Die Madonna ist verschwunden
Pfarrer von Kreuzweingarten hofft, daß eine neue gestiftet wird

kk. Euskirchen-Kreuzweingarten. Weit verbreitet scheint in Kreuzweingarten die Ansicht, daß eine früher an der Bundesstraße 51 stehende Madonna, die im Zuge von Straßenbauarbeiten entfernt wurde, auch widerrechtlich verkauft wurde. Damit beschäftigt sich auch eine Leserzuschrift, in der es unter anderem heißt:

„... die Geschichte der Römerzeit, wie Römerkanal, Heidentempel und sonstiges Interessantes verlockten mich des öfteren dort meine Erholung zu finden. Das schöne Café und die Gaststätten verschönerten mit bei netten und freundlichen Bewohnern den Urlaub. Eine für mich und wohl auch für viele andere Besucher und Bürger des Ortes besonders eindrucksvolle Stelle, war die am Ortseingang stehende Muttergottesstatue.

Oft war mein abendlicher Spaziergang dorthin. In Freud und Leid war es für mich eine sinnvolle Gebetsstelle. Enttäuscht stehe ich wieder in dem schönen Ort. Das Lokal, das Haus und meine Zufluchtsstätte, die Marienstatue, sind vom Erdboden verschwunden.

Ich frage die Bürger vom Dorf, was ist geschehen, wo ist das herrliche Standbild, wer hat es fortgeschafft, wo kann ich es finden, dies mein früheres Kleinod, welches mir oft Kraft und Mut zurückgab? In Kreuzweingarten ist es nicht mehr aufzufinden. Wer gibt mir darüber Antwort?“

So weit dieser Brief. Ein alteingesessener Kreuzweingartener glaubt zu wissen, daß die Statue, obwohl als Stiftung Kircheneigentum, verkauft wurde. Aufgestellt wurde das Bildnis 1865 an der Ecke des damaligen Gehöftes Wolfgarten-Klein, unmittelbar an der Bundesstraße, auf privatem Grundstück. Nach dem Krieg wurde die Statue restauriert und wieder aufgestellt. Das Haus mitsamt Grundstück wurde später verkauft, eingeschlossen die Madonna.

Das Haus fiel später Straßenbauarbeiten zum Opfer. Auch die Madonna mußte diesen Arbeiten vor knapp zwei Jahren weichen. Ihr neuer Besitzer, mittlerweile auch weggezogen, verkaufte sie an einen auswärtigen Pfarrer.

Kreuzweingartens Pfarrer Weyer: „Daran gib es überhaupt nichts zu rütteln. Die Madonna war Privateigentum. Wir haben von dem Verkauf zu spät erfahren, sonst hätten wir die Statue wohl selbst gekauft. Die Kirchengemeinde hatte jedoch nie ein Recht daran.“

Mittlerweile ist die Situation jedoch auch so, daß die Lourdes-Muttergottes, um eine solche handelte es sich, an ihrem ursprünglichen Platz ohnehin nicht mehr aufgestellt werden kann. Trotzdem meint Pfarrer Weyer: „Vielleicht findet sich jemand, der eine Statue stiftet. Die werden wir dann gerne an einem würdigen Platz aufstellen.“

Mit dem Vorurteil, daß die frühere Madonnenfigur durch einen Kreuzweingartener widerrechtlich verkauft wurde, dürfte hiermit jedoch endgültig aufgeräumt sein.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau (?) vom 10.1.76 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

Zeitungsartikel ab 1955 - Sammlung Heinrich Veith

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