Wo einst Weingärten blühten, wurde die Tradition lebendig
Ganz Kreuzweingarten feierte am Wochenende das 50jährige Namensjubiläum
Von Bruni Mahlberg

at. Kreuzweingarten. „Hoch lebe ,Kreuzweingarten' bis in die fernste Zeit“, erklang es am Samstagabend vielstimmig und überzeugend im Saal des alten Brauhauses. Das Lied hatte Heinrich Gebertz im Jahre 1927 unter dem Titel „Viel Glück zum neuen Namen“ getextet, als das Dorf seinen Namen von „Weingarten“ auf „Kreuzweingarten“ erweiterte.

Daß dieses Fest der erweiterten Namengebung jetzt zum 50. mal begangen wurde, war für die Dorfgemeinschaft nicht nur ein Anlaß, um gebührend zu feiern, sondern auch, um einen Blick zurück zu werfen in die lange Geschichte des kleinen Dorfes.


„An Kreuzweingarten“ sang der gemischte Chor Kreuzweingarten-Rheder unter Leitung von Johann Vus. Foto: Magö

Zu diesem Zweck war Karl Otermann als Festredner nach Kreuzweingarten gekommen. Nach einem kurzen historischen Überblick, der bei den keltischen und römischen Gründern des Ortes begann und mit Persönlichkeiten der näheren Vergangenheit endete, würdigte Otermann besonders die Verdienste des ehemaligen Kreuzweingartener Pastors Nicola Reinartz (1874 - 1954). Reinartz war es auch, der vor über 50 Jahren eine Änderung des Ortsnamens anstrebte.

Man wollte sich damals nicht nur von anderen gleichnamigen Orten unterscheiden, sondern an den religiösen kulturgeschichtlichen Ursprung des Dorfes erinnern. Die Kreuzweingartener Kirche ist nämlich dem hl. Kreuz gewidmet. Doch noch anderes läßt sich aus dem Namen ablesen, so zum Beispiel, daß blühende Weingärten vormals die Hänge des kleinen Dorfes bedeckten und seine Bewohner bis ins 17. Jahrhundert Weinbauern waren.

Zur Namensfeier des traditionsreichen Ortes waren unter anderm Stadtdirektor Dr. Blaß, der stellvertretende Bürgermeister Klaus Marx und der stellvertretende Landrat Bruno Grobelny nach Kreuzweingarten gekommen. ''Bürgermeister Schlösser gestand, daß ihm der Ort zur zweiten Heimat geworden sei. Oberkreisdirektor Decker erinnerte daran, daß es wenige Orte in der Umgebung gebe, die einen ähnlich starken historischen Bezug aufweisen könnten wie Kreuzweingarten. Die von Nicola Reinartz zusammengestellte und vom Kreis Euskirchen übernommene historische Bücherei bezeichnete er als eine Verpflichtung ,die Tradition weiter zu wahren.

Aus dem Nähkästchen plauderte anschließend der Pfarrverweser Prälat Weyer. Er erzählte, wie er vor etlichen Jahren aus der Großstadt Düsseldorf in den kleinen Ort Kreuzweingarten verschlagen wurde und was er dort alles erlebte. Er hatte lange mit Nicola Reinartz zusammengearbeitet und wußte von dessen Vorliebe zu berichten. Passagen aus Caesars „Gallischem Krieg“ auszudeuten und ein Lager des römischen Feldherrn auf dem Münsterberg zu vermuten.


Anklang fand Hans Reghs Diavortrag aus alten Zeiten. Foto: Magö

Greifbar nah rückte die Zeit der Väter und Großväter, als Hans Regh einen musikalisch untermalten unterhaltsamen Diavortrag hielt. Aus Büchern und alten Unterlagen hatte Regh Bildmaterial zusammengetragen und davon Dias hergestellt. Es wurde so nicht nur an Persönlichkeiten aus dem Dorf erinnert, sondern auch Gebäude in ihrem ursprünglichen Zustand lebten wieder auf.

Szenen des öffentlichen Lebens wurden ebenso dokumentiert wie der Treff am Stammtisch und das Verzällche vor der Haustür. Die Zuschauer wurden an manche Situationen aus ihrer Jugend erinnert und hatten Gelegenheit, auf alten Bildern Freunde und Bekannte wiederzuerkennen. Neubürger konnten zudem verfolgen, wie ihr Ort sich entwickelt hatte. Für einen zusätzlichen Clou sorgte Herbert Spilles, der mit eine Schelle bewaffnet in der Pose eines alten Gemeindedieners Bekanntmachungen aus längst vergangenen Zeiten herausposaunte.


Das 50jährige Namensfest von „Kreuz“-Weingarten war gleichzeitig das erste Fest der Dorfgemeinschaft. Zum Festkomitee gehörten (von links nach rechts) Hubert Kessel (Freiwillige Feuerwehr), Jakob Bohnen (Schützen), Johannes Gebertz (Sport), Gertrud Regh (Frauengemeinschaft) und Michael Cater (Musikverein). Foto: Magö

Das Programm des gelungenen Abend war von einem Festkomitee aus Vertretern aller Vereine zusammengestellt worden. Es musizierten: der Musikverein „Heimatklang“ mit seiner Solistin Edith Vus, das Tambourkorps TuS Kreuzweingarten-Rheder, die Schülerschützen von Kreuzweingarten-Rheder und der Chor der Frauengemeinschaft, von einigen Sangesbrüdern verstärkt. Monika Hahs trug ein Gedicht vor.

Auch am Sonntag wurde noch gefeiert. Nach dem Hochamt und der Gefallenenehrung wurde in der Dorfmitte ein Jubiläumsbaum gepflanzt. Zum Frühschoppen spielten Musikverein und Tambourkorps, und schließlich wurde im Alten Brauhaus Erbsensuppe gegessen.

Zum 50. Namensfest des Dorfes erschien auch das Heimatbuch „Kreuzweingarten-Rheder und Umgebung“ wieder im Handel: in einer zweiten erweiterten Auflage.

Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau vom 19.9.77 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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