339jährige „Friedensglocke“ der Heilig-Kreuz-Kirche kann nun wieder läuten
Glockenweihe in Kreuzweingarten

Am vergangenen Sonntag fand in Euskirchen-Kreuzweingarten ein Ereignis statt, an dem man in der heutigen Zeit nur noch selten teilnehmen kann; eine Glockenweihe. Während des sonntäglichen Gottesdienstes segnete Weihbischof Dr. Josef Plöger aus Köln die restaurierte „Friedensglocke“ und die neugegossene „Engelsglocke“.

Die „Friedensglocke“ kann auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken. Sie wurde bereits im Jahr 1649 von Claudius Lamiral gegossen. Seither versah sie im Glockenturm der „Heilig Kreuz Kirche“ in Kreuzweingarten ihren „Dienst“ und rief die Gläubigen zum Gebet und zu den beginnenden Gottesdiensten.

Dabei erlebte die „Friedensglocke“, während die Jahrzehnte und Jahrhunderte ins Land zogen, gute, aber auch schlimme Zeiten. Kindtaufen, Erntedank, Osterfeste, Brände, Hungersnöte und Kriege mußte sie verkünden. Den Kreuzweingartenern blieb sie und ihr Geläut jedoch während aller Wirrnisse erhalten, bis sie während des Zweiten Weltkrieges abgeholt wurde. Sie kam schließlich in eine Kirche in Köln-Poll, wo sie schließlich 1942 von dem damals brennenden Kirchturm stürzte und dabei schweren Schaden nahm.

Erst 1947 kehrte die „Friedensglocke“ schwer beschädigt nach Kreuzweingarten zurück. Man versuchte, den beim Sturz entstandenen Riß zu schweißen, jedoch nach kurzer Zeit war die reparierte Stelle erneut defekt.

1958 erstellte Musikdirektor Jakob Schaeben ein Gutachten, in dem der die Reparatur der Glocke durch „autogenes“ Schweißen forderte und außerdem anregte, sie an einer höheren Aufhängung zu befestigen, neue Klöppel anzuschaffen und das Geläut auf Maschinenbetrieb umzustellen. Außerdem empfahl er die Anschaffung weiterer zwei Glocken. Bereits 1959 war die Restaurierung der Glocke und der Umbau des Glockenstuhls bzw. der Läutevorrichtung abgeschlossen. Bei der Glockenprüfung stellte Musikdirektor Schaben u. a. fest: „Die Klangentfaltung und Klangwirkung sind tragend und außergewöhnlich beseelt.“ 1963 brachen die alten Risse erneut auf und 1977 wurde beschlossen, eine neue Glocke zu gießen und die alten auf dem Friedhof als Denkmal abzulegen. 1978 wurde die neue Glocke geweiht und im Glockenstuhl aufgehangen. 1986 beschloß die Pfarre, die alte „Friedensglocke“ wenn möglich, nochmals reparieren zu lassen. Anfang 1988 wurde der Riß in der Glocke durch ein neues Schweißverfahren erneut repariert, und zusätzlich eine weitere neue Glocke („Engelsglocke“) in Auftrag gegeben.

Am 10. 12. gibt der Sachverständige eine Glockenvorführung in der Pfarrkirche, ab 14 Uhr für Schüler/Jugendliche, ab 15 Uhr für Erwachsene. Dann werden beide Glocken in der Läutevorrichtung aufgehangen (vom 12. bis 16.12.). Am 19. 12. soll die Glocken- und Geläutprüfung vorgenommen werden, weshalb die Bürger des Ortes um Verständnis wegen er damit verbundenen „Belästigung“ gebeten werden. Das dann vollständige Geläut (Tonfolge f'-ges'-as'-b'-des') ist in ganz Deutschland einmalig.


In Euskirchen-Kreuzweingarten nahmen die Gottesdienst-Besucher am Sonntag an einem ungewöhnlichen Ereignis teil: Zwei Glocken wurden durch Weihbischof Dr. Plöger aus Köln eingeweiht. Eine alte und eine neue. Die aus dem Jahre 1649 stammende „Friedensglocke“ war restauriert und die „Engelsglocke“ neu gegossen worden.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Wochenspiegel oder Kirchenzeitung Dezember 7.12.1988 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.



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