Da ließ sich die lange Geschichte genießen
Die Sonne lachte beim 1100-Jahr-Festzug in Kreuzweingarten
Kluge Festrede von der geborenen Preußin Friederike Kuhl
Von Andrea Görz

Euskirchen-Kreuzweingarten - Es war mal wieder ein Sonntag mit Sonne. Ganz zur Freude der Kreuzweingartener. Hatten sie doch den Höhepunkt der opulenten 1100-Jahr-Feierlichkeiten gestern angesetzt - nämlich den großen Festzug. Vor Hunderten von Zuschauern zogen mehr als 20 kostümierte Gruppen durch Kreuzweingarten - den einzigen Ort im Euskirchener Stadtgebiet, der auch an den kreisweiten 1100-Jahr-Feiern teilnehmen konnte, weil er sich im Prümer Urbar verzeichnet fand.


Sicher keinen Geschwindigkeitsrausch, aber dafür vielleicht einen Höhenflug erlebte dieser Herr auf dem Hochrad. (Bilder: Görz)

Von historischen Krankenschwestern über die Feuerwehr mit altem Gerät, die Landfrauen, eine ganze Schulklasse, Kinder mit Sonnenblumen, Hochradfahrer, eine Hochzeitsgruppe und Winzer bis hin zum Schuhmacher und zur Sportgruppe hatten die „Wingardener“ Geschichte nachgestellt. Ein Jahr lang hatte die Interessengemeinschaft an ihren Kostümen und den historischen Geräten gebastelt, bis alles für die Feier fertiggestellt war.

Zweifelsohne: Der Tenor der Dorfchronik, daß früher nicht alles besser war, ließ sich problemlos mit einem fröhlichen Kostümzug verbinden. Schließlich muß ja kein Kreuzweingartener mehr täglich Wolle spinnen oder Brände mit dem Wassereimer löschen. Da läßt sich Geschichte genießen.

Euskirchens Bürgermeister Wolf Bauer hatte den Kreuzweingartenern bereits beim Festakt am Freitag abend Lob für ihren dörflichen Zusammenhalt gezollt: „Ich wünschte, daß das in anderen Orten auch so gut klappen würde wie hier.“

Der Festkommers hatte übrigens ein bißchen ungewöhnlich begonnen. Das fand zumindest Festrednerin Friederike Kuhl. Schließlich hielt zum 1100jährigen Jubiläum Kreuzweingarten nicht etwa ein eingefleischter Ortsbewohner eine festliche Rede, sondern eben sie, eine „Preußin“, eine Zugezogene, die nach eigenem Bekunden die Eigentümlichkeiten der Eifeler Mundart noch heute nicht so richtig erlernt hat.


Hunderte von Schaulustigen säumten den Weg des historischen Umzugs.
Als Standplatz beliebt war die Brücke gegenüber dem Pfarrheim.



Eine passende Ansprache

Nichtsdestotrotz: Kuhl hielt eine richtige „runde“ und feierliche, wenn auch hochdeutsche Rede im Saal des Alten Brauhauses. Und eigentlich, das stellte Friederike Kuhl direkt zu Anfang klar, paßte diese Ansprache einer Nicht-Kreuzweingartenerin auch wieder ganz gut zum Dorf: Schließlich hatten die Forschungen der Kreuzweingartener Interessengemeinschaft für die Festchronik ergeben, daß bereits seit etlichen Jahrhunderten Menschen von weit her in den Ort zogen - kein Dorf ohne Verbindungen nach außen also.


Souverän thronte dieser Bauer auf seinem historischen Ackergerät - mähen muß er wohl heute nicht mehr damit

Daß der freitägliche Festakt überhaupt im Saal des Alten Brauhaus stattfinden konnte, war der Feuerwehr zu verdanken. Die Löschgruppe hatte sich bereiterklärt, drei Tage lang Wache zu schieben. Denn dem Saal mangelt es an Brandschutzvorrichtungen. Die ausnahmsweise Öffnung lohnte sich: Rund 400 Leute kamen zum Festkommers.

Neben dem Handwerkermarkt auf dem es neben Römertrunk und Rübenkraut auch Griebenschmalz und frischgedruckte Ansichtskarten zu kaufen gab, konnten die zahlreichen Gäste am Wochenende auch ein Preisfähndelschwenken und die Ausstellung zur Jahrhundertfeier im Ort besichtigen.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger vom 20. September 1993 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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