Tagung des Eifelvereins und Besichtigung des Römerkanals




Kreuzweingarten, 6. Juni. „Wer zählt die Völker, nennt die Namen - die gastlich hier zusammenkamen“ - so konnte man heute ausrufen, als die Scharen der Mitglieder und Freunde des Eifelvereins in unseren idyllisch gelegenen Ort zusammen strömten. Aus köln, Mülheim, Brühl, Wesseling, Münstereifel, Euskirchen, Satzvey und der ganzen Umgegend waren sie herbeigeeilt, um der Tagung des Eifelvereins und der Besichtigung des Römerkanals und des Keltischen Ringwalles beizuwohnen. Unter Führung des Herrn Dr. Hagen vom Provinzial-Museum in Bonn gings zunächst auf den Burgberg, um dessen Kuppe sich der Ringwall zeiht. Im Laufe der Woche waren von kundiger Hand durch Wälle und Gräben an verschiedenen Stellen Durchschnitte gemacht, und so konnte genannter Herr an der Hand von Plänen und Skizzen an Ort und Stelle in erläuterndem Vortrage Bau und Zweck der Anlage klarstellen. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgten die Hunderte von Zuhörern den interessanten und lehrreichen Ausführungen. Mit Staunen und Verwunderung fühlte man sich zurückversetzt in die Zeit vo 2 ½ Tausend Jahren, da die damaligen Bewohner des Erfttales mit den primitivsten Hilfsmitteln diese Fluchtburg schufen, wohin sie sich zur Zeit der Gefahr zum Schutz und zur Verteidigung zurückzogen. Welch harte Kämpfe mögen hier getobt haben. Es wäre eine schöne Aufgabe für die berufenen Kreise, wenn wenigstens ein kleines Stück dieser Befestigung in der ursprünglichen Form wieder hergestellt würde; erst dann könnte man sich einen klaren Begriff von dem Ringwall und seiner Bedeutung machen. - Nach 3 Uhr gings hinab ins Dorf zum gastlichen Jugendheim, das sich nach gründlicher Renovierung in wahrem Festwande den staunenden Gästen präsentierte. Leider konnte es die große Schar bei weitem nicht fassen. Von Jungfrauen der Pfarre wurde hier ein schmackhafter Kaffee serviert, und bald entwickelte sich in den trauten Räumen ein „köstliches“ Leben und Treiben. Nach gründlicher leiblicher Stärkung begann dann die Tagung. Herr Bürgermeister Zander aus Satzvey begrüßte die Gäste im Namen der hiesigen Ortsgruppe. Herr Pfarrer Reinartz hielt einen fesselnden Vortrag über den Römerkanal, der grade in Kreuz-Weingarten am besten und bequemsten zu besichtigen sei. Die hochinteressanten Ausführungen des hochw. Redners fanden herzlichste Aufnahme und regen Beifall. In bunter Reihenfolge folgten Reden und Gegenreden, die sich alle mehr oder weniger mit dem Schutz des Römerkanals in unserer Gemeinde befaßten, der nach der Freilegung tatsächlich eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges geworden ist. Es würde zu weit führen, auf den Inhalt der Reden hier näher einzugehen, zumal bestimmte Beschlüsse noch nicht gefaßt wurden; aber die Gewißheit konnte man daraus bestimmt entnehmen, daß der Zweckverband der Eifelvereine von Groß-Köln in Verbindung mit den hiesigen Ortsgruppen es als Ehrensache betrachten, den Römerkanal in seiner jetzigen Verfassung zu erhalten und auch bereit sind, dafür finanzielle Opfer zu bringen. Das ist der schöne Erfolg der hiesigen Tagung. Dieselbe wurde noch wesentlich gehoben durch den exakten Vortrag von Volks- und Heimatliedern von seiten des hiesigen Kirchenchors, die von den begeisterten Zuhörern dankbar entgegengenommen wurden. Nachdem dann der Römerkanal eingehend besichtigt worden, zerstreuten sich die Teilnehmer nach allen Richtungen. Viel aber kehrten noch einmal zurück zum traulichen Jugendheim, um dort in gemütlicher Sitzung die Abfahrt der Züge abzuwarten. Alle trennten sich von Kreuz-Weingarten mit dem Bewußtsein, einen schönen und erhebenden Nachmittag verlebt zu haben mit dem lebhaften Wunsche: „Auf frohes Wiedersehen!“ - Vereine und Gesellschaften von nah und fern seien bei dieser Gelegenheit auf das Jugendheim hingewiesen als geeignetes Lokal zu Ausflügen und Versammlungen.


Entnommen: Euskirchener Volksblatt Nr. 130 vom 8. Juni 1926




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