Kirchliches Brauchtum in der Pfarrei Heilig Kreuz |
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Von Hermann Josef Kesternich |
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Kirchliches Brauchtum unterscheidet sich von weltlichem Brauchtum durch die Einbindung in die Feste des Kirchenjahres und die liturgischen Vorschriften, wie sie in den liturgischen Büchern der Kirche vorgeschrieben sind: im Missale und Rituale Romanum sowie im Benedictionale. Daneben kann die örtliche Bischofskonferenz Vorschriften zum kirchlichen Brauchtum festlegen. Ortsspezifisch religiöse Bräuche sind nicht reglementiert, z. B. das Beiern der Glocken an Festtagen. In Kreuzweingarten unterscheidet sich besonders die Form der Begräbnisse von vielen anderen Pfarreien, wie Pastor Dr. P. Irrgang ausführt: "Die Sterbeglocke wird geläutet, wenn jemand gestorben ist. So wie in manchen anderen Pfarreien pflegen wir noch die dreitägige Gebetswache in der nicht mehr ganz festgefahrenen Form des Rosenkranzgebetes; die brennende Osterkerze steht neben dem Sarg in der Friedhofskapelle. Die Reihenfolge bei uns ist in anderen Orten gar nicht mehr üblich: zuerst Gebet in der Friedhofskapelle, dann die Beerdigung und anschließend die Exequien. Vermutlich eine besondere Eigenart bei uns ist das Läuten der Totenglocke, in diesem Fall der ,Friedensglocke', derweil die Gläubigen vor der Friedhofskapelle einen Teil des Rosenkranzes beten, und nach der Beerdigung der Gang des Pastors mit den Meßdienern zu den Priestergräbern zum Gebet für die verstorbenen Seelsorger der Pfarrei." Ein Aufsatz über kirchliches Brauchtum ist daher nicht eine bloße Aufzählung des Procedere bei Sakramentenspendung, Sakramentalien (den Sakramenten ähnliche Riten und Gegenstände, die nicht wie die Sakramente von Christus, sondern von der Kirche eingesetzt sind) und Prozessionen; kirchliches Brauchtum hebt Pfarrbezirke voneinander ab und läßt Verschiedenartigkeit erkennen. Es ist offensichtlich, daß kirchliches Brauchtum einer Pfarrei nicht zuletzt vom jeweiligen Pfarrer bestimmt und gefördert wird. Pfarrerwechsel sind daher nicht selten Ursache für Diskontinuität von Bräuchen oder Schaffung von neuen Ansätzen für Brauchtum. Die seit der letzten Pfarrereinführung (1985) in Kreuzweingarten neu ins Leben gerufenen oder neubelebten Bräuche sind im Aufsatz mit (n) gekennzeichnet. Typisch hierfür sind die geistlichen Konzerte in der Mitte des Advent und der Fastenzeit sowie die Patronatsfeste für die Kinder im liturgischen Dienst. Bei genauerem Betrachten und Vergleichen mit Nachbarpfarreien stellt man bald fest, daß sich eigenständige kirchliche Formen von Brauchtum allenthalben entwickelt haben, die zweifelsfrei nicht gegen die römischen Liturgievorschriften verstoßen, sondern in sie eingebettet sind. Hier ist zum Beispiel an die "Frühschichten " zu denken, meditative Meßfeiern an den Freitagen der Advents- und Fastenzeit morgens um 6 Uhr. Diese Art der Vorbereitung auf die Hochfeste des Kirchenjahres ist ein Brauch, der sich erst Mitte der 80er Jahre in Kreuzweingarten eingebürgert und viel Zuspruch bei den Gläubigen gefunden hat, zumal im Anschluß an die Messe im Jugendheim gemeinsam Kaffee getrunken wird. |
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Bei dem vorgenannten Beispiel sind folgende Charakteristika festzustellen: |
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1. Einhaltung der Liturgie, wie sie vom römischen Ritus vorgeschrieben ist; |
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2. die Thematik des Gottesdienstes wird durch das Kirchenjahr bestimmt; |
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3. im Anschluß an die kirchliche Feier wird die Mahlgemeinschaft im Profanbereich fortgesetzt. |
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Ähnlich verhält es sich mit den Pfarrfesten, die in fast allen Pfarreien durchgeführt werden; auch hier schließt sich an den Gottesdienst eine weltliche Feier an, die neben der Möglichkeit, Kontakte mit den Pfarrangehörigen zu pflegen, meist noch den Nebeneffekt der Geldeinnahme für pfarrlich gebundene Zwecke hat. Die Durchführung der Pfarrfeste in größerem Umfang ist sei Anfang der 70er Jahre zu beobachten und geht einher mit der Einrichtung von Pfarrgemeinderäten, deren Aufgabe es u. a. ist, bei der Liturgie der Gottesdienste mitzuwirken und weltliche Feiern der Pfarrei zu gestalten. |
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Die Relikte der Kirmesfeier zeigen einen mit den Pfarrfesten vergleichbaren Ablauf: Dem Gottesdienst folgt die Gefallenenehrung und Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Friedhof. Daran schließt sich eine musikalische Darbietung des örtlichen Musikvereins ,Heimatklang' vor dem Pfarrhaus an. Höhepunkt des Ständchens ist das Fähndelschwenken zu Ehren des Pfarrers, der anschließend zu einem Umtrunk einlädt. Musikanten, Fähndelschwenker und Zaungäste begeben sich danach zum Frühschoppen. |
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Während in den beiden ersten Beispielen der Rahmen des Brauchtums sich mehr oder weniger eng auf den innerkirchlichen Bereich richtet, wird aus dem zuletzt geschilderten Beispiel ersichtlich, daß sich kirchliches :und weltliches Brauchtum überschneiden, ja sogar daß weltliches Brauchtum ohne den religiösen Hintergrund der Kirmes ( = Kirchweih oder Patronatsfest der Kirchengemeinde) unverständlich wäre. |
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Das kirchliche Brauchtum in der Pfarrei Hl. Kreuz soll an folgenden Schwerpunktthemen erörtert werden: Kalendarium der Pfarrei, Prozessionen und Wallfahrten, Bräuche in der Weihnachtszeit: Krippe und Johannesminne. |
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I. Der Pfarrkalender des Jubiläumsjahres 1993 |
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Ein Blick in den Kalender der "Pfarrgemeinde Heilig Kreuz Kreuzweingarten/ Rheder" für das Jahr 1993 gibt einen umfassenden Überblick über das religiöse Brauchtum der Gegenwart in der hiesigen Pfarrgemeinde: |
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03. Januar: |
Aussendung der
Sternsinger |
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Zu diesen kirchlichen Bräuchen kommen die bereits erwähnten Frühschichten in der Advents und Fastenzeit. Nach dem
obenstehenden Festkalender finden wir B. kirchliches
Brauchtum, das außerhalb des Gotteshauses stattfindet: C. Überschneidung
von kirchlichem und weltlichem Brauchtum: D. Weltliches
Brauchtum im Anschluß an kirchliche Feiern: E. Patronatsfeste
der Gruppierungen im liturgischen Dienst: |
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II. Prozessionen und Wallfahrten der Pfarrei Heilig Kreuz |
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(Zum Sprachgebrauch sei vermerkt, daß in den folgenden Ausführungen unter einer Prozession ein feierlicher Umzug von Priester und Gläubigen innerhalb oder außerhalb der Kirche zu verstehen ist; eine Wallfahrt führt die Gläubigen zu einer bestimmten Kultstätte, an der ein bestimmtes Kultobjekt verehrt wird.) Das Fest der "Darstellung des Herrn", das vor der Liturgiereform von 1960 auch als Fest "Mariä Lichtmeß" gefeiert wurde, eröffnet den Reigen der Prozessionen im Kirchenjahr. An diesem Tag werden die Kerzen gesegnet: Durch die Weihe werden sie aus dem Profanen herausgehoben, sie werden zum Sakramentale, gesegnet "zum Gebrauch der Menschen und zur Gesundheit des Leibes und der Seele für alle", wie es im Gebet zur Kerzenweihe vor der 0. e. Reform hieß. Nach der Segnung ziehen die Gläubigen in Prozession zur Kirche. Es ist Brauch, daß in katholischen Haushalten gesegnete Kerzen vorgehalten werden, die bei bestimmten Anlässen wie Krankheit, Gewitter, Examensnöten, Krankenkommunion u. dgl. entzündet werden. Am Samstag vor dem Passionssonntag wallfahrten die Männer abends nach Maria Rast; nach einer kurzen Andacht begeben sie sich wieder zurück nach Kreuzweingarten, wo in der Kirche Messe gefeiert wird. An dieser Messe nehmen Männer aus Euenheim, Stotzheim, Kuchenheim und Euskirchen teil, die ebenfalls in Prozessionen nach Kreuzweingarten gekommen sind. Der Palmsonntag sieht gleich zwei Prozessionen vor: Palmprozession und Römerfahrt. Vor der Messe werden Buchszweige und Weidenkätzchen gesegnet; die Gläubigen ziehen singend zur Kirche und tragen die geweihten Zweige als "Zeichen des Lebens und des Sieges, mit denen wir Christus, unserem König, huldigen" wie es im Segensgebet über die Zweige heißt. Nach der Messe nehmen die Gläubigen geweihte Zweige mit nach Haus und befestigen sie an den Kruzifixen ihrer Wohnungen, an Türeingängen oder stecken sie in ihre Gärten oder Äcker mit der Bitte, der Segen, der über die Zweige ausgesprochen wurde, möge sich auf Wohnung und Feld übertragen. Übrig gebliebene Zweige werden getrocknet und verbrannt; die Asche wird aufbewahrt und dient am Aschermittwoch zur Austeilung des Aschenkreuzes. Die zweite Prozession am Palmsonntag von Kreuzweingarten nach Rheder ist als Römerfahrt bekannt. Die Römerfahrt geht auf einen alten Brauch in Rom zurück, der festlegte, daß Papst, Klerus und Volk in Prozession von einer Versammlungskirche zum gemeinsamen feierlichen Gottesdienst in einer vorher bekanntgegebenen Kirche zogen. Am 01. Mai, dem Beginn des Marienmonats, wallfahrtet die Pfarrgemeinde nach Maria Rast, um dort an Meßfeier und Lichterprozession teilzunehmen. |
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Am Kirmesmontag - wie auch am Allerheiligentag - ziehen Priester und Gläubige nach der Messe über den Friedhof; dabei werden die Gräber gesegnet. Dieser Brauch zeugt einerseits von dem memento mori - dem Gedanken ans Sterben, andererseits zeigt er die Verbundenheit der Lebenden mit den Toten, die ihnen "im Zeichen des Glaubens vorangegangen sind". An den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt ziehen Bittprozessionen durch die Gemarkung von Kreuzweingarten und Rheder, um den Segen Gottes auf die Früchte des Feldes und der Gärten als Grundlagen der Nahrung herabzuflehen. Ein Gesätz des Rosenkranzes lautet: "Jesus, der uns die Früchte der Erde geben und erhalten wolle - der uns an Leib und Seele beschützen wolle." An Fronleichnam zeigen Dorf und Kirche Flagge. Die Prozession, die einzige in Kreuzweingarten, in der das Allerheiligste mitgeführt wird, wird u. a. von der Marien- und der Matemusfahne begleitet. Die Marienfahne wird von einem Mann getragen, der im Verlauf des vergangenen Jahres geheiratet hat; die Träger der Fahnen werden jeweils vom Brudermeister und Pfarrer bestimmt. Die Maternusfahne erinnert an die Wallfahrt der Kreuzweingartener zur Gedächtnisstätte des hl. Matemus, dem ersten Bischof von Köln, nach Rodenkirchen: Bis KaIscheuren benutzte man die Bahn, um von dort aus zu Fuß nach Rodenkirchen zu wallfahrten. Die Fronleichnamprozession findet abwechselnd in Kreuzweingarten und Rheder statt. In Kreuzweingarten werden die vier Segen in der Kirche, auf dem Münsterberg, an der "Madonna an der Erft" und wieder in der Kirche erteilt. In Rheder ist der erste Segen nach der Messe auf dem Gelände der Firma Kalff, dann auf dem Kieselweg, in der Schäferei und schließlich in der Kapelle. Die Segensaltäre werden von der Nachbarschaft gestaltet. In den letzten Jahren war zu beobachten, daß die Kinder im liturgischen Dienst kleine Blumenteppiche mit religiösen Motiven gelegt hatten, wie das früher üblich war. Der Baldachin wird von Mitgliedern der Schützenbruderschaft getragen. |
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Fronleichnamsprozession in den 50er Jahren (Repro) |
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Am 15. August feiert die Kirche das Fest Mariä Himmelfahrt, das im Volksmund Mariä Krokwöisch ,Maria Krautwisch' heißt. An dem Tag (oder dem darauffolgenden Sonntag) findet auf dem Friedhof die Kräuterweihe statt. Bei der Segnung der Kräuter und Blumen wird um das leibliche und seelische Wohlergehen und um den Schutz vor widrigen Einflüssen gebetet. " Vielleicht hängt diese Weihe auch zusammen mit der frommen Legende, nach der die heiligen Apostel, als sie das Grab der seligsten Jungfrau Maria noch einmal öffneten, darin nicht mehr deren heiligen Leichnam, sondern Blumen fanden.." 1 Nach der Segnung der Kräuter zieht man in Prozession in die Kirche. Die geweihten Kräuter soll man mit Ehrfurcht und Vertrauen zur Gottesmutter aufbewahren. Die Kreuzweingartener schließen sich bei der Wallfahrt zum Michelsberg den Stotzheimer und bei der Wallfahrt nach Barweiler den Arloffer Wallfahrern an. Kevelaer und Banneux, in letzter Zeit Echternach, sind ebenfalls Wallfahrtsorte, die in Beziehung zu Kreuzweingarten stehen. Als das Dorf noch landwirtschaftlich ausgerichtet war, gingen vereinzelt Wallfahrer am 1. Februar nach Eicherscheid, um die hl. Brigida, die Schutzpatronin des Viehs, zu verehren. Charakteristisch für Kreuzweingartener Prozessionen sind zwei Gesätze, die Bezug zur Pfarrgemeinde haben und anderswo nicht bekannt sind: "Jesus, durch dein heiliges Kreuz erlöse uns - wir bitten dich erhöre uns", eine Reminiszenz an das Pfarrpatronat in Kreuzweingarten ebenso wie das Gesätz: "Mutter vom guten Rat - steh uns bei mit Rat und Tat" an das Kapellenpatronat in Rheder. Ein weiteres Gesätz, das andernorts weniger bekannt ist, lautet "Heiliger Schutzengel mein - laß mich dir anbefohlen sein" . |
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III. Bräuche in der Weihnachtszeit: Krippe und Johannesminne |
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Das Brauchtum in der Weihnachtszeit hat in Kreuzweingarten Tradition. Nicht zuletzt das Kreuzweingartener Krippenspiel hat viele Dorfbewohner für Krippendarstellungen sensibilisiert. Die Kreuzweingartener Krippe unterscheidet sich von vielen anderen. Nicht die Figuren sind es, die den Unterschied ausmachen, sondern die Symbolik, die sich von vielen anderen Krippendarstellungen abhebt. Dies trifft vor allem zu für das Krippenbild der Anbetung der Hirten, von dem hier nur die Rede sein soll. Im Mittelpunkt der Darstellung sind natürlich das Kind in der Krippe mit Maria und Josef. Der Engel der Verkündigung und die Hirten mit ihren Schafen fehlen ebensowenig wie Ochs und Esel, von denen es beim Propheten Jesaja heißt: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn. Israel aber hat ... keine Einsicht" Jes 1,3). Das Geschehen der heiligen Nacht wird begleitet von einer bildlichen Darstellung Kreuzweingartens mit Blick von der Straße Am Römerkanal: Zu erkennen sind Häuser der Antweiler Straße, die überragt werden von der auf dem Berg gelegenen Kirche. Darüber aber steht das Hochkreuz. Immer wieder dieses Zeichen des Kreuzes, das dem Ort den Namen gab: Ein Kreuz ist auch an der Rückwand des Stalles zu sehen, direkt über der Krippe: Zeichen für den späteren gewaltsamen Tod des Neugeborenen. An der rechten Vorderstütze des Stalles sind drei blutrote Nelken, die im Volksmund auch "Näälche", d. h. Nägelchen, genannt werden: Sinnbilder für die Marterwerkzeuge der Kreuzigung. Die Weidefläche der Schafe ist durchsetzt mit Alpenveilchen, der Marienblume, die wegen ihrer blutroten Färbung im Innern an Marias vor Schmerz blutendes Herz erinnert, wie es Simeon in Lk 2,35 weissagte: "Dir selbst aber wird ein Schwert die Seele durchdringen"! Vor dem Stall stehen ein paar Schuhe, so als ob jemand sie ausgezogen hätte, um die Geburtsstätte nicht schmutzig zu machen. Die Symbolik der Schuhe geht weiter: hier ist heiliger Boden. Wie Mose angesichts des brennenden Dornbuschs die Schuhe auszog, so hat Josef sie an der heiligen Stätte der Geburt des Gottessohnes abgelegt. An der Vorderseite des Stalles sind zwei Harfen angebracht. Das Zeichen der Harfe ist das Wappen des Königs David: Bethlehem, die Stadt Davids, Geburtsort des Erlösers. An Bethlehem, das übersetzt "Haus des Brotes" heißt, erinnert auch das Ährenbündel in der rechten Ecke des Stalles. Dagegen sind die Weizenähren links von der Krippe zunächst Sinnbild für die Eucharistie, in der Christus sich den Gläubigen in Gestalt des Brotes gibt. Darüber hinaus sind die Weizenähren auch Symbol für den Tod und die Auferstehung Jesu. Der Symbolreichtum der Krippendarstellung ist beabsichtigt und soll dazu beitragen, dem Betrachter die Geheimnisse von Geburt und Tod Jesu näherzubringen. Es war das Bestreben des Evangelisten Johannes, den Menschen dieses Geheimnis des Mensch gewordenen Gottessohnes in der Frohen Botschaft zu verkünden. Die Kirche feiert sein Gedächtnis am 27. Dezember. In Kreuzweingarten wird an diesem Tag der Johanneswein gesegnet, auch unter dem Namen Johannesminne bekannt. Die Gläubigen bringen zum Gottesdienst einige Flaschen Wein mit, die vom Priester gesegnet werden. Nach der Messe reicht der Priester den Gläubigen von dem gesegneten Wein mit den Worten: " Trink die Liebe des heiligen Johannes". Der gesegnete Johanneswein wird von den Gläubigen nach Hause getragen und im Kreis von Freunden getrunken. Der Brauch, den Johanneswein zu segnen, geht zurück auf die Legende, nach der Johannes mit den Bewohnern von Ephesus darüber stritt, was der rechte .Glaube sei. Er ließ sich vom heidnischen Oberpriester einen Kelch mit vergiftetem Wein geben. Er machte das Kreuzzeichen über den tödlichen Trank und leerte den Becher unbeschadet. Daher ist der Kelch mit einer Schlange eines der Attribute des Evangelisten Johannes. Seine innige Verbundenheit mit Jesus, dessen Lieblingsjünger Johannes war, wird oft dargestellt auf Abendmahlsbildern, wo Johannes an der Seite Jesu ruht. Dieser Bildtypus ist als ,,Johannesminne" bekannt. |
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Krippe in der Kirche |
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Krippe Franz Spilles, 1992 |
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IV. Zusammenfassung |
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Selbst der kirchenferne Betrachter wird zugeben, daß das Gemeinschaftsleben im Dorf durch das religiöse Brauchtum mitgestaltet und - geprägt wird. Das Zusammengehörigkeitsgefühl würde Schaden nehmen, wenn kirchliches Engagement und Brauchtum aus der Öffentlichkeit verschwänden. Dies wäre in besonderem Maße der Fall bei den Festlichkeiten, bei denen sich kirchliche und weltliche Bräuche überschneiden und ergänzen. Für den praktizierenden Gläubigen würde der Wegfall kirchlichen Brauchtums den Verlust des Sinnenfälligen bedeuten, das es dem, der sich um den Glauben bemüht, erleichtert, die Mysterien des Glaubens anzunehmen. Erst die Einbettung weltlicher Feiern in kirchliche Feierlichkeit spricht den Menschen ganzheitlich an Körper und Geist, Leib und Seele, Verstand und Gemüt an. |
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Literatur: |
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Seibert, 1. Lexikon
christlicher Kunst, Freiburg 1986. |
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Anmerkungen |
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1) Schott, A., Das Meßbuch der heiligen Kirche, Freiburg 1956. |
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Entnommen: 1100 Jahre Wingarden - Kreuzweingarten 893 - 1993 |
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