Aus der Geschichte der Pfarrei Keldenich
Zur Begrüßung des neuen Pfarrers in Keldenich




Seite Wochen rüstet sich die Pfarrei Keldenich, ihren neuernannten Pfarrer, dem hochw. Herrn Joh. Girretz, der bisher als Pfarrektor in Stahe bei Gangelt tätig war, am Donnerstag den 17. Dezember, nachmittags 2.30 Uhr, einen herzlichen und soweit die große Not der Zeit es erlaubt, auch festlichen Empfang zu bereiten. Als Auftakt der Festlichkeit sei schon heute an dieser Stelle ein kurzer Rückblick auf die Geschichte unserer sehr alten Pfarrei gestattet.

Die ersten Keime des Christentums brachten orientalisch-christliche Kaufleute jedenfalls schon im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt in unserer Gegend. Später waren außer Kaufleuten hauptsächlich römische Soldaten und Sklaven, die aus Ländern stammten, in denen das Christentum nicht fremd war, eifrige Verbreiter der neuen Lehre. Natürlich verbreiteten sie diese nur im geheimen, weil diese öffentlich zu bekennen, die Gesetze des römischen Staates verboten. Erst nachdem Kaiser Konstantin im Jahre 313 das Christentum zur Staatsreligion erhoben hatte, konnte es sich frei entfalten. In jener Zeit entstand denn auch in Keldenich die erste christliche Kirche, jedenfalls an der Stelle, an der unsere heutige Pfarrkirche steht. Dieses Gotteshaus wurde von den inder ersten hälfte des 5. Jahrhunderts in unsere Gegend einfallenden heidnischen Franken zerstört und die Lehre des Heilandes stark erschüttert. Aber nicht lange dauerte es, da trat das Christentum wieder von neuem hervor; denn nach dem der Frankenkönig Chlodwig sich mit den Vornehmsten seines Volkes im Jahre 496 taufen ließ, wurden die Franken eifrige Förderer des kirchlichen Lebens. Wann hier in Keldenich wieder eine Kirche erbaut wurde, ist unbekannt. Wir dürfen aber annehmen, daß es recht früh geschah, weil inder noch keine 100 Jahre währenden Zeit, in der die damals noch heidnischen Franken das Christentum unterdrückten, der christliche Glaube bei der eingeborenen Bevölkerung doch sicherlich im geheimen weiterlebte. Die älteste, noch erhaltene Urkunde über die Pfarrei Keldenich, die damals aber schon lange bestanden haben muß, ist ausgestellt im Jahre 1251. Nach dieser verzichtete Erzbischof Konrad von Hochstaden auf sein Patronat über die Kirche in Keldenich und vereinigte Keldenich mit dem Kloster Steinfeld, behielt aber dem Archidiakon seine Rechte und dem Erzbischöflichen Stuhle das Kathedratikum vor. Wie Hugo in seinen Annalen ausdrücklich betont, war mit dieser Vereinigung für das Kloster, das damals Schulden hatte, die ihm vom Papste Honorius 3. gewährleistete Berechtigung verbunden, in Keldenich einen Steinfelder Pater als Pfarrer an der Kirche zum hl. Dionysius einzusetzen, damit die überschüssigen Einkünfte dieser Pfarrei zur Befriedigung der Gläubigen verwandt werden könnten.

Seit dieser Zeit übten Mönche des Klosters als Pfarrer die Seelsorge in Keldenich aus. Der letzte dieser Klostergeistlichen, der hier Pfarrer war, hieß Wilhelm von Froitzheim. Im Laufe der Zeit neigte er mit seinen Pfarrkindern der Lehre Luthers zu, sagte sich vom Kloster Steinfeld los und wurde von den Bewohnern Keldenichs bis zu seinem im Jahre 1601 erfolgten plötzlichen Tode unterhalten. In seinem plötzlichen Tode (man fand ihn eines Morgens tot im Bette) sahen seine Pfarrangehörigen eine Strafe Gottes für seinen Abfall. Deshalb bekannten sie sich jetzt wieder offen zum Glauben ihrer Väter. Zum Danke dafür, daß der Pfarrei der ererbte Glaube erhalten worden war, richtete von Froitzheims Nachfolger, Pfarrer Jakob Steeg, der Ueberlieferung gemäß eine heute noch bestehende Abendandacht ein, in der der Rosenkranz gebetet wird.

Zur Pfarrei gehörten damals das Dorf Keldenich, Burggut Dalbenden, der auf der rechten Seite der Urft liegende Teil von Soetenich, wie auch der auf der rechten Urftseite liegende Teil von Kall und Stürzerhof bei Heistert. In dem zu Pfarrei Keldenich gehörenden Teile von Soetenich bestand schon im 14. Jahrhundert eine Kapelle, die der Mutterkirche in Keldenich völlig einverleibt war, und in der der Pfarrer von Keldenich wöchentlich einmal Messe las. Im Jahre 1909 wurde die Kapellengemeinde Sötenich zu einem selbständigen Rektorate erhoben, zu dem im Jahre 1926 der links der Urft liegende Teil von Sötenich, der bis dahin zur Pfarrei Kall gehört hatte umgepfarrt wurde. Gleichzeitig wurde der rechts der Urft liegende Teil von Kall, Stürzerhof und die vor einigen Jahrzehnten entstandene Arbeiterkolonie Schließenmaar von der Pfarrei Keldenich zur Pfarrei Kall umgepfarrt. Heute besteht also die Pfarrei Keldenich nur noch aus dem Dorfe Keldenich, dem Burggut Dalbenden, dem Fittingswerk Roßauel und dem selbständigen Rektorate Sötenich. Lassen wir letzteres außer Betracht, so hat der Pfarrer nur mehr rund 500 Seelen zu betreuen.

Seit der im Jahre 1583 erfolgten Loslösung von Steinfeld waren in Keldenich 19 Pfarrer tätig. Von diesen blieben hier bis zu ihrem Tode 10, bis zu ihrer im hohen Alter erfolgten Zurruhesetzung 2 und nur 7 ließen sich versetzen. Den Grund, weshalb diese Herren ihre Amtstätigkeit von hier verlegten, fand Schreiber dieses nur von zweien aufgezeichnet. Sie gingen der geringen Einkünfte wegen fort. Sie waren hier tätig im ersten halben Jahrhundert nach der Loslösung von Steinfeld. Daß damals die Einkünfte gering waren, läßt sich leicht begreifen, wenn man bedenkt, daß das Kloster bei der Loslösung doch jedenfalls für sich zu retten suchte, was zu retten war. Bei den 5 anderen können wir als hauptsächlichen Grund ihres Scheidens wohl annehmen, daß ihnen unser immerhin rauhes Klima nicht zusagte; denn sie stammten aus klimatisch günstigeren Gegenden. Daraus können wir mit Recht folgen, daß das Verhältnis zwischen Pfarrherrn und Pfarrangehörigen hier in Keldenich immer ein gutes gewesen ist.

Das beste Beispiel hierfür bietet wohl das lange überaus segensreiche Wirken des jetzt in den Ruhestand getretenen, uns unvergeßlichen Herrn Msgr. Wolfgarten, durch dessen unermüdliche und stets opferbereite Tätigkeit unsere weit in die Lande blickende Kirche zu dem wurde, was sie heute ist, nämlich zu einem bestens ausgeschmückten Gotteshause, das jeden so recht zur Andacht stimmt.

Möge es auch dem neuen Pfarrherrn eine liebe Stätte seiner Tätigkeit im Dienste der ihm anvertrauten Gemeinde werden.

Den neuen Seelenhirten heißen wir von ganzen Herzen willkommen und begrüßen ihn als Boten, der gesandt ist, mit Gottes Gnade das blühende kirchliche Leben unserer alten Pfarrei zu erhalten und weiter zu fördern.


Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 15. Dezember 1931




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