Eifelfahrt Deutsche Anthropologische Gesellschaft nach Kreuzweingarten




Kreuzweingarten, 15. Sept. Die Teilnehmer an der 49. Tagung der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft, die soeben in Köln zu Ende gegangen ist, besuchten heute auf einer Eifelfahrt Kreuz-Weingarten. Etwa 80 Mitglieder dieser gelehrten Körperschaft, die sich mit der Erforschung der Urgeschichte des Menschen in unserer Heimat befaßt, aus allen Gegenden Deutschlands, besonders aus dem Norden und Osten, trafen in mehreren Kraftwagen gegen 9 Uhr ein und wurden von Bürgermeister Zander zugleich im Namen des Herrn Landrats begrüßt. Am Keltenwall auf der aussichtsreichen Höhe des Alten Burgbergs erfolgte ein Vortrag des Pfarrers Reinartz über die frühe Besiedlung der Umgegend. Seitdem nämlich in jüngster Zeit oberhalb Billig die Spuren des Menschen aus der mittlern Steinzeit und bei Kalkar ein Graburnenfeld aus der frühesten Keltenzeit festgestellt wurden, läßt sich gerade in Kreuz-Weingarten und Umgebung der Beweis für die fortdauernde Besiedlung des obern Erfttales seit den ältesten Zeiten menschlicher Wohnkultur bis auf den heutigen Tag lückenlos führen. Es würde dieser Beweis noch weit eindrucksvoller geführt werden können, wenn von Seiten der Bevölkerung aufschlußreichen Bodenfunden aus der Tiefe, Feuerstein- und andern Steinwerkzeugen, Bronzegräte, Gefäße, Waffen u. dergl. mehr Beachtung geschenkt und sie sofort wissenschaftlicher Beurteilung unterbreitet würden. Es folgte eine Besichtigung des Ringwalles, der als bedeutsames, leider nur erst teilweise erforschtes Glied in einer ganzen Kette von Absperrungen der Eifeltäler gegen die von Norden andringenden Germanen durch Dr. Radermacher Köln gewürdigt wurde. Dann gings zum Römerkanal, der als Wunderwerk römischer Technik besonders von den Besuchern aus dem an Denkmälern der Römerzeit armen Gebiete rechts des Rheines bewundert wurde. Währenddessen tauchten die Fachgelehrten verschiedentliche Meinungen über die im Jugendheim aufgestellte ausgewählte Sammlung römischer und vorrömischer Funde aus, bis zu schnell die Stunde des Aufbruches drängte - stand ja noch außer Kreuz-Weingarten die Kakushöhle, Mayen und Maria-Laach auf dem Tagesprogramm - und die Gäste unter lebhaften Dankesbezeugungen sich verabschiedeten. Dieser Besuch hervorragender Gelehrter aus dem ganzen deutschen Vaterlande hat in erfreulicher Weise gezeigt, wie die Wertung unserer heimischen Denkmäler in maßgebenden Kreisen immer mehr [...]


Entnommen: Euskirchener Volksblatt Nr. 215 vom 16. September 1927




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