Der Köhlerbub vom Veybachtal




Weingarten, 17. Nov. Einen besonderen Genuß bot am vergangenen Sonntag der Jünglingsverein Weingarten seinen Besuchern im idyllisch gelegenen Jugendheim. Ein Stück Heimatgeschichte aus der Zeit der Kreuzzüge war es, da sich vor der andächtig lauschenden und schauenden Theatergemeinde in farbenprächtigen Bildern abspielte. „Der Köhlerbub vom Veybachtal“, nach Hein Kessel's historischer Erzählung „Heinz von Zievel“ bearbeitet, wurde von der jungen Spielerschar in packender Weise dargestellt. Ein wie seines künstlerisches - nicht gekünsteltes - Empfinden die jungen Leute der darstellenden Muse entgegenbrachten, zeigte sich darin, daß sie die ihnen zugewiesenen Rollen nicht nur mimten, sondern erlebten. Mit besonderer Bravheit spielten ihre Rolle Kühlerkaspar und Kräuterkathrein, die den derb gutmütigen Ton schlichter Köhlersleute in richtiger Weise wiederzugeben vermochten. Schuld und Sühne wußte die Darstellerin der „Agnes von Hengebach“ recht gut zum Ausdruck zu bringen. Die jugendliche Begeisterung und reine Liebe des vermeintlichen Köhlerhanes, der als Heinz von Zievel das schlichte Bauernmädchen zum Altar führte, fand ungeteilten Beifall. Besonderen Dank verdienen Herrn Pfarrer Reinartz und Herr Tuchfabrikant Becker, welche durch sorgfältiges Einstudieren und langes Proben den Erfolg des Abends sicherten. Eine besondere Note empfing die Veranstaltung auch durch die Anwesenheit des derzeitigen Besitzers der Burg Zievel, des Herr Oekonomierats Krewel. Er führte in seinen Dankesworten aus, daß nach der Familie v. Hengebach noch manches Geschlecht die Burg Zievel bewohnt habe, daß seine Familie nun aber schon 170 Jahr dort ansässig sei und sich mit Heimat und Volk innig verwachsen fühle. Heimatliebe und Heimatfreude seien es ja auch, die den Verfasser des „Heinz von Zievel“ in seiner historischen Erzählung und die trefflichen Spieler bei ihrer Darstellung geleitet hätten. Mit Beifall wurde auch die Nachricht aufgenommen, daß Herr Kessel, der Verfasser des Heimatromans, anwesend sei; er mußte sich wiederholt den Anwesenden zeigen. Eine Wiederholung des Heimatspiels findet am kommenden Sonntag um 5 Uhr statt. Es erübrigt sich wohl, noch einmal empfehlend darauf hinzuweisen. - Wie wir vernehmen, findet die Aufführung des „Heinz von Zievel“ an den Weihnachtstagen in Wachendorf statt. Man hat dort mit der Einstudierung bereits begonnen.


Entnommen: Euskirchener Volksblatt Nr. 268 vom 17. November 1925




EVB Nr. 266 vom 14. November 1925





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