Buddhisten weihten „Stupa“ ein. Sehr viele Ehrengäste anwesend
„Kamalahila“ fühlt sich in Wachendorf nicht als Außenseiter - 1000 Menschen werde heute erwartet
Von Manfred Görgen

Wachendorf. „Wir fühlen uns hier wie zu hause und keineswegs als Außenseiter.“ sagte S. Jesche als Vertreter von „Kamalashila“ dem Institut für buddhistische Studien, das auf Schloß Wachendorf ein Domizil gefunden hat.

Aus Anlaß der Einweihung einer Stupa fand am Dienstagmorgen ein Empfang statt, an dem neben vielen buddhistischen Anhängern aus dem In- und Ausland (in den nächsten Tagen werden über 1000 Menschen erwartet) auch Vertreter der Städte Mechernich und Bad Münstereifel teilnahmen.

Doch nicht nur wegen der Einweihung des Stupa waren viele angereist, sondern auch um den ehrwürdigen Kalu Rinpoche (80), der neben Sr. Heiligkeit dem Dalai Lama (der zur Zeit in Indien im Exil lebt) und den Oberhäuptern der vier großen buddhistischen Schulen Tibets einer der höchsten religiösen Vertreter des tibetanischen Buddhismus ist, aus nächster Nähe zu sehen, oder ihm gar ehrfürchtig die Hand drücken zu können.


Aus Anlaß der Einweihung der Stupa fand gestern auf Schloß Wachendorf ein Empfang statt. Im Mittelpunkt stand der ehrwürdige Kalu Rinpoche (2.v.l.). Fotos: Magö

Der Empfang fand in einem Zelt zu Füßen des Stupa im Park des Schlosses statt. Mit Thanka (Wandteppichen), Blumen und Räucherstäbchen war das zelt ausgestattet worden, so daß ihm ein religiöser Charakter anheim wurde.

1983 wurde auf einem Hügel im Park des Schlosses mit dem Bau der ersten buddhistischen Stupa in der Bundesrepublik begonnen. Durch Spenden zahlreicher buddhistischer Freunde wurde wurde das Bauwerk realisiert und in den Park integriert. Wie am gestrigen Morgen von Völkerkundler Dr. Walter A. Frank in seiner interessanten und ausführlichen Ansprache zu hören war, ist der Stupa ein Monument des inneren und äußeren Friedens.

Dr. Walter A. Frank sprach unter anderem von der Realität, die oft wie ein Tanz ohne Tänzer zu vergleichen sei, aber auch vom Bewußtsein, das reiner Geist sei und von aller Welt, die leider nur noch allzu oft von materiellen Denken abhängig sei.

Zur Zeit erlebe man eine „buddhistische Renaissance“. Dr. Frank: „Die Wirklichkeit bedeutet vor allen Dingen mehr Bewußtsein entwickeln. Und Frieden hänge letztlich von unserem Bewußtseinsdenken ab. Was Frieden bedeute, versteht Dr. Frank so: „Solange wir nach ihm suchen, ist der Friede nicht verloren.“

Viele Fragen wurden dem 80jährigen Kalu Rinpoche gestellt, der erst gestern auf Schloß Wachendorf eintraf und eine Woche in dem Institut bleibt. Gefragt wurde unter anderem, wie er zum Christentum stehe.

Kalu Rinpoche: „Das Christentum hat eine gute Tradition. Buddhismus und Christentum haben vieles gemeinsam, denn auch beim Christentum kommt es nicht nur auf Glaube, sondern auch auf Liebe und Mitgefühl an.“ Eigentlich müsse man sich schon wundern, daß es so viele Religionen gebe, schließlich hätten doch alle ein gemeinsames Ziel. Aber viele Religionen seien letztlich besser, als eine allesfassende Religion, da jeder verschiedene geistige Wege geh.

Im Herbst 1981 wurde Schloß Wachendorf von der Tibetisch-Buddhistischen Religionsgemeinschaft, die zur Zeit 350 Mitglieder zählt und keine Gewinne erwirtschaftet, für einen Zeitraum von 20 Jahren gepachtet. Damit begann de Aufbau einer ersten großen Stätte des Studiums und der Praxis der Buddhistischen Lehre im Rheinland mit überregionaler Bedeutung für ganz Deutschland und Europa.

Regelmäßig finden Seminare mit namhaften religiösen Vertretern aus Tibet und dem Himalaya statt.

Kulturelle Höhepunkte waren der Besuch des Dalai Lama im Oktober 1982, ein Lama-Tanz-Fest im Frühsommer dieses Jahres und nun die Einweihung des Stupa durch den Ehrwürdigen Kala Rinpoche und die Kalachakra-Initiation. Am Nachmittag wurde der Stupa rituell eingeweiht. Diese Einweihung kann mit dem Entzünden einer Kerze verglichen werden.

Die Einweihungszeremonie des Stupa wird, so Jesche, mit friedensschaffender Energie versehen. Der Stupa ist weiter mit der Absicht errichtet worden, durch die Würde und Heiligkeit seiner Gegenwart zur Harmonisierung von Kräften und Befriedung von Spannungen beizutragen.

Der Stupa enthält nun eine kostbare Reliquie von seiner Heiligkeit dem 16. Gyalwa Karmapa, dem 1981 verstorbenen religiösen Oberhaupt der Kagyü-Tradition des tibetansichen Buddhismus.

Der 80jährige Kalu Rinpoche, der in wenigen Tagen nach Frankreich weiterreisen wird: „Der Stupa ist ein archietypisches Symbol, das heißt ein Bild aus dem Urbewußtsein des Menschen. Wir hoffen daher, daß er nicht nur von Buddhisten, sondern von Menschen aller Religions-, Landes- und Gruppenzugehörigkeiten mit Aufmerksamkeit empfangen wird.“


Kalu Rinpoche (links) wird von Kindern mit Blumen begrüßt. Bildmitte die Stupa, die gestern rituell eingeweiht wurde. Nur ohne Schuhe durfte das mit Thankas, Blumen und Räucherstäbchen ausstaffierte Zelt betreten werden. Zahlreiche Ehrengäste waren gestern beim Empfang daben, heute werden nochmals 1000 Gäste erwartet.



Artikel-Sammlung Heinrich Veith Kreuzweingarten
Quelle: Kölnische Rundschau vom 24. Oktober 1984

*) Anmerkung: Leider fehlen bei manchen Artikeln der Sammlung Heinrich Veith oftmals Quellenangabe und Erscheinungsdatum.
Die fehlenden Werte wurden so gut es ging, nachgearbeitet.
Für Irrtümer wird auf eine spätere Nachbesserung verwiesen; ggf. um Korrekturangaben gebeten.

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