Ein Ehrenpreis für die „Friedensglocke“
Nach 330 Jahren zum alten Eisen
Dechant Neuhöfer weiht die alte Glocke
Von Rolf Odenbach

Euskirchen-Kreuzweingarten (ed) - Fast 330 Jahre hat sie gehalten und ihre Funktion erfüllt: Jetzt muß sie einer neuen weichen. Die „Friedensglocke“, die größte in der Kirche „Zum Heiligen Kreuz“, wird aber einen Ehrenplatz erhalten, ist doch ihre Geschichte stark mit der Vergangenheit der Pfarre und auch des Ortes Kreuzweingarten verbunden. Am Freitag wird die neue Glocke gegen 11 Uhr im Ort eintreffen; am Sonntag wird sie von Dechant Neuhöfer aus Kirchheim, der vom Bischof mit dieser Aufgabe betraut worden ist, in der Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ geweiht. Montags soll sie dann an ihren endgültigen Platz.

Auf ein bewegtes Glockenleben kann die Friedensglocke zurückblicken. Aus den ersten hundert Jahren ist wenig bekannt außer der Inschrift: „Sankt maria heiße ich, zur Ehre Gottes und des heiligen Kreuzes und der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft diene ich. Durch die Hilfe des Hubert Molitor aus Metternich, Schöffe in Arloff, und seiner früheren Ehefrau Maria sowie seiner jetzigen Frau Apollonia bin ich von der zweiten zur ersten Glocke gemacht worden im Jahre 1649. Claudius Lamiral hat mich gegossen.“

Auf dem Mantel sind ein reich verziertes Kreuz und zwei Wappenschilder: das des Dingstuhls Arloff, zu dem Weingarten gehörte, das andere mit den Anfangsbuchstaben der Stifternamen. Ihren Namen verdankt sie wahrscheinlich dem Umstand, daß sie kurz nach dem 30jährigen Krieg ihren Platz in der Wallfahrtskirche erhalten hat.

Ausgetauscht

In den Kriegsjahren 1941/42 mußten auf Anordnung der Nationalsozialisten die beiden größeren Glocken zum Einschmelzen abgegeben werden. Da es sich aber bei den abzugebenden Glocken um historisch wertvolle Stücke handelte, wurde die Friedensglocke mit der Pfarre Köln-Poll ausgetauscht, die Marienglocke kam nach Stotzheim. Die älteste, die Kreuzglocke, durfte in Kreuzweingarten bleiben.

Die Köln-Poller und die Stotzheimer Pfarrei mußten dafür ihre weniger wertvollen Glocken in Kanonen umwandeln lassen. Für den Fall der Rückgabe war zwischen den Kirchen ausgemacht worden, daß Kreuzweingarten dann für Ersatzgestellung zu sorgen hatte. Bei einem Fliegerangriff auf Köln wurde auch der Stadtteil Poll betroffen. Der Kirchturm geriet in Brand und die Glocke geriet in Brand und die Glocke stürzte glühend vom Glockenstuhl herab. Dadurch erhielt sie einen Riß in der Krone, der nach der Rückkehr nach Kreuzweingarten zunächst mit Hilfe von Bolzen behoben werden konnte. Im Laufe der Jahre aber vergrößerte sich der Sprung derart, daß er durch ein Spezialverfahren beseitigt werden mußte. Jetzt schient aber ihre Funktionsfähigkeit nach fast 330 Jahren endgültig beendet zu sein.

Mit der Anschaffung der neuen Glocke wurde gleichzeitig auch ein musikalische Problem gelöst. Tönten die alten Glocken - also die Kreuzglocken, die Marienglocke und die Friedensglocke noch in Fis, As und B, so werden die drei mit der neuen nun in F, As und B erschallen. Die große wird also einen Halbton weniger haben. „Damit haben wir das Tedeum-Motiv“, erklärte Prälat Weyer aus Kreuzweingarten.

Da die Pfarre schon eine Marien- und eine Kreuzglocke hat, werden die Patrone für die neue Glocke Margarethe und Hubertus sein. Der Preis für die neue Glocke beläuft sich auf 14000 DM. Darin sind allerdings die Kosten für die Aufhängung inbegriffen. Noch zu bezahlen sind der Spezialkran zum Hochheben und 7000 DM für eine Maschine, die das Läuten automatisiert. Dieses Geld ist zum großen Teil durch Spenden in der Pfarrei zusammengekommen. Den Rest hofft Prälat Weyer auf dieselbe Art noch zu erhalten.

Aber nicht nur die große Glocke wird ausgetauscht; die ganze Kirche wird restauriert. Der Turm bekommt einen neuen Helm. In zwei bis drei Wochen hofft Prälat Weyer damit beginnen zu können. Die Gerüste, die jetzt zu sehen sind, dienen nur der Vorbereitung. Das Lager für die Glocke ist jedenfalls schon präpariert. Auch die Außenansicht der Kirche soll verschönert werden. Was jetzt noch im Rohputz liegt, wird bald im fertigen Feinputz glänzen. „Das sind Arbeiten, die sind alle paar Jahrhunderte einmal notwendig“, erklärte Prälat Weyer.


Zur Zeit verhüllt ein Gerüst den Kirchturm „Zum Heiligen Kreuz“. Zwar ist schon der Rohputz auf den Mauern, aber der Feinputz braucht noch seine Zeit. Dafür wird die Kirche hinterher um so prächtiger aussehen. Das Lager für die neue Glocke, die am Montag angebracht wird, ist jedenfalls schon fertig. Bild H. Eckstein



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau oder Kölner Stadt-Anzeiger 10.2.78 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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