Goldenes Doppeljubiläum von Prälat Jakob Hubert Wolfgarten und Franz Nettersheim




Keldenich, 28. Juni. Zum goldenen Doppeljubiläum des hochw. Herrn Prälaten Wolfgarten und seines getreuen Küsters Herrn Nettersheim in Keldenich. 1876 - 29. Juni - 1926. Schon seit Wochen arbeiten die Bewohner Keldenichs daran, das goldene Priesterjubiläum ihres geliebten Pfarrers und Ehrendechanten, des Herrn Prälaten Jakob Hubert Wolfgarten und das goldene Organistenjubiläum seines getreuen Küsters und Organisten Herrn Franz Nettersheim am Feste Peter und Paul feierlich zu begehen. Ein recht seltenes Fest können wir feiern. - Wenige Stunden von hier, in Rheder, Kreis Euskirchen, wurden am 30. August 1850 als jüngster Sproß einer sehr geachteten alt eingesessenen Landwirtschaftsfamilie unser Jubilarpriester geboren. Nachdem er seine Gymnasialstudien in Euskirchen und Münstereifel beendet, studierte er an den Universitäten Münster, Würzburg und Löwen und trat Ostern 1875 in das Priesterseminar zu Köln ein. Hier empfing er aus den Händen des hochw. Herrn Erzbischofs Paul Melchers die Subdiakonats- und die Diakonweihe. In dieser Zeit gingen aber die Wogen des Kulturkampfes sehr hoch. Als infolgedessen das Kölner Priesterseminar am 10. November 1875 polizeilich geschlossen wurde, fand der damalige Diakon Jak. Hubert Wolfgarten gastliche Aufnahme im Priesterseminar zu Meaux bei Paris. In der dortigen Domkirche spendete ihm Monseigneur Richard, damals Weihbischof, später Kardinal von Paris, am 29. Juni 1875 die hl. Priesterweihe. Seine priesterliche Laufbahn begann unser Priesterjubilar am 17. Juli 1876 als Pfarrer von Charmry bei Meaux, wo ihm recht bald alle Herzen seiner Pfarrkinder sehr warm entgegenschlugen. Trotzdem kehrte er 1885 doch in die Heimat zurück und wurde Pfarrverwalter in Bechen bei B.-Gladbach. In kurzer Zeit gelang es ihm, die neue Pfarrkirche aufs schönste auszuschmücken und auch drei neue Glocken anzuschaffen. Da sich jedoch die Regierung seiner Ernennung zum Pfarrer daselbst ohne Angabe von Gründen widersetzte, kam es, daß er nach Keldenich berufen wurde.

Die feierliche Einführung hierselbst fand statt durch den damaligen Dechanten, den hochw. Pfarrer Nießen von Call am 4. September 1891. Der neue Pfarrer schien bei seiner Einführung recht kränklich und schwächlich zu sein, jedoch ist ihm das rauhe Eifelklima recht gut bekommen, so daß er bis heute bereits weit über 34 Jahren in guter Gesundheit für die Pfarrgemeinde überaus segensreich tätig sein konnte. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der Verschönerung des Gotteshauses. Die Arbeiten, die er zu diesem Zweck ausführte, alle aufzuzählen, würde hier zu weit führen. Dieselben sind jedoch in einem Festschriftchen, das dieser Tage erschienen ist, in der Hauptsache dargelegt. Weit wichtiger aber noch als diese Arbeiten sind die Arbeiten, die der hochw. Herr Prälat als Seelsorger leistet, zu bewerten. Mit größter Gewissenhaftigkeit und mit wahrem apostolischem Eifer geht der Jubilar seinen Pflichten als Priester nach. Kein Opfer ist ihm zu groß, keine Anstrengung zu schwer. Um ihm diese Bürde leicht zu machen, wollen wir auf das treueste zu unserm überaus guten Pfarrer stehen und täglich zum Herrn des Himmels und der Erde beten, daß er ihn uns noch viele Jahre erhält!

Unser Organisten-Jubilar, Herr Franz Nettersheim, wurde als ältester Sohn der Eheleute Johann Matthias Nettersheim und Katharina geb. Hütter zu Keldenich am 18. Oktober 1854 geboren. Nachdem er nach seiner Schulentlassung vom damaligen Dechanten, dem hochw. Herrn Pfarrer Nießen in Call Unterricht im Orgelspiel erhalten hatte, wurde er im Jahre 1876 Organist und Chorleiter. In dieser Stellung war er stets bemüht, die Feier des Gottesdienstes zu heben und dadurch mitzuhelfen, den religiösen Sinn seiner Pfarrgenossen zu fördern. Da ihm dies in Wirklichkeit gelungen ist, hat er sich die Liebe und Achtung der Letzteren in so hohem Maße erworben, daß sie es für billig und gerecht erachten, auch sein Jubiläum festlich zu begehen, um ihm den schuldigen Zoll des Dankes zu entrichten und sein Andenken vor Vergessenheit zu schützen. Auch für ihn steigen täglich unsere Gebete zum Himmel, daß Gott ihn noch viele Jahre erhalten möge.

Zum Zeichen der Treue und zum Ausdruck des Dankes prangt auf einer Glocke unseres herrlichen Kirchengeläutes folgende Inschrift: Keldenich stiftet mich zu Ehren der Heiligen Jakobus und Franziskus, zum Andenken an das goldene Doppeljubiläum seines geliebten Pfarres, des Prälaten Jakos Wolfgarten und seines treuen Küsters und Chorleiters Franz Nettersheim. 1876 - 29. Juni - 1926.

Die Feier, die den Vorbereitungen gemäß einen hübschen Verlauf zu nehmen verspricht, wird eingeleitet am Vorabend durch den auf 8 Uhr festgesetzten Huldigungszug zum Pfarrhause. Am Tage selbst werden die Jubilare morgens 9 ½ Uhr am Pfarrhause abgeholt und zu dem um 10 Uhr beginnenden feierlichen Levitenamt geleitet. Dabei bilden die hiesigen Vereine vom Pfarrhause bis zur Kirche Spalier. Auf 12 Uhr mittags ist die Beglückwünschung angesetzt. Nachm. 2 ½ Uhr findet Danksagungsandacht mit nachfolgender Prozession zur Lourdes-Grotte statt. Den Schluß der Festlichkeiten wird eine um 5 Uhr im Ferser'schen Saale tagende Festversammlung bilden. Der Glanzpunkt der letzteren dürfte voraussichtlich das vom Junggesellen- und Theaterverein unter Mitwirkung einiger hiesiger Damen eingeübte, feinsinnige biblische Schauspiel von Pfarrer Sebastian Wieser „Vom Paradies und Brudermord“ sein.


Entnommen: Euskirchener Volksblatt Nr. 147 vom 28. Juni 1926




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