Die Geologische Beschaffenheit der Gemarkung „Am Kalkofen“
und ihre gewerbliche Nutzung

Von Jakob M. Bohnen


Der 1946 eröffnete Sand- und Kiesgrubenbetrieb von Jakob Bohnen förderte auf dem 2 ha großen Gelände zunächst Sand und Kies und nach deren Ausbeutung ab 1956 in den tiefer gelegenen Bereichen einen mittelmäßig festen Ton. Während des Sand- und Kiesabbaus entdeckte man eine aschehaltige Bodenschicht von etwa 4 x 6 m Größe und ca. 0,40 m Mächtigkeit. Über diesen Fund wurde das Landesmuseum Bonn informiert. S. Sölter schreibt dazu: " Wir können hinzufügen, daß auf dem südlichen Münsterberg in Kreuzweingarten (Grube Jakob Bohnen) in den letzten Jahren beim Sandabbau Ascheschichten festgestellt wurden, die Metallschlacken enthielten. Dieser Befund läßt nach W. Haberey auf Metallgewinnung schließen." 1
Im ersten Drittel der westlichen Grundstückfläche, wo die Sandwand etwa 12 m hoch war, kam dreimal eine trichterartige Einlagerung von 4 x 6 m Grundfläche zum Vorschein. Pfarrer Reinartz war der Meinung, daß es sich um Fanggruben aus früheren Epochen handelt, in denen man in der Frühzeit Großwild gefangen habe.
Beim Ausbaggern von Ton stieß man auf eine Einlagerung von Sand- und Kiesmaterial und stellte nach weiterem Abtragen fest, daß es sich um einen zugeschütteten Brunnen handelte. Die Brunnentiefe führte bis aufs Grundwasser, d. h. bis ca. 10 m Tiefe.

Zu Beginn der Sand- und Kiesentnahme im Jahre 1946 rutschte plötzlich die anstehende Sandwand ab, und eine hohe Felswand trat zutage - das Kalkgestein, mit dem der benachbarte ehemalige Kalkofen beschickt worden war.


1. Geologische Beschaffenheit

Bei dem Kalksteinvorkommen handelt es sich um eine ca. 350 Mio. Jahre alte Ablagerung aus dem Mitteldevon am Nordrand der Sötenicher Kalkmulde. Die geologische Schichtenfolge (nach Süden hin einfallend) baute sich wie folgt auf (von unten nach oben) :
1. Heisdorfer Schichten "HS"
Eisenführender Kalk und Kalksandstein mit eingelagertem grünlich-grauem Tonstein.
2. Laucher Schichten "LS"
Oliv-grüner Mergelstein, gelegentlich mit plattigem Sandstein.
3. Nohner Schichten "NS"
Mergelstein
und Kalkstein, untergeordnet Kalksandstein.
Die v. g. kalksteinhaltigen Schichten sind an der Nordseite durch eine geologische Verwerfung gegen Tonsteine und Grauwacke des "Billiger Horstes" und nach SW durch eine Verwerfung an die tertiär jüngeren Tone, Sande und Braunkohlevorkommen des "Antweiler Grabens" begrenzt. Die Mächtigkeit des Kalksteinvorkommens beträgt insgesamt ca. 150 m.2

2. Gewerbliche Nutzung

Auf der Höhe des jetzigen Wohnhauses Münsterbergstraße 22 befand sich eine Mulde in einem Ausmaß von 150 m Länge und 80 m Breite. Der tiefste Punkt war wohl 15 m unter den Randprofilen. Auf der linken Straßenseite erstreckt sich 50 m weiter süd-östlich eine etwa gleich große Mulde. Die Vertiefungen rühren vom Abbau des Kalksteins in dieser Gemarkung.
Nach 1945 standen noch Mauerreste des ehemaligen Betriebsgeländes "Kalkofen". Bei der Errichtung eines Betriebsgebäudes für das benachbarte Tongrubengelände wurde im Jahre 1959 ein Teil des Kalkbrennofens freigelegt; er befand sich ebenerdig am südlich gelegenen Parterreeingang des o. e. Wohnhauses.
Ein Hinweis für den Abbau des Kalksteinvorkommens ist die Flurkarte mit der Flurbezeichnung "An dem Kalkofen " sowie ein Gemeindeprotokoll der Gemeinde Weingarten-Rheder vom 25.7. 1868, in dem die "Kalkgesellschaft Schorn" die Gemeinde um ein erweitertes Wegerecht ersucht.
Über dieses Gemeindeprotokoll hinaus existiert noch ein Gesellschaftsvertrag, aus dem hervorgeht, daß die Herren Daniel Diefenthal, Lommersum, Bernhard Schorn jr., Rheder, Egidius Wolfgarten, Rheder, Gebr. Franz Anton und Peter Josef Feuser, Weingarten, und die Gebr. Andreas und Johann Strang, Weingarten, am 1. April 1851 einen Vertrag geschlossen haben, in dem die Rechte und Geschäftsanteile der Gesellschafter festgelegt wurden.
GeschäftSVermerke liegen für den Zeitraum von 1861 bis 1872 vor. Insgesamt sind in diesem Geschäftsbuch 177 Kunden im Raum Euskirchen - Lechenich - Brühl - Bonn vermerkt, die zum größten Teil frei Haus bzw. Baustelle beliefert wurden. 3
Die Lieferungen wurden meist jährlich in Rechnung gestellt. 1861 kostete ein Scheffel (= 50 Liter Hohlmaß) 8 Silbergroschen frei Baustelle, 1872 7 Silbergroschen ab Lieferwerk.
Es wurde nicht nur Mauerkalk, sondern auch Feldkalk in von Pferden gezogenen Kastenwagen geliefert. Unter dem Wagen befand sich ein Kasten, welcher ,Kött' genannt wurde. Hier lagerte für die oft langen Wegestrecken das Futter für die Pferde und der Proviant für den Fuhrmann.

Gemäß den Unterlagen war dieser " Weingartener Kalkofen" für das Wirtschafts- und Sozialgefüge Weingartens nicht unbedeutend, da er doch manch einem Ortsbürger Verdienstmöglichkeiten bot.


Anmerkungen

1) Kreuzweingarten, Rheder und Umgebung, 19772, S. 50.
2) Angaben lt. Aussage des Dipl. Geologen Dr. Mertes, Overath.
3) Das Original des Vertrages und die Geschäftsvermerke befinden sich im Besitz von Frau Elsbeth Wolfgarten, Euskirchen.


Entnommen: „1100 Jahre Wingarden“ - Kreuzweingarten 893-1993


Zu den historischen Kreuzweingartener Beiträgen ©
Das Dorfbuch Kreuzweingarten - Rheder ©

Zurück zur Indexseite
© Copyright woengede