Überschwemmungen der oberen Erft |
Von Hans Regh |
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Die älteste Nachricht, die zu diesem Beitrag bekannt ist, betrifft eine Erftüberschwernmung am |
26. Mai 1393 |
bei der "nach ein Uhr ein großes Wasser fiel", so daß in Münstereifel die Hospitalsbrücke überschwemmt wurde. Am |
11. Juni 1402 |
"war ein großes Gewässer binnen Münstereifel, das wohl 3 bis 5 Häuser in Münstereifel wegführte, und nicht ein Steg noch eine Brücke blieb stehen darinnen. Darum gingen die Herren von dem Kloster und die Bürger zwei Bittfahrten nach Weingarten und Schweinheim." Zweck dieser Bittgänge war die Abwendung des Hochwassers. In späterer Zeit wird über die Wiederholung dieser Wallfahrten nicht berichtet. Es ist daher anzunehmen, daß sie nicht zur Regel wurden. |
18. August 1404 |
"Im Jahre des Herrn 1404 auf St. Helenentag war nochmal ein selbes Wasser, und es war mehr als das erste und tat auch großen verderblichen Schaden." |
6. Juli 1416 |
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5. Juni 1533 |
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11. Juni 1542 |
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1. März 1692 |
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27. März 1760 |
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26.-27. Juli 1795 |
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2. Mai 1813 |
Durch das Hochwasser der Erft wurden in der Stadt Münstereifel 8 Wohnhäuser zerstört. |
2. Mai 1818 |
Über diese Katastrophe gibt es eine ausführliche Beschreibung. Die Kölnische Zeitung, die damals viermal wöchentlich erschien und zu den angesehensten Zeitungen Deutschlands zählte, brachte mit Datum vom 3. Mai 1818 einen ausführlichen Bericht, obwohl sie sonst grundsätzlich die Aufnahme sämtlicher Lokalereignisse ablehnte. Nach diesem Bericht vereinigten sich in der Nähe Münstereifels gegen 2 Uhr nachmittags drei Gewitter, durch die nach einem zunächst sanften Regen solche Regen- und Hagelmengen fielen, daß die Erft kräftig anschwoll und durch die oberen Stadttore große Wassermassen in die Stadt hereinströmten. Gegen 5 Uhr nachmittags standen bereits die Häuser in der Talebene zum Teil bis zum 1. Stock im Wasser. Die Schäden in Münstereifel und in den damals zur Bürgermeisterei Münstereifel gehörenden Ortschaften sind in den zahlreichen Akten des Stadtarchivs beschrieben. Sieben Personen sind in den Fluten ertrunken; zahlreiches Vieh ist umgekommen; 17 Häuser in der Wertherstraße waren nicht mehr bewohnbar, und 5 Häuser wurden wegen Einsturzgefahr auf Abbruch verkauft. In Iversheim wurden 53 Gebäude schwer beschädigt und 9 ganz fortgerissen. 50 Stück Rindvieh, 81 Schafe, 12 Ziegen und 13 Schweine ertranken. Arloff-Kirspenich hatte einen Verlust von 30 Stück Rindvieh, 54 Schafen, 4 Schweinen, 3 Eseln und einer Ziege zu beklagen. In Münstereifel waren 215 Familien, in Eicherscheid 37, in Iversheim 33 und in Arloff - Kirspenich 54 Familien hilfsbedürftig. Fast die ganze Ernte des Jahres 1818 war verloren, und bei der Verwüstung der Felder waren auch künftige Ernten betroffen. |
Da Weingarten nicht zur Bürgermeisterei Münstereifel gehörte, gibt es keine Nachrichten über das Ausmaß der Schäden im Dorf Weingarten. Lediglich ein in die Mauer der Hofeinfahrt der Gastwirtschaft "Zum alten Brauhaus" eingelassener Sandstein mit einer Hochwassermarke und der Aufschrift "Hier stand Wasser d. 2. Mai 1818" zeigt an, welche Höhe das Wasser an diesem unglückseligen Tag im Dorf erreicht hatte. Hiernach waren nur die Kirche, die Schule und 4 oder 5 Häuser im Oberdorf vom Hochwasser verschont. |
Vom 21. April 1848, 26. Mai 1853, 1. Juni 1853, 17. August 1858, 27. April 1863 und 10. August 1870 sind Erftüberschwemmungen mit großen Schäden an baulichen Anlagen und Feldfrüchten bekannt. |
16. und 23. Juni 1888 |
Erftüberschwemmungen infolge wolkenbruchartigen Regens. Das gesamte Wiesental von Weingarten bis Stotzheim war verschlammt. Der Kreis Euskirchen zahlte Entschädigungen zwischen 20 Mark und 50 Mark an Bewohner des Unterdorfes in Weingarten, und zwar an Adolf Ruhr, Peter Morenhoven, Franz Krebs und Heinrich Schmitz für Schäden an Wohnhäusern und Nebengebäuden. |
17. Mai 1911 |
Tag und Nacht anhaltende heftige Regengüsse richteten großen Schaden in den Fluren an. Die Erft führte Hochwasser und verursachte große Überschwemmungen. In Arloff mußten die Kinder mit Fuhrwerken aus der Schule geholt werden; in Weingarten machte der Briefträger seinen Bestellgang zu Pferde (Posthilfsstelle in der Gastwirtschaft Wolfgarten). |
4. Juni 1921 |
Schweres Unwetter mit Hagel und wolkenbruchartigem Regen. Der Zug von Euskirchen nach Münstereifel mußte vor Iversheim auf freier Strecke stehen bleiben, weil die Gleise unter Wasser standen. |
10. Mai 1922 |
Am Christi-Himmelfahrts- Tag war ein Unwetter mit fast hühnereidicken Hagelkörnern, wodurch Dachziegel und Fenster zerschlagen wurden; an der Erft waren Acker und Wiesen überschwemmt. |
17. Mai 1926 |
Die Erft und die Nebenbäche führten nach anhaltendem Regen Hochwasser; im SchIeidtal entstanden große Verwüstungen. |
25./26. Juni 1953 |
Wolkenbruchartige Regenfälle am 25. Juni ab 16 Uhr und in der Nacht zum 26. Juni hatten zu großen Überschwemmungen geführt und die Erft von Eicherscheid bis Weilerswist breit über die Ufer treten lassen. Insgesamt fielen 50 Liter Wasser auf einen Quadratmeter. Die größten Schäden entstanden zwischen Münstereifel und Arloff - Kirspenich. Die Züge der Strecke Euskirchen - Münstereifel fuhren sehr langsam über die Erftbrücken, da eine Unterspülung des Bahnkörpers zu befürchten war. In Kreuzweingarten kam es im Unterdorf und der tiefer gelegenen Bahnhofstraße zu großen Überschwemmungen; der Haltepunkt der Bundesbahn war nicht erreichbar. Die Häuser im Unterdorf mußten teilweise geräumt und das Vieh mußte in Sicherheit gebracht werden. Zwischen Kreuzweingarten und Rheder war ein See vom Erftbett bis zum Hardtwald entstanden. Die Verbandstoff-Fabrik Kalff, die wegen Hochwassergefahr auf Pfeilern erbaut und mit Schutzdämmen versehen ist, war von den Wassermassen vollkommen eingeschlossen. In den Fabrikräumen stand das Wasser 80 cm hoch. |
10. Juni 1955 |
Noch hatten die Fronleichnamsprozessionen nicht die schützenden Kirchen erreicht, als der Himmel schon seine Schleusen öffnete. Es begann mit einem leichten Gewitter, dem ein wolkenbruchartiger Regen folgte. Dies hielt den ganzen Nachmittag und die nächste Nacht an. Von den Hängen schossen Wildbäche hinab, die mit unvorstellbarer Wucht alles, was im Wege war, zu Tal rissen. Die Schäden waren beträchtlich. In Arloff waren die Flurschäden wieder einmal außerordentlich hoch. Oberhalb von Arloff glich die Landschaft einem See. Im Unterdorf in Kreuzweingarten stand das Wasser in einzelnen Häusern über 1 m hoch; der Haltepunkt der Bundesbahn war wiederum nur mit Traktoren zu erreichen. Diesmal betrug die Niederschlagsmenge 35 Liter auf einen Quadratmeter. |
Erftüberschwemmungen in Kreuzweingarten in den 50er Jahren |
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29. Mai 1956 |
Die Hochwasserkatastrophe wurde durch lange anhaltenden wolkenbruchartigen Regen verursacht. In Iversheim, Arloff, Kirspenich, Kreuzweingarten und Rheder ergossen sich die Wassermassen wie in allen voraufgegangenen Fällen auch diesmal wieder über die tiefliegenden Straßen, Plätze und Felder und in die Parterrewohnungen, Keller, Scheunen und Stallungen. Schutt, Schlamm, Geröll, beschädigte Häuser, abgesoffene Keller, totes Vieh und entwurzelte Bäume waren die Bilder des nächsten Tages. Die Beseitigung der Schäden an Wegen, Brücken und am Erftlauf beziffert der Oberkreisdirektor in einem Schreiben an die Bezirksregierung zu Köln au 936000 DM. Die Schäden an öffentlichen Anlagen in Kreuzweingarten wurden mit 15000 DM beziffert. Am Werthertor in Bad Münstereifel befindet sich in einer Höhe von 1,00 m eine Hochwassermarke zu dem Hochwasser vom 29. Mai 1956. |
Am 3. Juni 1961, |
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10. Dezember 1966 |
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Die Verringerung der Hochwasserspitzenmenge bewirkt eine bedeutende Minderung von Hochwassergefahren unterhalb des Rückhaltebeckens. Aus betrieblichen Gründen wird eine kleine ständige Wasserfläche am Sperrdamm gehalten, so daß ein großer Stauraum im Falle eines Hochwassers zur Verfügung steht. Im übrigen haben die zahlreichen Erftregulierungen, die in den vergangenen Jahrzehnten von der Erft - Unterhaltungs - Genossenschaft mit Unterstützung des Kreises Euskirchen durchgeführt wurden und die nunmehr zu den Aufgaben des Erftverbandes Bergheim/Erft gehören, wesentlich dazu beigetragen, die früher in kurzen Zeitabständen immer wieder aufgetretenen Überschwemmungen der oberen Erft zu verhüten bzw. die Schäden soweit wie möglich in Grenzen zu halten. |
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Entnommen: 1100 Jahre Wingarden - Kreuzweingarten 893-1993 |
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Zu
den historischen Kreuzweingartener Beiträgen
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