Opus-Dei-Priester willkommen
Peter Irrgang wird Pfarrer in Kreuzweingarten - Gemeinde ohne Vorurteile
Von Manfred Lang


Kreuzweingarten-Rheder. „Ne bessere hätte mer jarnett kreije könne“, kommentierte Jakob Bohnen, Präsident der Hubertusschützengesellschaft „Zum heiligen Kreuz“ die Neuigkeit, daß Dr. Dr. Peter Irrgang (39) neuer Pfarrer von Kreuzweingarten-Rheder und Präses der Schützengesellschaft wird.

Wie die ® berichtete, hatte Kardinal Joseph Höffner, den 39jährigen Dr. Irrgang am Montag im Einvernehmen mit der Prälatur vom Heiligen Kreuz und Opus Dei zum Seelsorger für Kreuzweingarten ernannt.

Während Opus-Dei (“Werk Gottes“) in den Medien, bei vielen Katholiken und mitunter auch bei katholischen Geistlichen heftig angegriffen und kritisiert wird, freuen sich die Kreuzweingartener in erster Linie, daß sie einen neuen Pfarrer bekommen. Die Pfarrstelle war seit dem Juni vakant, als Prälat Ernst Weyer verstarb.

Die Tatsache, daß der neue Seelsorger vom umstrittenen Opus Dei kommt, erfüllt die Pfarrer anscheinend nicht mit Sorge.

Im Pfarrgemeinderat wurde am Montagabend, im Kirchenvorstand am Dienstagabend über den neuen Seelsorger diskutiert. Das Resümee, das Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hermann-Josef-Kesternich für die „Kölnische Rundschau“ zog, lautet: Man habe keine Vorurteile, sehe den neuen Geistlichen positiv und lediglich mit dem Vorbehalt entgegen, den man jedem Neuling entgegen bringt. Man wolle und werde Dr. Dr. Peter Irrgang eine Chance geben und werde im übrigen „die Taten abwarten“.

Keine Chance gab es in der Vergangenheit für den Opus-Dei-Priester in Köln-Holweide. Hier wurden mehr als 1000 Unterschriften gegen die Einsetzung von Peter Irrgang und Peter Blank als Pfarrer gesammelt. Ihre Angehörigkeit zum Opus Dei ließ sie für die Kölner von vorneherein als Seelsorger ausscheiden.

Vorwürfe wie „Gehirnwäsche“ für Jugendliche, Rückfall in zeiten vor dem II. Vatikanischen Konzil, „erzkonservativer Katholizismus“ bis hin zu mysteriösen Waffengeschäften geisterten durch die Medien und drückten den 20 bundesdeutschen Opus-Dei-Priestern den Stempel von Buhmännern im Priestergewand auf. Kardinal Joseph Höffner sprach im Zusammenhang mit dem Holweider Widerstand gegen Irrgang und Blank vom Teil einer Hetzkampagne gegen Opus Dei.

„In Kreuzweingarten geht es nicht um theologische Spitzfindigkeiten, sondern um die seelsorgerische Arbeit in einer ganz normalen Pfarrgemeinde“, bringt Hermann-Josef Kesternich die Tätigkeit des neuen Pfarrers auf einen Nenner.

Dr. Dr. Peter Irrgang sei sich dessen vollkommen bewußt und habe selbst herausgestellt, daß er nicht als Opus-Dei-Mann, sondern als Pfarrer nach Kreuzweingarten komme.

Im Sommer, als Irrgang vier Wochen Urlaubsvertretung an Heilig-Kreuz machte, habe er sich Anerkennung und Sympathie der Kirchgänger erworben, erzählt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Kesternich.

Auch über seine Urlaubsvertretung hinaus ist Irrgang in Kreuzweingarten kein Unbekannter, weil Opus-Dei in Kreuzweingarten seine Tagungsstätte Hardtberg in der ehemaligen Villa Becker unterhält. Irrgang, der übrigens auch Sport studiert hat, hatte schon Fußballspiele zwischen „seinen“ Studenten und den Kreuzweingartener Meßdienern arrangiert. Hermann-Josef Kesternich stellt wegen der Vorwürfe gegen Opus-Dei klar, daß Dr. Dr. Irrgang dabei nie vertuscht habe, auf die jungen Meßdiener Einfluß zu nehmen.

Peter Irrgang wurde am 15. April 1945 in Teschen an der Elbe geboren. Die Familie stammt aus dem Karpatenland und floh im Juli 1958 von Loitz (Mecklenburg) in die Bundesrepublik. Peter Irrgang besuchte in Linz (Rhein) die 8. Volksschulklasse. Von 1959 bis 1962 drückte er im Albertus-Magnus-Kolleg und von 1962 bis 1966 im Bonner Beethovengymnasium die Schulbank.

Nach dem Dienst bei der Bundeswehr studierte er ab 1968 in Bonn und Rom, wo er 1973 sein Pädagogik-Studium mit der Promotion abschloß.

Bis 1977 studierte Dr. Irrgang an der Theologischen Fakultät der Universität von Navarra in Pamplona (Nordspanien). In dieser Hochschule, die vom Opus Dei geleitet wird, schloß er auch das Kirchenstudium mit der Promotion ab.

Seine Priesterweihe erhielt Irrgang am 8. August 1976 in Madrid. Bis dato war er in der Bildungsarbeit des Opus Dei in Bonn, Trier, Köln und Heidelberg tätig. Für seine neue Aufgabe als Pfarrer wurde er vom Opus Dei freigestellt.

Die Pfarrgemeinde Heilig-Kreuz begrüßt ihren neuen Seelsorger am Sonntag, 16. Dezember. Der Einführungsgottesdienst, zu dem der neue Pfarrer auch viele Gäste aus deinen bisherigen Tätigkeitsfeldern erwartet, beginnt um 15 Uhr.

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hermann-Josef Kesternich will, daß von Kreuzweingarten aus künftig Aufklärungsarbeit betrieben wird. Alle Angehörigen der Pfarre und auch umliegender Pfarreien sollen sich hier über Opus Dei informieren können - vorurteilsfrei und gewissermaßen als Kontrapunkt zum „Verriß“ der Medien. Pfarrer Irrgang habe in Kreuzweingarten nicht den Eindruck eines „erzkonservativen“ Geistlichen hinterlassen. Er habe sich neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen gezeigt und keine Anstalten gemacht, in Kreuzweingarten gravierendes zu ändern. Kesternich setzt voraus, daß Dr. Dr. Irrgang nicht als verlängerter Arm der Organisation nach Kreuzweingarten komme, sondern als „ganz normaler Seelsorger“. Man wolle ihm die Chance geben, das zu beweisen.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau vom 23.11.84

Zeitungsartikel ab 1955 - Sammlung Heinrich Veith

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