren hatte der Kreuzweingartener Bürger Hermann Josef Kesternich die Initiative ergriffen und einen Theaterkreis gegründet. Kesternich wollte das alte Kreuzweingartener Krippenspiel, das einst von Lehrer Heinrich Gasch und Bernhard Becker dem Euskirchener Ortsteil auf den Leib geschrieben worden war, wieder aufleben lassen. Bei den Meßdienern stieß der Kreuzweingartener auf spontane Begeisterung.


Hermann Josef Kesternich (2.v.l.), der Regisseur, hatte vor fünf Jahren die Theatergruppe ins Leben gerufen. Unterstützung bei der Arbeit findet er in drei Assistentinnen.

Was vor einem halben Jahrhundert von Kreuzweingartener „Pänz“ in Szene gesetzt wurde, führten nun die Meßdiener fort. Kostüme wurden geschneidert, ein Arbeitsstab zusammengestellt. Etwa zwei Monate vor dem Dreikönigstag, der Stunde der Premiere, begannen die Proben. Die ersten Probleme tauchten auf: Das Krippenspiel konnte nicht in seiner ursprünglichen Form aufgeführt werden.

Die beiden Autoren hatten damals im ersten und dritten Akt einige Textpassagen in Plattdeutsch eingeflochten. „Nur wenige Kinder sprechen noch Dialekt. Bei den zugezogenen Jungen und Mädchen war das noch extremer, die hätten nichts verstanden“, erklärte Hermann Josef Kesternich. Seit fünf Jahren wird das heimatverbundene Krippenspiel nur zum Teil gespielt.


Einen alten Kreuzweingartener Tanz führten die Meßdiener beim Theaterstück Sonntag morgen auf.

So auch am vergangenen Wochenende. Abgesehen von drei jungen Hobbyschauspielern, die der plattdeutschen Sprache mächtig sind, ging das Krippenspiel in Hochdeutsch über die Bühne. Für die Szenen, in denen Dialekt gesprochen werden mußte, um nicht den ursprünglichen Sinn der Inszenierung zu verunstalten, hatte Kesternich einige junge Akteure auftreiben können.

Denn die Handlung sieht vor, daß die Heiligen Drei Könige nicht zum Stall nach Bethlehem, sondern zur Krippe nach Kreuzweingarten zogen, um dort dem Jesuskind ihre Gaben darzubringen. Und weil eben der Handlungsort vor dem Eintreffen von Caspar, Melchior und Balthasar zum dörflichen Idyll Kreuzweingartens wechselt, waren die Plattdeutsch-Textpassagen unumgänglich.


Plattdeutsch mußte in dieser Szene gesprochen werden. Nur wenige Jungen und Mädchen beherrschen noch Dialekt. Aus diesem Grund konnte das Stück nur zum Teil aufgeführt werden.

Es waren aber nicht nur die Dialoge, die auf Kreuzweingarten zugeschnitten waren. Einige Jungen und Mädchen führten einen Tanz auf, der wohl früher in Kreuzweingarten zum dörflichen Geschehen gehörte. So tanzten die Meßdiener vor dem Altar ein „Ringelrein“. Bei der Generalprobe waren einige der Akteure anscheinend noch etwas aufgeregt, daß es eine kleine Panne gab. „Dabei haben wir diesen Tanz fast bis zur Ohnmacht geprobt“, erklärte Hermann Josef Kesternich.

Der Regisseur hatte in den vergangenen Wochen allerhand Arbeit. Er stand aber nicht alleine da. Neben seiner Frau Elisabeth standen ihm Mia Müller und Beate Paul-Lützeler hilfreich zur Seite. Daß sich der ganze Aufwand gelohnt hatte zeigte sich am Sonntag, dem Tag der Aufführung. Alles klappte reibungslos. Sogar der Bändertanz ging ohne Probleme über die Bühne. Der rund 70minütigen Aufführung folgte großer Beifall.

Die Theatergruppe hatte sich im Anschluß an die Aufführung etwas Besonderes ausgedacht: Alle älteren Bürger waren zu Kaffee und Kuchen eingeladen worden. Bei dieser Gelegenheit erzählten die älteren Bürger den Jungen und Mädchen von den früheren Krippenspielen.

Hermann Josef Kesternich hofft, daß im kommenden Jahr das komplette Krippenspiel aufgeführt werden kann - auch der erste Akt, der fast vollständig aus Textpassagen in Plattdeutsch besteht. Bis dahin wird der Kreuzweingartener einige Übungsabende im Dialekt abhalten.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau vom 10.1.83 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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