Ein ganz anderer „Weibertag“: Wer kostümiert war, fiel auf
„Brave“ Autofahrer - Schüler betrunken und hilflos - Prinz Albert in Kindergärten und Cafes


rg Kreis Euskirchen. Weiberfastnacht ganz anders als sonst: Wo sonst am „Gardebrunnen“ in Euskirchen immer hunderte Menschen feiern und schunkeln, war nichts. In den Straßen der Kreisstadt regelrechte Ruhe, selbst die Schüler, die sonst immer für „Stimmung“ sorgten, waren nicht zu sehen. Und als die Polizei gestern nachmittag um 16 Uhr die ersten 150 Pkw-Fahrer kontrolliert hatte, resümierte man: keine Blutprobe.

Anders als sonst auch das Prinzendasein an diesem Tage. Albert I. (Wichterich) besuchte gestern morgen zwei katholische Kindergärten und die Hans Verbeek Schule für geistig Behinderte, wo er reichlich Kamelle verteilen konnte. Der Prinzenempfang in den städtischen Kindergärten war von der Stadt abgeblasen worden. Nachmittags besuchte er noch die Cafes in der Innenstadt, machte einen Abstecher nach Eppenich, um dann auf „Burg Narreneck“ ins Bürgerhaus zu gehen.

In Kreuzweingarten machten die Mitglieder der katholischen Frauengemeinschaft trotz klirrender Kälte ihr Versprechen wahr: Statt der traditionellen Frauensitzung gab es einen Marsch nach Mariarast von der Pastorat aus. Morgens hatte man die Messe besucht. Gegen 14 Uhr hatte Vorsitzende Leni Gebertz 40 Mitwanderinnen um sich, dazu noch Pfarrer Irrgang. 10 ältere Mitglieder wurden mit dem Wagen nach Mariarast gebracht.


Im Kindergarten Kalkar wurde gestern morgen in entsprechenden Kostümen die „Zauberflöte“ gespielt, auch ein „Cowboy“ hatte sich unter die Papagenos gemischt. Foto: Schmitz

In Kalkar im Kindergarten hatte Leiterin Elke Andersen wie jedes Jahr ein Märchenspiel in den Wochen vor Karneval einstudiert. Diesmal war es die „Zauberflöte“, wobei die Figur des Papageno besonders herausgestellt wurde. Die Kinder waren kostümiert gekommen.


40 Frauen marschierten gestern mittag von Kreuzweingarten nach Kloster Mariarast, die kath. Frauensitzung war ausgefallen. Foto: Rünger

Kalte Füße bekam der Verkehrsdienst der Polizei unter Leitung von Erich Rothau gestern, denn ab 14 Uhr hieß es: Standkontrollen im Stadtgebiet. Der Dienst dauerte bis 22 Uhr. Es war fast schon eine Sensation, als man einen Autofahrer zum Alcotest bitten mußte. Der Mann hatte nach eigenen Angaben mittags eine Flasche Bier getrunken. Testergebnis: 0,0 Promille. Nach 150 Überprüfungen wurde der erste Standort am Hallenbad verlassen.

Bei der Rettungsleitstelle des Kreises hatte Franz Nocker - sieht man von den Bränden einmal ab - einen ruhigen Tag. In früheren Jahren wurden bereits morgens gegen 10 Uhr die ersten „Alkohol-Leichen“ gemeldet. Das war diesmal Fehlanzeige. Erst gegen 15 Uhr wurde aus Bad Münstereifel gemeldet: Schüler betrunken aufgefunden. Bis 16.30 Uhr hatte die Leitstelle erst zwei „Hilos“, in früheren Jahren hatte man zu diesem Zeitpunkt meist mehr als 20.

Fazit des gestrigen Tages: Wer kostümiert umherging, der fiel auf. Und in den Gaststätten war es - zumindest bis zum frühen Abend - sehr ruhig.



Anmerkung woenge.de: Durch den Golfkrieg (17.1. bis 28.2.91) wurde kein Fastnacht gefeiert.

Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau vom 8.2.91 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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