Er war einmal ein blauer See ...
Schutz des Moorgebietes bei Kalkar notwendig

Kalkar. Es war einmal ein See. Blau lag er zwischen den Bergen und füllte die Senke zwischen Antweiler, Kalkar und Kreuzweingarten. Die Römer erbauten nicht weit von seinen Ufern einen großen Gutshof und fanden wohl, daß diese Gegend manche Aehnlichkeit aufzuweisen habe mit ihrer fernen Heimat. Die Jahrhunderte jedoch ließen den See allmählich verschwinden. Auf seinem Grund blieb ein Moor zurück mit seltenem Pflanzenwuchs: das Kalkarer Moor. 1936 wurde es in die Landschaftsschutzkarte des Kreises Euskirchen eingetragen und damit hatten Heimatfreunde und Naturwissenschaftler den ersten Fortschritt erreicht, dieses Gebiet jeglicher Nutzbarmachung und Zerstörung zu entziehen.

Landschaftsschutz bedeutet die Erhaltung von Naturgebilden, die den Charakter einer Landschaft formen. Diese Eintragung war entscheidend für die fernere Erhaltung des Moores in seinem ursprünglichen und natürlichen Zustand. Krieg und Nachkriegszeit jedoch fügten dem Moor und seiner Vegetation schweren Schaden zu. Dazu kamen die Verständnislosigkeit Unkundiger und das Interesse von Wirtschaft und Industrie, die dem Moor Gefahr brachten. Es ist jedoch heute mehr denn je wichtig, nach dem Verlust vieler Naturdenkmäler unserer Heimat, daß wir alles daransetzen, die Landschaft weitgehend in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten. Ebensowenig wie man wie vor hundert Jahren wußte, daß man die Vegetation ganzer Landschaften verändern oder vernichten kann, wenn man Wälder abholzt, ebenso unsinnig wäre es, ein Gebiet wie das Kalkarer Moor nutzbar machen zu wollen, ohne die Folgen der Ausrottung von Pflanzen- und Insektenwelt eines Moores für die gesamte Landschaft zu bedenken.

Wer einmal das Kalkarer Moor durchwandert und nicht scheut, knöchelhoch in Sumpf einzusinken, der wird dort die seltensten Orchideen und sogar fleischfressende Pflanzen finden. Da begegnet man dem Sonnentau, dessen kreisrunde Blätter mit dichten Härchen besetzt sind, und die jedem Insekt, das sich ahnungslos darauf niederläßt, den Garaus machen. Diese kleinen rauflustigen Pflanzen können einen ganz beachtlichen Appetit entwickeln. Zu ihm gesellen sich der Wasserschlauch und das grüne Fettkraut. An Orchideenarten ist das Knabenkraut am häufigsten vertreten. Weite Flächen des stark duftenden Feldthymians, Färberginster, der merkwürdige Wiesenklappertopf und das zierliche Wollgras sind Naturkleinode, die jeden Naturliebhaber entzücken.

IM Zuge der Umlegungsverfahren des Kulturamtes Euskirchen wird derzeit ein Vorfluter gebaut, der jedoch am Moor vorbei neben dem Mersbach läuft, um die Feuchtigkeit im Moor selbst nicht zu beeinträchtigen und den Pflanzenwuchs damit nicht zu schädigen. Es ist somit bei allen Behörden ein großes Verständnis für dieses Gebiet anzutreffen. In seiner letzten Sitzung beschloß auch der Kreistag, das rund 11 ha große Schutzgebiet freizugeben für die Eintragung in das Bundesnaturschutzbuch, für die der Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen schon längere Zeit Interesse zeigt. Leider betraf die Freigabeerklärung nur die dem Kreis gehörenden Parzellen. Ein wichtiger, des Schutzes bedürftiger Teil gehört jedoch der Gemeinde Arloff, die sich der Freigabeerklärung bis jetzt nicht anschloß. Es ist im Interesse unserer Heimat und ihrer Erhaltung zu hoffen, daß vom Naturschutz das gesamte Moorgebiet bald erfaßt werden kann.


Blick über das herbstliche Kalkarer Moor, das mit Einverständnis des Kreistages zum Naturschutzgebiet erklärt werden soll. Foto: Vieth



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau (?) (50er?, 60er?) *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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