Ein Abschiedsgruß an Monsignore Wolfgarten aus Keldenich |
||
|
|
|
Der hochw. Herr Monsignore Jakob Wolfgarten, Ehrendechant des Dekanates Steinfeld, der über 40 Jahre Pfarrer von Keldenich war, verzichtet mit dem 30. September dieses Jahres auf seine Pfarrei, die er trotzdem noch bis jetzt weiter verwaltete. - Am 1. Dezember will er sich nun im nahen St. Barbarakloster in Kall endgültig zur Ruhe setzen. Des Scheidenden, der in seiner übergroßen Bescheidenheit auf jede Abschiedsfeier verzichtet hat, soll hier kurz gedacht werden. Wenige Stunden von hier, in Rheder, Kreis Euskirchen, erblickte der hochw. Herr am 30. August 1850 das Licht der Welt. Nach Beendigung seiner Gymnasialstudien in Euskirchen und Münstereifel studierte er an den Universitäten Münster, Würzburg und Löwen und trat Ostern 1875 ins Priesterseminar in Köln ein. Noch im selben Jahre vertrieb ihn der ausbrechende Kulturkampf nach Frankreich, wo er zu Meaux am 29. Juni die hl. Priesterweihe und gleich darnach in Chambry bei Meaux seine erste Pfarrstelle erhielt. Trotzdem ihm, der ja aus dem den Franzosen so verhaßten Lande der Preußen stammte, hier schon bald die Herzen aller seiner Pfarrkinder recht warm entgegen schlugen, kehrte er bei der ersten Gelegenheit, die sich ihm bot, in die geliebte Heimat zurück. Im Jahre 1885 wurde er Pfarrverwaltung in Bechen bei Bergisch-Gladbach, einer Pfarrei, die sich damals aus 48 Ortschaften zusammensetzte. Gerne hätten die Bechener ihren Pfarrverwalter als Pfarrer behalten. Jedoch dreimal verweigerte die Regierung die Anstellung. Dadurch kam es, daß er am 4. September 1891 Pfarrer in dem alten, auf hohem Berge liegenden Keldenich wurde. Hier oben, wo die rauhen Winterstürme, wie auch die Glut der Sommersonne ungehinderten Zutritt haben, hat der jetzt Scheidende über 40 Jahre über aus segensreich gewirkt. Alle ehrenvollen Stellen, die die kirchliche Behörde ihm mehrmals anbot, schlug er beharrlich aus. Einfacher Dorfpfarrer wollte er bleiben. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der Verschönerung unserer Kultusbauten, namentlich der Pfarrkirche. Das Schiff derselben wurde an einem uralten Turm, dessen inneres Holzwerk, Glockenstuhl und sehr hoher Helm 1687-91 erneuert worden war, in den Jahren 1786 und 87 angebaut. Die Kirche ist durchaus kein großer, kunstvoller Bau. Sie ist im Gegenteil ohne jeden kirchlichen Stil. Sie erscheint für die hiesigen Verhältnisse als große, weite Halle, hell und luftig, mit flacher an den Seiten abgeschrägter Decke. Wenn auch schon Pfarrer Barth (1865-96), der, wie er selbst berichtet, bei seinem Pfarrantritt die Kirche in einem höchst trostlosen, mehr einer schmutzigen Scheune, als einem Gotteshause ähnlichen Zustande vorfand, alles mögliche tat, sie zu dem zu machen, was sie eigentlich sein sollte, so blieb für Monsignore Wolfgarten doch noch vieles zu tun übrig. Schon im Jahre 1892 erhielt die Kirche einen neuen Bodenbelag, 18 neue Bänke für Erwachsene und 20 kleinere Bänke für die schulentlassene Jugend von 14 bis 18 Jahren. Auch begeisterte der Scheidende seine Pfarrkinder so für die Kapelle, daß sich 54 Familien bereit erklärten, je einen Lindenbaum an dem Wege anzupflanzen. So entstand die heute so schöne Allee. 1895 ließ der hochw. Herr das Chor der Mariahilfskapelle mit Marmorplatten belegen, in den Unterbau des Altartisches ein Mosaikbild der Mutter von der immerwährenden Hilfe und zu beiden Seiten des Altares je ein Glasfenster mit Figuren einsetzen. Den Grundriß des Raumes vor dem Chor, der früher ein Quadrat gebildet hatte, verwandelte er durch Hinausschieben der vorderen Wand in ein Rechteck. Gleichzeitig ließ er die Seitenwände, die bis dahin sehr feucht gewesen waren, trocken legen, das Zinkdach durch ein Schieferdach ersetzen und an der Außenseite über der Tür noch ein Mosaikbild einfügen. Durch diesen Umbau erhielt die Kapelle erst ein kirchliches Ansehen. 1899 errichtete er am Wege nach Sötenich einen Bildstock der schmerzhaften Mutter als Ersatz für ein baufällig gewordenes, mehr nach Westen gelegenes, jetzt abgerissenes Heiligenhäuschen. Der von dem neuen Bildstock nach Norden führende, in die Keldenich-Kaller-Straße der oben erwähnten Lindenallee gegenüber mündende Fußpfad wurde gleichzeitig zu einem bequemen Wege ausgebaut. 1903 beglückte er die Kirche mit einer Turmuhr. - 1906 kaufte er ein an den Friedhof angrenzendes Haus nebst den dazu gehörenden Garten. Nach Abbruch des Hauses schenkte er das Grundstück der Zivilgemeinde zur Vergrößerung des Kirchhofes. - 1908 erhielt die Kirche eine weitere Zierde in einer herrlichen Krippe, die in der Weihnachtszeit von zahlreichen Gläubigern von nah und fern gern besucht und bewundert wird. - 1909 ließ er das Chor der Mariahilfkapelle in eine Lourdesgrotte umwandeln. Am 10. Juli 1917 mußten die beiden kleinsten Glocken dem Vaterlande geopfert werden, ebenso die zinnernen Prospektpfeifen der Orgel. Infolge der Ablieferung der beiden Glocken konnte die Kirchturmuhr, die bisher auf den beiden größten Glocken geschlagen hatte, nur noch die vollen Stunden, aber nicht mehr die Halben- und Viertelstunden schlagen. Der Viertelschlag war aber der Bevölkerung zum Bedürfnis geworden, und sein Fehlen wurde schmerzlich empfunden. Unser verehrter Pfarrer wußte auch jetzt wieder Rat. Schleunigst setzte er sich mit der Lieferantin der Uhr in Verbindung, und diese lieferte drei kleine Stahlschlagglocken zu 4, 3 und 1 ½ Zentner. Diese wurden, um später anzuschaffenden Läuteglocken nicht im Wege zusein, in den Helm des Turmes eingebaut. Um den Schall des Schlages besser nach außen dringen zu lassen, wurde der Helm von 4 Seiten durchbrochen und durch Anbringen von 4 Erkern mit Jalousien verschönert. 1926, dem Jahre eines 50jährigen Priesterjubiläums, verschönerte er die Kirche durch ein neues herrliches Bronzegeläute mit elektrischem Antrieb. Bei dieser Gelegenheit bestand die Gemeinde darauf - und setzte es auch durch - daß eine der Glocken folgende Inschrift erhielt:
Als letzte große Arbeit des guten Pfarrers gilt die 1928 erfolgte Ausbesserung der Deckenbemalung sowie die Neubemalung der Seitenwände des Kirchenschiffes und die Ausmalung des unteren Turmgeschosses. Aus Vorstehendem, in dem die kleineren Arbeiten und Anschaffungen, deren auch nicht wenige sind, des Raumes wegen alle unerwähnt blieben, ersehen wir, daß die Kirche nur durch die unermüdliche und stets opferbereite Tätigkeit unseres Pfarrers zu dem wurde, was sie heute ist, nämlich zu einem bestens ausgeschmückten Gotteshause, das jeden recht zur Andacht stimmt. Weit höher aber noch als die vorhin aufgeführten Arbeiten, sind die Arbeiten, die der hochw. Herr als Seelsorger leistete, zu bewerten. Besondere Beachtung schenkte er der in unserer Kirche seit alters bestehenden Verehrung der hl. Brigida und der seit dem Jahre 1782 eingeführten Verehrung des göttlichen Herzens Jesu. Diese Andachten zu heben und zu fördern war ihm keine Anstrengung zu schwer, kein Opfer zu groß. Sein schlichtes, bescheidenes und von vorbildlicher Pflichttreue getragenes Wirken erkannte die kirchliche Obrigkeit dadurch an, daß sie ihn schon vor Jahren zum päpstlichen Geheimkämmerer ernannte, einer Ehrung, die nur selten einem Dorfpfarrer zu Teil wird. Monsignore Wolfgarten - oder, wie wir gewohnt sind, zu sagen - unser lieber Herr Prälat scheidet - daß wir dies nicht gerne sehen, braucht wohl nicht besonders gesagt zu werden. - Er wird uns unvergeßlich sein. Stets werden wir seiner Liebe, Dankbarkeit und Verehrung gedenken. Mögen ihm noch viele sorgenfreie, glückliche Jahre beschieden sein. - Das gebe Gott! |
||
|
||
Entnommen: Euskirchener Volksblatt vom 28. November 1931 |
||
|
|
|
Zurück
zur Indexseite
Zeitungsartikel
©
©
Copyright woengede