Einführung des neuen Pfarrherrn




Keldenich (Kr. Schleiden), 20. Dez. Während gestern in der den Eifelbergen vorgelagerten Ebene dichter Nebel herrschte, dessen langsames Eindringen in die Täler der Nordeifel man von unserer Höhe so schön beobachten konnte, hob goldener Sonnenschein die Festesfreude Keldenichs, das seinen neuen Seelenhirten, den hochw. Herrn Pfarrer Girretz, feierlich in sein Amt einführte. Nachmittags 2,15 Uhr setzte sich die ganze Gemeinde in feierlichem Aufzuge von der Kirche aus zu der an der von der Straße zur Lourdesgrotte abzweigenden Lindenallee in unmittelbarer Nähe der Pfarrgrenze errichteten Ehrenpforte in Bewegung und gruppierte sich um letztere. Zahlreiche Festgäste unter denen die Geistlichkeit stark vertreten war, hatten sich von nah u. fern ebenfalls hier eingefunden. Punkt halb drei entstieg der neue Pfarrer begleitet von Herrn Dechanten Beckschäfer, den von Kall kommenden Wagen. Den ersten Willkommengruß entbot ihm Keldenichs Schuljugend durch ein von einem Knaben vorgetragenes Gedicht. Dann begrüßte ihn der stellvertr. Pfarrverwalter, Herr Kaplan Ferges, von Kall im Namen der Kirchengemeinde und Herr Bürgermeister Koolen von Kall im Namen der Zivilgemeinde. Beide Redner hoben in ihren Ansprachen die Verdienste des kürzlich in den Ruhestand getretenen Herrn Pfarrers, des hochw. Monsignore Wolfgarten, um die Pfarrgemeinde mit verbindlichen Dankesworten hervor, da sich ihnen bis jetzt keine andere Gelegenheit geboten, dies öffentlich zu tuen, weil der in den Ruhestand Getretene sich jede Abschiedsfeier verbeten hatte. Nach einem vom Kirchenchor vorgetragenen Begrüßungslied setzte sich unter den Klängen des Musikvereins die Prozession betend zur Pfarrkirche in Bewegung. Vor der Tür überreichte ein Schulmädchen nach dem Vortrage eines Gedichts dem neuen Pfarrer den Schlüssel seiner Kirche, die er dann betrat. Begleitet von den anwesenden Geistlichen begab er sich zunächst zum Altare um hier ein stilles Gebet zu verrichten. Herr Dechant Beckschäfer verlas dann von der Kanzel die bischöfliche Ernennungsurkunde. In der anschließenden Ansprache gedachte er des in den Ruhestand getretenen Pfarrers und Ehrendechanten Monsignore Wolfgarten und bat zum Schlusse die Gemeinde, den neuen Pfarrer auch dieselbe Ehrfurcht, Liebe und denselben Gehorsam entgegen zu bringen, wie sie dies seinem Vorgänger stets getan habe. Unter den vorgeschriebenen feierlichen Handlungen geleitete er dann den neuen Pfarrer zum Tabernakel, zum Taufstein und zur Kanzel, die letzterer dann bestieg, um zum ersten Male von dieser Stelle aus nach Verlesung des Evangeliums vom guten Hirten zu seinen Pfarrkindern zu sprechen. Nachdem er für den feierlichen Empfang gedankt, gedachte auch er seines Vorgängers und richtete dann an seine Pfarrkinder recht warme Worte, die diesen sehr zu Herzen gingen. Kniend empfing die Gemeinde seinen ersten priesterlichen Segen. Nachdem Herr Dechant ihn dann noch zum Beichtstuhl geführt, folgte nach dem feierlichen Te Deum der sakramentale Segen. Dann wurde der hochw. Herr in feierlichem Zuge durch die festlich geschmückten Straßen zum Pfarrhause geführt. Auch an dieser Stelle sei er nochmals herzlichst begrüßt.

- en.


Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 21. Dezember 1931




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