„Ein frischer Wind in unserer Pfarrei“
Befürchtungen gegen „Opus Dei“-Mitglied Dr. Dr. Irrgang haben sich nicht bestätigt
Von Hans-Rudolf Schulz

Kreuzweingarten-Rheder. In dieser Woche kann Dr. Dr. Peter Irrgang auf eine zweijährige priesterliche Tätigkeit in Kreuzweingarten zurückblicken. Sicherlich kein besonderes Jubiläum - vielen Dorfbewohnern, so auch dem Geistlichen selbst, erscheint dieser Zeitraum noch viel zu kurz um jetzt schon Rückschau zu halten. Am Liebsten wäre es dem 41 jährigen, wenn man ihn in Ruhe lassen würde. Er möcht nicht aus dem Kreis seiner Nachbarpfarrer, die schon viel länger als er für ihre Gemeinde tätig sind, besonders herausgestellt und durch die Medien in eine besondere Rolle gedrängt werden. Dies Zurückhaltung des 41 jährigen ist sicherlich auch das Resultat der öffentlichen Diskussion, der sich Irrgang anläßlich seiner Amtseinführung ausgesetzt sah.

Damals stand Irrgang im Mittelpunkt des Medieninteresses - aus gutem Grund, denn zum ersten Mal in der Bundesrepublik wurde einem Angehörigen der umstrittenen Personalprälatur „Opus Dei“ die Leitung einer Pfarrei übertragen. Die anfängliche Aufregung hat sich jedoch bald gelegt - inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt in die Heilig Kreuz Gemeinde. Auch die skeptische Haltung einiger Gemeindemitglieder gegenüber dem Angehörigen von „Opus Dei“ scheint sich, aus Sicht der meisten „Kirchgänger“ nicht bewahrheitet zu haben. Deutliche Unterschiede zwischen seiner Auffassung und Umsetzung seelsorgerischer Ideen von denen seiner „Berufskollegen“ sieht Irrgang nicht. „Alle Pastoren leben, arbeiten und kämpfen für das gemeinsame Ziel“, betont Irrgang. Er will nicht aufgrund seiner Zugehörigkeit zu „Opus Dei“ skeptischer betrachtet werden als andere.

Ob es dem Geistlichen allerdings wirklich gelungen ist, das volle Vertrauen der meisten in seiner Pfarrei lebenden Katholiken zu gewinnen, ist schwer zu sagen. Viel von ihnen sind bestimmt mit der geleisteten Arbeit ihre jungen Pastors zufrieden, obwohl sie nach wie vor dem „Opus Dei“ äußerst kritisch gegenüber stehen. Ihre Befürchtungen, daß mit Irrgangs Amtseinführung eine „neue Orthodoxie“ ihren Einzug in die Pfarrkirche hält, schien sich ebenso wenig zu bestätigen, wie die Angst, daß der „Opus Dei-Mann“ die Jugendlichen im Sinne seiner Prälatur manipuliert - ein Vorwurf der diesem weltweiten katholischen Werk von vielen Seiten des Öfteren gemacht wird. Auch Hermann-Josef Kesternich, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, sieht im Vergleich zu früher, keine entscheidenden Veränderungen und hob hervor, daß Irrgang seine Aufgabe sehr ernst zu nehmen scheint und in mancher Beziehung „frischen Wind“ in die Pfarrgemeinde gebracht hat. „Das er ein Mitglied von Opus Dei ist, merkt man seiner Arbeit nicht an,“ meint Kesternich.


Zwei Jahre nach seiner Amtseinführung will Pastor Dr. Dr. Peter Irrgang ein Geistlicher sein, „wie jeder andere auch“.
Foto: Schulz

Von einem relativ jungen Pastor erwarten viele mehr Engagement, neue Ideen, die das Gemeindeleben bereichern und vielleicht auch größere Flexibilität. Zumindest in Bezug auf die Erweiterung und Belebung kirchlicher Aktivitäten kann Irrgang nach zwei Jahren eine durchaus erfolgreiche Bilanz vorweisen.

Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß ein sogenannter Krankenservice eingeführt wurde. Kranke und Behinderte, die nicht die Messe besuchen können, erhalten regelmäßig Bandaufzeichnungen der Gottesdienste. In die zweijährige Amtszeit von Dr. Dr. Peter Irrgang fällt auch die Renovierung des Jugendheimes, der Aufau eines Kinderchores und einer Jugendschola und das Pfarrjugendrodeln im vergangenen Winter.

In wie weit sich der Geistliche nun wirklich von seinen Berufskollegen einerseits und von seinen „Opus Dei-Mitbrüdern“ andererseits unterscheidet, wird sich, wie so oft, wohl erst in der Zukunft zeigen.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau oder Kölner Stadtanzeiger Dezember 1986 *)

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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