Kirche,
Katholiken und Nationalsozialismus in Kreuzweingarten |
Von Dr. Gabriele
Rünger |
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I.
Problemstellung und Zielsetzungen |
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Am 16. Juni 1936
drohte der nationalsozialistische Reichspropagandaminister Joseph
Goebbels in einer Rede, ihm sei jedes Mittel recht, die
katholische Kirche zu vernichten, solange sie eine eigenständige
"Autorität neben oder gar über dem Staat
bleiben wolle. 1
Alle Maßnahmen
der Nationalsozialisten zielten darauf ab, die katholische Kirche
vom öffentlichen Leben und Einfluß zurückzudrängen.
Ihr sollte der erzieherische und fürsorgliche Einfluß
auf den Menschen genommen werden, sie sollte ihre Tätigkeit
innerhalb der Kirchenmauern enden lassen. Konkretes Ziel dieser
Politik war eine Trennung des Kirchenvolkes von der Institution
der Kirche. Denn beide, Nationalsozialismus und katholische
Kirche, erhoben einen "totalen Anspruch auf Sinngebung des
Lebens und Gewissensformung". 2
Da sich die
katholische Kirche dem Gleichschaltungsdruck des Regimes von
Anfang an widersetzte und als unabhängige Organisation einer
Großgruppe überdauern konnte, war sie ein erklärter
Feind der Nationalsozialisten. "Sie setzte der NS-Herrschaft
nichtnationalsozialistische Normen und Verhaltensweisen entgegen,
vermittelte ein anderes Weltbild" 3, das
christliche Weltbild, das dem nationalsozialistischen diametral
entgegenstand. Die katholische Kirche erkannte ihrer Lehre nach
den Träger der Staatsgewalt als legale Obrigkeit an, dem ein
Anspruch auf staatsbürgerlichen Gehorsam zusteht. Wollte die
Kirche also weiterbestehen, so mußte sie den Weg der
"partiellen Kooperation" 4 suchen, wie sie es
im Reichskonkordat tat. Sie ging nicht den Weg des aktiven
Widerstandes, denn ihr vorrangiges Interesse war der Schutz ihrer
Gläubigen. So war sie bereit, ihren Wirkungsraum zu
verkleinern, doch ihren Anspruch auf die Erziehung ihres Volkes
gab sie niemals auf.
In Kreuzweingarten
amtierte in dieser Zeit Pfarrer Nikola Reinartz, der die
Gegensätze und die Konfliktstoffe mit den Nationalsozialisten
von Anfang an erkannte. Er hielt sich an die Verhaltensrichtlinien
des Generalvikariats, tat alles, um in seiner Gemeinde eine
praktische Glaubensausübung zu ermöglichen, betrieb
intensive Seelsorge um jeden einzelnen seiner Gläubigen, und
besonders lag ihm die religiöse und weltanschauliche
Erziehung der Jugend am Herzen. Wie er dieses Bemühen
verwirklichte, mit welchen Schwierigkeiten dies verbunden war,
soll im folgenden Text erörtert werden.
Das Verhalten der
Katholiken in Kreuzweingarten muß von mehreren Seiten
beleuchtet werden: Zunächst von der Neigung her, sich dem
NS-Gedankengut auch schon vor der Machtergreifung zu öffnen.
Eine Wahl dieser Partei muß als solche Neigung angesehen
werden. L. Waldman behauptete, daß die NSDAP die wenigsten
Stimmen in ländlichen katholischen Gebieten erhielt. 5
Gehörte demnach Kreuzweingarten zu den Orten, die sich als
immun gegen diese Partei erwiesen?
Als besonders
resistent erwiesen sich die Katholiken, die eng mit der Kirche
verbunden waren und ihren Glauben praktizierten. Untersucht werden
muß also auch die Glaubenstreue der hiesigen Katholiken
anhand der kirchlichen Statistiken und anhand der Aussagen der
Pfarrer.
Gab es in
Kreuzweingarten, wie allgemein auf dem Dorfe üblich, noch
andere gesellschaftliche Bindungen und Vereine, die im Leben der
Bevölkerung eine Rolle spielten? Ließen diese Vereine
sich gleichschalten? Waren sie Sprachrohr des Nationalsozialismus
oder konnten sie unabhängig bleiben?
In den folgenden
Abschnitten soll es nicht um die politischen oder vertraglichen
Auseinandersetzungen der katholischen Kirche mit dem
Nationalsozialismus gehen, sie bilden den Hintergrund und die
Erklärung für manche Verhaltensweisen. Geschildert
werden die Auswirkungen der NS-Verordnungen auf die Katholiken,
welche Einschränkungen der Alltag eines katholischen
Gläubigen durch den Nationalsozialismus erfahren mußte
und wie die Bevölkerung in Kreuzweingarten darauf reagIerte. |
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2. Quellenlage |
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Durch viele
schriftliche Quellen ist der Informationsstand über das Leben
in Kreuzweingarten in den Jahren 1933 bis 1945 fundiert. Die
wichtigste Quelle verdankt man dem damaligen Pfarrer Nikola
Reinartz, der in seinem Tagebuch "Mein Kampf" seine
Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, den hiesigen
Parteimitgliedern und der Haltung der Gemeinde kommentierte.
Darüber hinaus bietet das Pfarrarchiv viele schriftliche
Quellen aus dieser Zeit: Briefe des Pfarrers, Notizen,
Bekanntmachungen, Hirtenbriefe, die Pfarrchronik und vieles mehr.
Auch über das
Vereinsleben im Dorf ist man durch Protokollbücher gut
informiert. Einzige Lücke sind die Quellen über die
Parteimitgliedschaften. Hier können nur die Aufzeichnungen
des Pfarrers und mündliche Zeugenaussagen gewertet werden. |
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3. Die
Wählerschaft der NSDAP |
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Wie in vielen
Untersuchungen der Nachkriegszeit diskutiert und mittlerweile
erwiesen, hing die Neigung, die NSDAP zu wählen, sich für
diese Ideen zu begeistern, von folgenden Faktoren ab :
1. Vorwiegend Wähler
der Mittelklasse, Selbständige, Handwerker, mittlere
Angestellte und Beamte wählten ab 1930 die
Nationalsozialisten.
2. Jungwähler,
Neuwähler und die Wähler, die nicht fest an eine Partei
gebunden waren, also keine Stammwähler waren, entschieden
sich vermehrt für die NSDAP.
3. Entscheidender
Faktor war die Konfession. Die meisten Stimmen konnte die NSDAP in
protestantischen ländlichen Gebieten erzielen, die wenigsten
in katholischen ländlichen Gebieten. 6
Eine Untersuchung
stellte sogar fest, daß ein Zusammenhang zwischen der
Bekenntnistreue der Katholiken und der Stimmenzahl der NSDAP
bestand. Die praktizierenden Katholiken (d. h. die Katholiken, die
regeImäßig zum Gottesdienst und zur Kommunion gingen)
waren traditionell an die Zentrumspartei gebunden und erwiesen
sich als resistente Wählerschaft gegen den
Nationalsozialismus. 7
In den Orten, in
denen der Anteil der SPD oder der Anteil der Zentrumspartei hoch
war, konnte die NSDAP kaum Stimmen gewinnen. In diesen Gemeinden,
in denen zusätzlich die Bindung der Bevölkerung an die
Kirche besonders hoch war, konnte man in den Jahren 1930 bis 1933
ein Bollwerk gegen den Nationalsozialismus errichten. "Nur
in Verbindung mit Kirche, deren Organisation und traditioneller
vermehrter Zentrumswahl konnte die katholische ländliche
Bevölkerung sich dem Sog des Nationalsozialismus entziehen.
8
Der Wahlbezirk
Kreuzweingarten-Rheder gehörte bis einschließlich zur
letzten "demokratischen" Wahl der Weimarer Republik am
5. März 1933 zu den Orten, in denen die Zentrumspartei
stärker war als die NSDAP. In allen Wahlen seit der ersten
Reichstagswahl der Weimarer Republik am 6. Juni 1920 gewann das
Zentrum die meisten Stimmen in Kreuzweingarten. Bis 1932 waren
dies jeweils zwischen 80 und 90% aller gültigen Stimmen.
Auffällig waren
die Reichstagswahlen am 14. September 1930. Bei dieser Wahl verlor
die Zentrumspartei 8,4% ihrer Stimmen, gleichzeitig gewann die
NSDAP 10,2 % aller Stimmen. Ein Zusammenhang liegt wohl nahe. Doch
viel mehr Wähler konnte die NSDAP auch in den folgenden
Wahlen der Jahre 1932 (Landtagswahl am 24. April 1932,
Reichstagswahl am 31. Juli 1932, Reichstagswahl am 6. November
1932) nicht zu sich herüberziehen. 9
Die Märzwahl
1933 konnte man nicht mehr unter den Bedingungen einer freien
demokratischen Wahl sehen. Die NSDAP mobilisierte soviele Wähler,
wie sie nur konnte. Die NS-Kampfverbände gingen dabei rigoros
vor. So war die Wahlbeteiligung natürlich hoch.
In
Kreuzweingarten-Rheder gingen an diesem Sonntag 284 Wähler
zur Urne. Dies machte 88,75% aller stimmberechtigten Einwohner
aus. Auch in Kreuzweingarten schloß man sich langsam der
neuen Bewegung an. 28,2% der Wähler wollten die "nationale
Revolution" unterstützen. Stärkste Partei war aber
immer noch die Zentrumspartei. Sie dominierte in allen Wahlen,
ihre Vorherrschaft konnte bis zuletzt nicht gebrochen werden.
Kreuzweingarten
gehörte zu den Orten, für die die Theorie zutrifft, daß
nur dort, wo eine traditionelle Zentrumswahl mit einer
Verbundenheit zur Kirche bestand, große NSDAP-Gewinne
vermieden werden konnten.
Auch ein Vergleich
mit den umliegenden Orten Billig, Antweiler, Wachendorf, KaIkar,
Stotzheim und Arloff, die eine ähnliche Dorfstruktur
aufwiesen, bestätigt, wie wenig empfänglich dieses Dorf
für den Nationalsozialismus bis zur Märzwahl 1933 war.
Arloff und Billig
beugten sich 1933 den in diesen Dörfern schon gut
organisierten NSDAP-Verbänden, die vor dieser Wahl eine
entsprechende Mobilisierung der Wähler für sich
durchführten.
Noch auffallender
als der niedrige NSDAP-Stimmenanteil in Kreuzweingarten-Rheder war
der Anteil der Zentrumspartei: Sie war im Vergleich mit anderen
Orten des Kreises in Kreuzweingarten besonders manifestiert. 10
Der Konflikt
zwischen den zentrumstreuen Katholiken und den überzeugten
Nationalsozialisten war konzipiert.
Wie wichtig die
Rolle des Kreuzweingartener Pfarrers Nikola Reinartz war, wird man
in den nächsten Kapiteln sehen. Er bemühte sich mit
aller Kraft, die Verbundenheit seiner Gläubigen an die Kirche
zu erhalten und zu festigen. Kreuzweingarten war sicherlich kein
Widerstandszentrum, auch wenn Pfarrer Reinartz besonders stolz war
auf "Kreuz-Nein-Garten".
Reinartz berichtete
über eine Wahl (Abstimmung) im Frühjahr 1938: "Es
wurden in Weingarten etwa 20 ,Nein' -Stimmen - wozu noch viele
eigentlich ungültige Stimmen zu rechnen waren - offiziell
bekannt gegeben, mehr als in der ganzen Stadt Euskirchen. Es kam
daher, daß der Sohn des Wahlleiters, der dem Vater etwas zu
bestellen hatte, über der Zählung das Wahllokal betreten
und das Gehörte im Wirtslokal gleich zum Besten gegeben
hatte, so dass sich nichts vertuschen ließ. Darüber
dann große Wut bei den Nazisten als über eine
persönliche Blamage. Kreuzweingarten wurde in Kreuzneingarten
umgetauft." 11
Offiziell
veröffentlicht wurde dieses Ergebnis nicht. Akten über
die Abstimmungen in nationalsozialistischer Zeit sind nicht
vorhanden, und den Zeitungsmeldungen dieser Zeit darf kein
Vertrauen geschenkt werden. Dieses Wahlergebnis war nur in
Kreuzweingarten bekannt.
Die im Ort lebenden
Nazis wollten diejenigen, die mit Nein gestimmt hatten, anprangern
und stellten am Karfreitag an einem hohen Mast in einem Garten
eine Strohpuppe als Judaszeichen gut sichtbar auf. Pfarrer
Reinartz bat vergeblich, den "Popanz" abzunehmen. Erst
als der im Ort lebende Fabrikant Becker, der selbst Parteimitglied
war und Einfluß bei der Euskirchener Parteileitung hatte,
energisch bei der Kreisleitung Protest gegen diese Puppe einlegte,
mußte sie wieder abgenommen werden. Nicht nur die
Dorfbewohner spotteten nun über diejenigen, die die
Strohpuppe aufgestellt hatten, auch die am Karfreitag in
Kreuzweingarten ankommenden Pilger zeigten nur Entrüstung. 12 |
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4. Das
Vereinsleben in Kreuzweingarten |
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Kreuzweingarten war
also kein guter Nährboden für NS-Gedankengut. Dies
zeigten die geringen Wählerstimmen für die NSDAP. Doch
vielleicht gelangen der NSDAP in solchen Dörfern später
Erfolge? Immun war man nur dort gegen den Nationalsozialismus, wo
die Bevölkerung eingebunden und verankert war in den
Katholizismus.
Wir müssen also
unbedingt einen Blick werfen auf die kirchlichen und
nichtkirchlichen Vereine und ihre Mitglieder.
Zunächst sollen
die " weltlichen Bindungen" der Dorfbewohner erörtert
werden, d. h. das Vereinsleben im Dorf, hinter dem ja kein
ideologischer, weltanschaulicher Anspruch für die
Vereinsmitglieder steht, aber das gesellschaftliche Leben eines
Dorfes mitprägt.
Zwei Vereine mit
guter Resonanz existierten in der Vorkriegszeit in
Kreuzweingarten, der Junggesellenverein und der Turn- und
Sportverein. Die Tätigkeiten beider Vereine sind in
Protokollbüchern dokumentiert.
Sicherlich können
solche Vereine kein Bollwerk gegen den Nationalsozialismus
errichten, wie dies die katholische Kirche tun konnte.
Gesellschaftliche und gesellige Vereine haben ja auch ganz andere
Ziele.
Es ist jedoch
wichtig zu sehen, wie lange und in welcher Art diese beiden
parteiunabhängigen Vereine sich behaupten konnten gegen die
totale Erfassung der Menschen im NS-Staat. Welche
Existenzberechtigung fanden diese Vereine noch nach 1933 neben den
NS-Verbänden, die ja für alle Interessen, Altersstufen
und Berufsgruppen eine Organisationsmöglichkeit geschaffen
hatten? Doppelmitgliedschaften waren ja anders als bei den
kirchlichen Vereinen nicht mit Schwierigkeiten verbunden. Aber
welche Bedürfnisse konnte z. B. der Junggesellenverein neben
all den NS-Jugendverbänden noch erfüllen? Eine andere
Frage ist, ob sich die Strömungen der neuen Zeit in den
beiden Dorfvereinen niederschlugen. Welche Auswirkungen hatte der
Nationalsozialismus auf die Vereine?
Darüber hinaus
bietet die Schilderung des Vereinslebens einen guten Einblick in
das Dorfleben in dieser Zeit, in Streitigkeiten, Gruppierungen und
Traditionen. |
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a) Der
Junggesellenverein |
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Am 22. Mai 1913
wurde in Kreuzweingarten ein Junggesellenverein gegründet.
Erklärtes Ziel dieses Vereins war die Pflege und Förderung
der Geselligkeit. Er stand dem kirchlichen Jungmännerverein,
der Marianischen Jünglingskongregation, entgegen und wurde
vom damaligen Pfarrer Dünner nicht gerne gesehen, ebensowenig
von dessen Nachfolger Pfarrer Reinartz.
Reinartz schrieb
1928 im Protokollbuch der Kongregation: "...Pfarre noch
geschlossen bei der Kongregation (eine Geschlossenheit, die
freilich schon vor dem Kriege durch die Gründung des
Junggesellenvereins beeinträchtigt wurde.)" 13
Die
ersten Schwierigkeiten für den Junggesellenverein traten bald
nach der Vereinsgründung auf. Der Wirt Spilles lehnte es ab,
sein Wirtshaus dem Verein als Vereinslokal zur Verfügung zu
stellen mit den Worten: "Er wolle sein Haus reinhalten."
14 Sein Lokal wurde ja auch schon von der
kirchlichen Kongregation genutzt bis zum Bau des Jugendheimes im
Jahre 1920.
Der
Junggesellenverein fand dann einen Versammlungsort beim Wirte
Friedrich Bohnen.
Als erstes wurden
Fahnen und Mützen angeschafft. Die wichtigste Aufgabe des
Vereins war die Ausrichtung der Maikirmes im Dorf. Dazu mußte
ein Tanzzelt beschafft werden, ein Festzug wurde organisiert.
Bräuche, die schon seit dem 17 Jh. im Voreifeler Raum bekannt
waren, z. B. das Mailehen und das Herausholen der Kirmes wurden
gepflegt und gehörten nun zu den Traditionen des
Junggesellenvereins. Auch das Hahneköppen gehörte
traditionell zu den Aktivitäten des Vereins. 15
Man nahm regeImäßig
an Kirmesfeiern der umliegenden Orte teil und beteiligte sich an
Preisfähndelschwenken, bei denen der Fähnrich Josef
Hoffmann recht erfolgreich war. |
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Mitglieder des
Junggesellenvereins |
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Während des 1.
Weltkrieges ruhte das Vereinsleben. 1919 belebte man den Verein
wieder neu. In den Jahren nach 1920 wurde das Vereinsleben
ruhiger, der Junggesellenverein zählte 1921 nur noch 13
Mitglieder, in den Jahren 1922 und 1923 stellte der Verein sogar
seine Tätigkeiten ein und hielt keine Versammlungen mehr ab.
Nach der Gründung eines Turnvereins in Kreuzweingarten im
Jahre 1924 mußte der Junggesellenverein wieder aktiver
werden, wollte man sich das Ausrichten der Kirmes und den Erlös
nicht von diesem neuen Verein aus der Hand nehmen lassen. 1925
einigte man sich mit dem Turnverein über die Benutzung des
Tanzzeltes und damit über das Ausrichten der Kirmesbälle.
"Sonntag und Dienstag hatte der Junggesellenverein den
Ball für sich, während er ihn des Montags dem
neugebackenen Turnverein überließ." 16
Den Festzug
richteten ab 1925 beide Vereine gemeinsam aus. Vom Ertrag der
Feste veranstaltete man oft Ausflüge zu den
Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Geleitet wurden die Ausflüge
von Lehrer Lagier.
Ab 1932 organisierte
der Verein auch eine Karnevalssitzung im Dorf, die zahlreich
besucht wurde.
Ab 1933 beklagte man
dann, daß die Vereinsaktivitäten, so die Jahrestour,
nicht mehr so abliefen, wie man es früher gewohnt war. Ein
vorsichtiger Hinweis auf den Einfluß der neuen Zeit? Die
Unzufriedenheit ging weiter: 1934 wurde ein Saal am Brauhaus
gebaut, wo seitdem der Kirmesball stattfand. Ausrichter war damit
natürlich der Gastwirt. So hatte der Verein nur noch wenige
Möglichkeiten, seine Kasse zu füllen: durch
Mitgliederbeitrag und Mailehenverkauf. Bald schlief dann auch das
Vereinsleben nach einer Versammlung am 24. Mai 1934 zunächst
einmal ein. Man traf sich zwar noch, um den Mailehenverkauf
durchzuführen, doch ab 1937 ist keine Tätigkeit des
Junggesellenvereins mehr bekannt. Das Protokollbuch endet 1937 mit
der Eintragung: "Kirmesbetrieb verlief nicht so wie wir
uns das vorgestellt hatten und gewohnt waren." 17
Ein solcher
dörflicher Verein hatte es schwer, seine Existenz neben den
parteilichen Jugendverbänden (HJ etc.) zu behaupten.
Eigenständige dörfliche Traditionen fanden im
Nationalsozialismus keine Existenzberechtigung mehr.
Während all der
Jahre, in denen der Junggesellenverein existierte, läßt
sich auch die Mißbilligung der Pfarrer über die
"Zechgelage" und die nächtlichen Ruhestörungen
verfolgen.
Pfarrer Reinartz
beklagte 1925: "Darf ich aber auch hoffen, daß Ihr
mal so vernünftig werdet, diese Eure Zechgelage, bei denen es
immer wieder zu Trunkenheit, nächtlichem Skandal, Versäumnis
des Gottesdienstes am Sonntag gekommen ist, abzuschaffen oder
wenigstens in den gebührenden Schranken zu halten?" 18
Die Kirmesbälle,
bei denen es immer wieder Streit um die Sperrstunde und
Ausschreitungen gab, wurden natürlich von Pfarrer Reinartz
nicht gerne gesehen, schon gar nicht, da man den Erlös der
Veranstaltungen nicht zu "christlichen und vernünftigen
Gebrauch" machte, sondern ihn nur in Alkohol umsetzte.
Solche
Veranstaltungen waren in den Augen des Pfarrers ein Mißbrauch
dieses kirchlichen Festes. Reinartz war auch 1947 noch nicht gut
auf den Junggesellenverein zu sprechen. In seinem Bericht über
Bemühungen und Erfolge zur Reform der Kirmesfeier in der
Pfarrei Kreuzweingarten heißt es: "Träger der
Kirmes sind der Turn- und Sportverein und der Junggesellenverein,
letzterer ein richtiger Vergnügungsverein, der außerdem
im Jahre etwa 3-5 mal Ball veranstaltet und den Erlös in
teuren Schnaps und Bohnenkaffee verjubelt." 19 |
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b) Der Turn- und
Sportverein |
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Am 10. Juli 1924
wurde in Kreuzweingarten ein Turnverein gegründet. Er war
eine Abteilung der seit 1907 bestehenden Marianischen
Jünglingskongregation und hatte dementsprechend das Ziel, die
Gemeinschaft der männlichen Dorfjugend über das
kirchliche Leben hinaus zu verbinden. |
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Turnen in der Mühle:
am Barren Karl Hoven, Hubert Harzheim, in der Brücke Adolf
Bohnen, sitzend v. l. Josef Harzheim, Johann Gemünd, Johann
Hamacher, Heinrich Bädorf. |
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Der neugegründete
Verein hatte 25 aktive Mitglieder aus Kreuzweingarten, Rheder und
KaIkar, die sich jeweils dienstags und donnerstags zum gemeinsamen
Sport, treffen wollten, zu Geräteturnen im Jugendheim und
Leichtathletik auf dem Sportplatz.
Außer den
jährlichen Generalversammlungen veranstaltete der Turnverein
jeweils im Januar einen Familienabend, an dem die Mitglieder ihre
Reck-, Boden- und Barrenübungen dem Publikum zeigten. Die
Turnübungen standen unter der Leitung des Turnwartes Karl
Hoven, der aus Arloff-Kirspenich eingeheiratet hatte.
Doch anfänglich
hatte der Verein wohl erhebliche organisatorische Schwierigkeiten.
Schon 1924 berichtete das Protokollbuch von Zwistigkeiten
innerhalb des Vereinsvorstandes, die jedoch bald beigelegt werden
konnten. Tiefgreifender waren dann doch die Mißstände,
von denen am 15. Juli 1925 erzählt wurde: "Zunächst
muß die Versammlung feststellen, daß der Kassierer
(...) ohne Wissen des Vorstandes das Geld verliehen hat.
Ein großer Teil der Beiträge sind seit Januar nicht
mehr entrichtet worden. Demnach ist eine endgültige
Aufstellung der Mitgliederliste gar nicht möglich. Ferner ist
die Verbandssteuer, womit die so wichtige Unfallversicherung
verbunden ist, z. Zt. noch gar nicht entrichtet. Ebenso
steht die Miete fürs Jugendheim noch offen. Alle diese Fälle
werden von der Versammlung als grobe Verschuldung des Kassierers
gerügt." 20
In die Verwaltung
des Turnvereins konnte wieder Ordnung gebracht werden.
Auch bei den
Beitragszahlungen tat man sich schwer. 1926 mußten 14
inaktive Mitglieder ausgeschlossen werden, da sie seit einem
halben Jahr keinen Beitrag mehr gezahlt hatten. Die
Wirtschaftskrise forderte ihren Tribut, viele junge Männer im
Dorf waren erwerbslos, so überlegte man, wofür man das
wenige Geld ausgeben konnte. Ein Vereinsbeitrag stand da natürlich
hintan.
Ein großes
Problem bahnte sich 1926 an: Bei einem Familienabend im Januar
erinnert Pfarrer Reinartz an die christliche Aufgabe des
Turnvereins als Teil einer Kongregation. Woraufhin im
Protokollbuch vermerkt wurde, daß der Verein es sich in
diesem Sinne zur Aufgabe gemacht habe, die Beziehungen zur
Kongregation nicht zu brechen. 21
Doch 1928 konnten
diese Spannungen zwischen Pfarrer und Turnverein nicht mehr
übersehen werden. In einen Antrag auf finanzielle
Unterstützung des Vereins durch die Gemeinde "mischt
sich der Pfarrer ein" 22, und ändert den
Antrag um. Die Vereinsvorsitzenden waren empört. Diese
Streitigkeiten gingen weiter. Zum Eklat kam es im Herbst 1928 und
endete am 25. November 1928 mit einer Statutenänderung des
Vereins: Die sechs Vorstandsmitglieder des Turnvereins lösten
sich als Abteilung der Kongregation auf und wurden zu einem
selbständigen, der Deutschen Turnerschaft angeschlossenen,
Verein.
Anlaß für
diesen Entschluß waren Pfarrer Reinartz' Worte: "Ich
betrachte den Turnverein als weltlichen Verein." 23
- Der Konflikt war
vorprogrammiert: Immer wieder mußte darauf geachtet und
gemahnt werden, daß die Mitglieder des Sportvereins auch
Mitglieder der Kongregation waren. Aktivitäten und Feiern
mußten immer mit den Belangen der Jünglingskongregation
und den katholischen Pflichten und Moralmaßstäben
abgestimmt werden. So durften z. B. zum Turnen keine kurzen Hosen
getragen werden. Dies mußte zwangsläufig zu Reibereien
mit Pfarrer Reinartz führen, der streng über die
Einhaltung der katholischen Moralansprüche und die
Tätigkeiten der Dorfjugend wachte. Er hätte es lieber
gesehen, wenn sich der Turnverein nicht der Deutschen
Turnerschaft, sondern dem Verband der katholischen Jugend
Deutschlands, der Deutschen Jugend Kraft (DJK), angeschlossen
hätte. Am 26. Januar 1928 warb er in der Generalversammlung
des Turnvereins für einen Anschluß an die DJK. Doch
ohne Erfolg. Die Meinung im Verein war geteilt, es gab eine
Gruppe, die sich für einen Anschluß starkmachte und
eine andere Gruppe um den Vorturner Franz Schmitz, die sich für
die Idee Pfarrer Reinartz begeisterte.
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- Auch in der Marianischen
Jünglingskongregation führte Pfarrer Reinartz einen
Informationsabend über die Eigenschaften dieser beiden
Verbände durch.
Im Sommer 1928 versammelten sich
die Mitglieder der Kongregation zur fälligen
Monatsversammlung. Pfarrer Reinartz sprach über den Verband
der DJK, sein Wesen und seinen Sport, und hierauf bat er
diejenigen, die gewillt seien, dem Verband der DJK beizutreten und
einen neuen Sportverein zu gründen, sich zu erheben. Er
konnte dann den Verein mit einer Mitgliederzahl von 20 Mann für
gegründet erklären. 24
Der Vorstand des
Turnvereins, dem noch sieben Mitglieder blieben, reagierte mit der
Trennung von der Kongregation. Von nun an trieben zwei
Organisationen vereinsmäßig Sport in Kreuzweingarten :
- 1. der Turn- und Sportverein,
angeschlossen der Deutschen Turnerschaft,
2. Mitglieder der Kongregation im
Verband der DJK unter dem Namen "DJK Eintracht".
Ab September 1928
sperrte Pfarrer Reinartz das Jugendheim für den Sportverein.
Dieses sollte nur noch christlichen Vereinigungen zur Verfügung
stehen. Eine neue Gelegenheit zum Turnen fand man in "der
alten Mühle" in einem leerstehenden Raum der Schlosserei
Anton Dederichs, der auch Vereinsmitglied und Stammwirt war. "Nach
einigen Wochen harter Arbeit bis spät in die Nacht war nun
unsere neue Übungsstätte einigermaßen turnfertig
gemacht." 25
Turnerisch festigte
sich der Verein schnell wieder. Für das Reckturnen mußten
neue Verankerungen geschaffen werden, Pferd und Barren mußten
neu angeschafft werden. Man traf sich wieder dienstags und
freitags, nicht nur zum Geräteturnen, sondern auch zu
Leichtathletik und zum Faustballspiel. Man konzentrierte sich von
nun an voll auf die sportlichen Aktivitäten und war dabei
sehr erfolgreich.
In der DJK um
Pfarrer Reinartz wurde das Geräteturnen im Jugendheim bald
eingestellt und statt dessen eine Fußballmannschaft
gegründet.
Im Jahre 1931 hielt
der damalige 1. Vorsitzende des Turn- und Sportvereins noch einmal
bei Pfarrer Reinartz um die Benutzung des Jugendheimes an. Doch
Reinartz blieb hart, er brauche das Jugendheim für andere
Veranstaltungen. 26
Doch auch der
Vorstand des Turnvereins weigerte sich grundsätzlich, an
Veranstaltungen im Jugendheim teilzunehmen, so z. B. bei der 25-
Jahrfeier der Marianischen Jünglingskongregation am 8.
Dezember 1932.
In diesem Jahr
konnte der Verein sein Training vom provisorischen Raum in der
"Alten Mühle" in den neu erstellten Saal des
Gasthauses "Zum alten Brauhaus" verlegen.
Ab 1933 wehte auch
im Turnverein ein neuer Wind. Am 20. Mai 1933 wurden in einer
Generalversammlung die neuen an den Nationalsozialismus angepaßten
Verordnungen der Deutschen Turnerschaft verlesen: Der 1.
Vorsitzende des Vereins wurde jetzt als Vereinsführer
tituliert, er durfte einen "Führerring" benennen,
den Kassenwart, den Geschäftsführer, den Schriftführer
und Turn- und Spielwarte. 27 Bisher wurde dieser
Vorstand von den Vereinsmitgliedern gewählt. An Personen,
Aufgaben und Betätigungen änderte sich durch diese neue
Ordnung nichts. Man paßte sich dem Sprachgebrauch des neuen
Staates an.
Der Verein erfreute
sich zunehmender Beliebtheit, die Mitgliederzahl wuchs stetig. Im
Sommer 1933 wurde eine Handballmannschaft aufgebaut. Ab 1934 wurde
auch Wehrsport durchgeführt.
Pfarrer Reinartz
verweigerte auch weiterhin jeden Kontakt zu diesem Verein. Er
"erbaut sich in seiner alten unversöhnlichen
Verbissenheit und auf unsere freundliche Einladung (zum
10jährigen Bestehensfest) mitzuteilen, daß er sowie
sein Vikar aus allgemeiner Erwägung nicht teilnehmen können".
28 Pfarrer Reinartz konnte sich nie mit diesem Verein
anfreunden, weil in ihm andere Interessen als kirchliche verfolgt
wurden. |
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Turner des TUS
Kreuzweingarten, v. l. o. Reihe: Adolf Bohnen, Wilhelm Schorn,
Herbert Harzheim, Karl Hoven, Johann Weber, Josef Hamacher, Josef
Glehn, Johannes Hamacher; m. Reihe: Jakob Kranz, Heinrich Bädorf;
u. Reihe: Jakob Bohnen, Johann Schmitz, Josef Harzheim.
Die Eintragungen im
Protokollbuch des Turnvereins enden 1936.
Der Verein verfolgte
rein sportliche Ziele, seine Mitglieder wollten Sport treiben,
Siege und Feste feiern, selbst nach 1933 war dies vorrangiges
Interesse. Aus dem Protokollbuch ergibt sich kein Hinweis auf
nationalsozialistische Infiltration, auch wenn im Führerring
(vormals Vorstand) ein dorfbekannter Nationalsozialist war. Jede
Vereinsversammlung wurde nach wie vor mit einem Turnerlied
begonnen. Die Vereinsvorsitzenden waren konservative,
christliche und vor allem kirchliche Männer (bis auf einen).
Sie ließen den Verein nicht in die Strömung der neuen
Zeit abrutschen.
Gemeinschaft und in
erster Linie Sport waren und blieben die Interessen dieses
Vereins. |
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5. Das kirchliche
Verbandswesen, insbesondere die Marianische Jünglingskongregation |
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In den
vorangegangenen Abschnitten waren die weltlichen Vereinsbindungen
in Kreuzweingarten die Themen. Eine wesentlich festere
Verbundenheit stellten in der Zeit bis 1933 die kirchlichen
Verbände dar. Die Kirche schuf mit ihrem Verbandswesen eine
enge geistliche und ideologische Anlehnung ihrer Gläubigen an
sich.
In Kreuzweingarten
wurde schon im Jahre 1907 eine Marianische Jünglingskongregation
vom damaligen Pfarrer Adolf Böhmer gegründet, 1919 dann
eine Jungfrauenkongregation, gegründet von Pfarrer Latzel.
Beide Vereinigungen hatten von kirchlicher Seite her das Ziel, die
katholische Jugend an die kirchliche Gemeinschaft zu binden.
Besonders gut
dokumentiert, und ab 1933 von besonderer Bedeutung, ist die
Marianische Jünglingskongregation. Daher soll ihr besondere
Aufmerksamkeit zuteil werden.
Diese
kirchliche Kongregation stand von Anfang an in Konkurrenz zu den
weltlichen Junggesellenvereinen. Pfarrer Böhmer konnte es
zunächst verhindern, daß sich in Weingarten ein solcher
bildete, obwohl die Vorstandswahlen schon durchgeführt waren.
Er schrieb im Protokollbuch der Kongregation: "fm Namen
Gottes aber war es anders bestimmt, er wollte nicht, daß in
unserem Pfarrdörfchen der Weltgeist der Vereins- und
Vergnügungssucht aufkomme." 29 Auf
Betreiben des Pfarrers traf sich am 4. August 1907 eine stattliche
Anzahl von Jünglingen im Lokal Spilles und arbeitete dort die
Statuten der Kongregation aus. Man wollte alle sechs Wochen
gemeinschaftlich zur Kommunion gehen, und an jedem ersten Sonntag
des Monats sollte im Vereinslokal eine Versammlung stattfinden. Am
3. November wählte man den Vorstand, und am 8. Dezember, dem
Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias (Titularfest des
Vereins), wurden 30 Mitglieder bei einem feierlichen Gottesdienst
und anschließender Feier im Vereinslokal in die Vereinigung
aufgenommen. 30
Das
Kongregationsleben wurde organisiert: ab 1909 entrichtete man dem
Wirte Spilles einen monatlichen Betrag von 30,- RM für die
Benutzung seines Saales. 31 Man legte einen monatlichen
Beitrag von zunächst 20, dann 30 Pfg. für jedes Mitglied
fest. Das Eintrittsalter wurde 1909 von 17 auf 15 Jahre gesenkt.
Ein Jahr später schaffte man Trommeln und Flöten an, um
ein Musikkorps zu gründen. Im Jahre 1914 wurde der Grundstein
zum Bau des Jugendheimes gelegt, in dem die Kongregation dann für
ihre Versammlungen und Aktivitäten Raum fand.
Der 1. Weltkrieg
ließ zwangsläufig das Kongregationsleben abflauen. 1915
konnte kein Vorstand mehr gewählt werden, da alle in Frage
kommenden Mitglieder im Felde waren.
Pfarrer Latzel, der
am 15. September 1918 sein Seelsorgeamt in Kreuzweingarten antrat,
versuchte die Kongregation zu neuem Leben zu erwecken. Er hielt
verschiedene Monatsversammlungen ab. Doch schien die Bereitschaft
zum Einsatz für die Kongregation, vor allem bei den
Altkongregationisten, die aus dem Krieg zurückgekehrt waren,
nicht mehr vorhanden zu sein. An den ersten Versammlungen 1918/19
nahmen außer dem Präses, nur der Präfekt, der
Schriftführer und zwei Adjutanten teil. Diese protestierten
bald gegen die Pflicht ihrer Ämter, gegen die monatliche
gemeinsame hl. Kommunion und die Zulassung der Jugendlichen von
14-18 Jahren. 32
In den Versammlungen
wurde hauptsächlich über Mittel und Wege beraten, wie
der verflogene Eifer in der Kongregation neu entfacht werden
könnte. Pfarrer Latzel versuchte durch verschiedene
Veranstaltungen, die Kongregationsmitglieder wiederzugewinnen, z.
B. durch einen Begrüßungsabend für alle ehemaligen
Krieger im Februar 1919, doch ohne Erfolg. Der Sommerausflug mußte
in diesem Jahr unterbleiben, weil nur 4-5 Mitglieder sich zur
Teilnahme anboten.
Zusätzlich
erschwerte die englische Besatzung im Ort das Kongregationsleben:
Bis Mitte August 1919 diente das Jugendheim den englischen
Besatzungssoldaten als Speisesaal. Die Kongregationsversammlungen
mußten in der Kirche abgehalten werden, was natürlich
den Charakter der Versammlungen veränderte.
Den Kern der
Kongregation bildeten ab 1919 die neuaufgenommenen Aspiranten. Die
älteren Jugendlichen zog es mehr "zum weltlichen
Junggesellenverein des Dorfes und dessen Vergnügungen ".
33 Die Vereinszeitschrift "Die Wacht" wurde
auf Wunsch des alten Vorstandes abbestellt, der Mitgliedsbeitrag
wurde nicht mehr entrichtet. |
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Marianische
Jünglingskongregation ca. 1939, v. l. Thomas Weber, Franz
Spilles, Josef Gemünd, Robbel (?), Heinrich Emonds, Peter
Hettinger, Jakob Lützeler, Jakob Schlösser
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In diesem desolaten
Zustand übernahm Pfarrer Reinartz bei seinem Amtsantritt
Ostern 1920 die Kongregation.
Zuerst richtete er
die Belange der Kongregation nach den Normalstatuten für die
Jünglingskongregation der Erzdiözese Köln vom 6.
Juni 1917 aus. Auf Grund dessen errichtete er eine besondere
Jugendabteilung für Aspiranten der Kongregation. Hierin
wurden dann alle Jungen bis zu ihrem 17. Lebensjahr
zusammengefaßt. Ab dem 25. Lebensjahr konnte man inaktives
Mitglied sein. 34
Große
Bedeutung für das Verbandswesen gewann die Sportabteilung der
Kongregation. Doch Pfarrer Reinartz wollte "jede
Einseitigkeit in der außerkirchlichen Beteiligung des
Congregationsleben" 35 vermeiden. Er belebte
die Musikkapelle neu und hielt im Jugendheim Theaterabende ab. Die
Organisation und Ausrichtung der Theateraufführungen
verdankte man hauptsächlich dem "Gönner der
Kongregation", dem in Kreuzweingarten lebenden Fabrikanten
Bernhard Becker.
Reinartz machte das
Jugendheim zu einem der bestausgestatteten im Kreise Euskirchen.
"Sobald die Besatzungstruppen es verlassen, wurden nach
einer gründlichen Erneuerung im Innern nach und nach
Bühnen-Einrichtung, Klavier, Epidiaskop, Turngeräte,
Öfen und Stühle, Eß- und Trinkgeschirre
angeschafft, sowie Übernachtungsmöglichkeiten geboten.
Als Seitenstück zum Jugendheim wurde der Spiel- und
Sportplatz der Gemeinde zum größten Teil von der
Congregation geschaffen." 36
Pfarrer Reinartz
hatte Erfolg mit seinen Aktivitäten und Bemühungen um
die Kongregation. Im Jahre 1921 zählte man wieder 32
vollberechtigte Mitglieder und 11 Kandidaten in der
Jugendabteilung.
Kein Wunder, daß
die Anliegen der Kongregation Pfarrer Reinartz von nun an am
Herzen lagen. Er kombinierte geschickt die gesellschaftlichen
Bedürfnisse und Interessen der Jugend mit der geistigen und
geistlichen Bindung an die katholische Kirche. Nicht nur die
weltlichen Aktivitäten belebte er neu, er machte die
gemeinsame monatliche Kommunion für alle Kongregationisten
verbindlich, die Monatsversammlungen wurden abwechselnd als
Kongregationsandachten in der Kirche oder als Vereinsversammlungen
im Jugendheim abgehalten. Andacht und Frömmigkeit wurden
gefördert. So versuchte er, die Jugend seiner Pfarrei in der
Kongregation zusammenzufassen und sie dadurch im christlichen
Sinne zu erziehen.
Natürlich
kollidierten diese Interessen immer wieder mit den Aktivitäten
des weltlichen Junggesellenvereins, dessen Interessen und Ziele er
nie guthieß. Jede Spaltung der Dorfjugend versuchte er zu
verhindern. Die Trennung der Jugend in zwei Sportvereine führte
dementsprechend auch zu jahrelangen Animositäten zwischen
Pfarrer Reinartz und dem Vorstand des Turn- und Sportvereins.
Sport, nach Trennung vom Kern des Turnvereins in der DJK
"Eintracht", Musik, Wanderungen und Ausflüge,
Theaterspiele, kulturelle, geschichtliche und religiöse
Vorträge bot der Pfarrer der Jugend im Dorf.
So wie für
Pfarrer Reinartz die Jugendarbeit ein "Herzstück der
Pfarrseelsorge" 37 war, maß die
katholische Kirche ihr ebenfalls grundlegende Bedeutung zu. Da die
Nationalsozialisten von Anfang an die Erziehungsaufgabe der Jugend
für sich allein beanspruchten, standen sich ab 1933
katholische Kirche und Nationalsozialismus in diesem Anspruch
entgegen. Neben der Schule sollte es keine andere
Erziehungsgemeinschaft geben dürfen als die Hitler-Jugend.
Gerade diese Erziehungsaufgabe hatte sich aber die katholische
Kirche zur Aufgabe gemacht. Sie konnte und wollte sich nicht
einfach auf die rein-religiöse Betreuung der Jugend
zurückdrängen lassen.
In den ersten
Monaten nach der Machtübernahme prallten HJ und katholische
Jugendverbände oft aufeinander. Die Polizeibehörde
Preußens ordnete sogar eine Stillegung aller katholischen
Jungmännerverbände am 1. Juli 1933 an. Nach
Verhandlungen wurde dieses Verbot am 8. Juli 1933 wieder
aufgehoben.
Immer wieder kam es
zu Übergriffen der Hitler-Jugend auf die katholischen
Jugendverbände. So auch am 8. Oktober 1933 in
Kreuzweingarten:
An diesem Tag war
ein Bezirkstreffen der katholischen Sturm- und Jungscharen in
Kreuzweingarten angesetzt, die polizeiliche Genehmigung eingeholt
und zunächst auch zugesichert worden. Am 7. Oktober erfuhr
Pfarrer Reinartz, daß die HJ am gleichen Tage eine
Kundgebung in Kreuzweingarten plane, die Aktivitäten der
katholischen Vereine sollten daher nicht in der Öffentlichkeit
stattfinden. Ein gemeinsamer Kirchgang und der Aufenthalt im
Jugendheim wurden erlaubt, nicht aber das geplante Zeltlager auf
dem Sportplatz.
Am 8. Oktober waren
mehr als 200 katholische Jugendliche im Anmarsch auf
Kreuzweingarten und die ganze HJ und SA des Kreises wurden
aufgeboten, um die Veranstaltungen zu stören.
Die Jugendlichen
konnte Pfarrer Reinartz in Scheunen unterbringen. Bis nach
Mitternacht hielt dann die HJ, der am anderen Tag SA-Mannschaften
folgten, ihre Übungen auf dem Sportplatz ab, während die
katholische Jugend, der der Aufenthalt auf dem Sportplatz
ausdrücklich untersagt war, sich auf das kirchliche
Jugendheim beschränken mußte. 38
Doch genau dort kam
es zur Kollision mit der HJ:
"Als wir
dann um 16.30 Uhr zu der in demselben angesetzten Deutschen
Feierstunde kamen, fanden wir dasselbe in einer Ecke ganz mit HJ
unter Anführung von Junglehrer G. aus Wachendorf
besetzt, der sich selber sitzend hinter den vor und um ihn
stehenden Jungen verdeckt hielt, und das Signal für die im
Laufe der Versammlung immer aufs neue einsetzenden Pfui-Rufe und
Lärmszenen gab. Eine Aufforderung, das Gastrecht, das wir
ihnen gerne gewährten, zu achten, hatte keinen Erfolg;
ebensowenig die andere, sich anständig zu verhalten oder
hinauszugehen. G. gab Weisung mit der dicken Trommel, die
von Anfang an in der anliegenden Schule bearbeitet worden war,
ganz nahe an das offenstehende Fenster des Heims zu kommen, rief
dem geistlichen Redner zu: Herunter mit dem Kerl, ihr seid
keine Deutschen, eine Schweinerede, der gehört ins
Konzentrationslager. 39
Dem persönlichen
Dazwischentreten von Pfarrer Reinartz war es zu verdanken, daß
dieses Verhalten nicht in einer Schlägerei endete. Die
katholischen Jugendlichen verhielten sich vorbildlich, ließen
sich nicht provozieren und konnten zuletzt unter polizeilichem
Schutz Kreuzweingarten verlassen.
Dies war die letzte
öffentliche Kundgebung der katholischen Jugend im Kreis
Euskirchen.
Ständige
Unklarheit herrschte über die Polizeiverordnung wegen
Doppelmitgliedschaften in HJ und katholischen Verbänden, die
mal verkündet, dann wieder aufgehoben wurden.
- Bei all diesen
Schwierigkeiten war es kein Wunder, daß die katholischen
Jugendverbände Mitglieder verloren. Man konzentrierte die
Arbeit auf geistig-religiöse Interessen. Auch wenn die
öffentliche Betätigung, wie Sport und Wandern noch
nicht verboten war, so lag dies doch in der Luft.
-
So geschah dies auch
endgültig in einer Polizeiverordnung vom 23. Juli 1935. Man
drängte die katholische Jugend zu einer Gebetsgemeinschaft
zurück und verbot ihr jedes öffentliche Auftreten. -
Verboten waren u. a.:
1. Geschlossenes Auftreten in der
Öffentlichkeit. 2. Das öffentliche Tragen von
einheitlicher Kluft und Abzeichen, die auf die Zugehörigkeit
zu einer konfessionellen Jugend- oder Standesorganisation
schließen lassen. 3. Das Mitführen von Fahnen,
Bannern oder Wimpeln. 4. Jede sportliche, volkssportliche oder
geländesportliche Betätigung einschließlich des
gemeinsamen Wanderns, der Haltung eigener Musik- und
Spielmannszüge und der Einrichtung von Ferien- und
Feldlagern. 5. Die Herstellung, Versendung, Verteilung und
Vertreibung von Flugblättern und Flugschriften
kirchenpolitischen Inhaltes, Presseerzeugnissen konfessioneller
Jugend verbände, Jugendzeitschriften etc. 40
- All diese Beschränkungen
galten nicht für rein-religiöse Betätigungen, d.
h. Prozessionen, Wallfahrten, kirchliche Begräbnisse und
Feiern.
"Es regierte die
Polizeigewalt, und die Handhabung (...) kam in vielen Orten
einem vollständigen Betätigungsverbot gleich, weil es
sich als unmöglich erwies, das GruppenIeben auf das
Rein-Religiöse zu beschränken. Jede Äußerung,
die nicht Gebet oder kirchliche Glaubenslehre war, konnte
willkürlich als Verstoß gegen die Polizeiverordnung
interpretiert werden. 41
So
riet der Katholische Jungmännerverband auch zum Schutz seiner
Mitglieder, "daß die Polizeiverordnung in allen
(...) Vereinen und von allen Mitgliedern streng
durchgeführt wird." 42
In Folge dieser
Verordnung wandten sich viele Jugendliche von den konfessionellen
Verbänden ab, die verbliebenen intensivierten ihre Tätigkeit
im noch vorhandenen Rahmen. Gerade glaubensvertiefende
Veranstaltungen wie Volksmissionen, Exerzitien und Einkehrtage
wurden seither erheblich stärker besucht. Sprunghaft waren
die Teilnahmen an Prozessionen, Wallfahrten und
Glaubenskundgebungen gestiegen. 43
In den Jahren
1935/36 trafen sich die Mitglieder der Jünglingskongregation
in Kreuzweingarten noch regelmäßig. Sie besuchten die
Bezirkstreffen der katholischen Jugend im Kreis Euskirchen,
machten Ausflüge und trafen sich im Winter einmal wöchentlich
zu Heim- und Bastelabenden im Jugendheim. Diese Abende gestalteten
die jeweiligen Vikare oder Lehrer mit besonderen Vorträgen.
Verleumdungen,
Presseaktionen und Diffamierungen gegen Priester, Kirche und
katholische Jugendverbände, von denen auch Pfarrer Reinartz
nicht verschont blieb, durch die Nationalsozialisten höhlten
den Verband der katholischen Jugend in den folgenden Jahren aus.
Man hatte ihn nicht seiner Existenz, sondern seines Charakters
beraubt, und es war nur noch eine Formsache, ihn am 1. Februar
1938 zu verbieten.
In Kreuzweingarten
kam es zu dramatischen Szenen anläßlich der Aufhebung
des Jungmännerverbandes: 44 |
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1. Februar 1938 |
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Schon vormittags
erschienen zwei Satzveyer Gendarmen im Pfarrhaus und verlangten
die Auslieferung von Kasse, Mitgliederverzeichnis und
Vereinsbanner der Kongregation. Nachdem Pfarrer Reinartz sich
weigerte, diese Dinge auszuhändigen, begannen die beiden eine
Hausdurchsuchung. "Hierbei ereignete sich das Merkwürdige,
daß die beiden an dem Tischchen, wo das Protokollbuch mit
der Mitgliederliste frei zum Greifen dalag, am anderen Ende
anfingen nachzusehen, und dabei auf das Protokollbuch ablegten, so
dasz das Gesuchte immer mehr verdeckt wurde." Da die
beiden Gendarmen nichts von Belang finden konnten, nahmen sie
schließlich einige Rechnungsakten des Jugendheimes,
Kirchengebete, die "Deutsche Komplet", ein
wissenschaftliches Werk des Pfarrers mit, um irgend etwas nach
Hause zu tragen.
Am Abend erschienen
die beiden Gendarmen mit einem Beauftragten der Gestapo wieder und
verlangten die Auslieferung des Banners. Pfarrer Reinartz
erwiderte, daß die Fahne sich auch in der Kirche befinde und
als geweihter Gegenstand nicht ohne Genehmigung der Behörde
ausgeliefert werden dürfe. Der Gestapomann drohte zunächst
mit Verhaftung, willigte dann aber ein, daß Reinartz mit dem
Generalvikariat telefonieren durfte. Er erhielt die Instruktion
"nicht positiv mitwirken". Darauf setzte der Gestapomann
sich mit dem Chef der Gestapo in Köln in Verbindung. Reinartz
konnte dem Gespräch nur die Weisung entnehmen: "unbedingt
mitbringen". In der Zwischenzeit hatten die beiden Gendarmen
versucht, den Küster dazu zu zwingen, die Sakristei
aufzuschließen, um das Banner herauszugeben. Doch auch der
Küster weigerte sich. Dann drohte man mit Aufbrechen der
Türen. Daraufhin sagte Reinartz nach einiger Überlegung:
"R. (Küster), Sie sind mein Zeuge vor der
Gemeinde, daß ich gezwungen, um die Kirche nicht demolieren
zu lassen, das Banner ausliefere. "
Auf die Forderung,
die Mitgliederliste auszuliefern, antworteten Pfarrer und Vikar
einmütig, sie würden niemals einen, der ihnen Vertrauen
geschenkt hätte, verraten.
Es wurde Bedenkzeit
bis zum nächsten Abend 6 Uhr gewährt.
Schon am folgenden
Mittag jedoch wurden Pfarrer und Vikar einem erneuten Verhör
unterzogen, sie blieben bei ihren Weigerungen. Man drohte mit
Verhaftung. Pfarrer Reinartz bereitete sich schon auf die
Verhaftung vor, packte seine Sachen und informierte den
Kirchenvorstand, um 6 Uhr als Zeugen der Verhaftung im Pfarrhaus
zugegen zu sein. Zusätzlich versammelten sich viele
Gemeindemitglieder vor dem Pfarrhaus.
Doch umsonst, die
Gestapo erschien nicht. Am 9. Februar 1938 erhob Pfarrer Reinartz
Einspruch bei der Gestapo und verlangte die beschlagnahmten
Schriften zurück, da sie nicht Eigentum der Kongregation,
sondern persönlicher Besitz waren und rein gottesdienstlichen
Zwecken dienten. 45
Im einzelnen waren
beschlagnahmt worden: Aktenheft des Pfarrjugendheims, 25 Stück
Katechismuswahrheiten ca. 50 Stück "Deutsche Komplet"
aus dem Eigentum Bernhard Beckers, 16 Stück "Förderinnen
katholischer Jugenderziehung des XVIII. Jh., 5 ½ Dtz.
Jugendpräses & Führer, und aus dem Besitz des Vikars
Anton Schwarz: ½ Dtz. Kirchengebete, 10 Meßdienerandachten,
100 Stück Feierstunde der Jungen Kirche, 3 Kinderspiele, 4
religiöse Schallplatten, Exemplare der Zeitschriften
"Scheideweg" und "Die Wacht", Bezugsgeld von
3,40 RM für diese Zeitschriften und seine Tagebücher aus
den Jahren 1928 bis 1935. |
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Auf diese Beschwerde
bekam Reinartz keine Antwort. Vikar Schwarz ging nun persönlich
ins Büro der Gestapo, um dort nachzufragen. Doch die Gestapo
gab vor, keinen Einspruch erhalten zu haben. Pfarrer Reinartz gab
sich noch nicht geschlagen, er verfaßte ein weiteres
Beschwerdeschreiben an die Gestapo am 14. März 1938. 46
In diesem Brief
wehrte er sich gegen den Rechtsstandpunkt der Gestapo, daß
es egal sei, "wessen Eigentum die beschlagnahmten
Gegenstände seien, dasz dieselben (aber ) einer
etwaigen Neubelebung der verbotenen Vereine dienen könnten. "
Mit dieser Argumentation ließe sich aller Kirchenbesitz
beschlagnahmen, so Reinartz. Sein Brief endete: Ich darf
doch hoffen, dasz das Wort eines verantwortlichen Beamten Wert
hat. "
- Am 26. März 1938 erhielt
Reinartz Antwort von der Gestapo: Man teilte ihm mit, daß
alle Sachen bereits vernichtet seien. 47
-
Auch beim Präfekten der
Kongregation, J. Trimborn, suchte man die Akten der Kongregation
und des DJK. Er händigte seine Unterlagen zur Einsicht dem
Ortspolizisten aus, erhielt sie jedoch nie wieder zurück. 48
Im Oktober 1935 gründete
Pfarrer Reinartz nach großen anfänglichen
Schwierigkeiten eine kirchliche Frauenkongregation, die in
Kreuzweingarten großen Erfolg hatte. Sie zählte bereits
50 Mitglieder, ihre Zahl verdoppelte sich bald. Diese
Frauenkongregation bezeichnete Reinartz als einen "segensreichen
Faktor im Pfarrleben 49. Sie hielt sich
strikt an die vom Nationalsozialismus auferlegten Regeln, kam
natürlich auch nicht in ihren Aktivitäten (Wandertage,
Zelten, Sport etc.) mit der Polizeiverordnung vom Juli 1935 in
Konflikt.
Reinartz
konzentrierte sich mit der Frauenkongregation auf die
Personengruppe in seiner Gemeinde, die am treuesten zur Kirche
stand, so das kirchliche und geistige Leben aktivieren konnte, den
christlichen Glaubensgedanken in den Familien aufrechterhalten
konnte und die wenigsten Kollisionspunkte mit dem
Nationalsozialismus bot, vor allem, da die NS-Frauenschaft zur
Bedeutungslosigkeit herabgesunken war.
Die beiden
Kongregationen: Frauen- und Jungfrauenkongregation existierten
auch nach 1938 weiter. Im Mai 1938 gründete Pfarrer Reinartz
zusätzlich eine Männerkongregation, die anfänglich
43 Mitglieder zählte.
In einer feierlichen
Weihe mit anschließender Prozession zum Burgberg, wo das
erneuerte Hochkreuz gesegnet wurde, beging man diese Neugründung.
Für Pfarrer Reinartz war der Anblick singender und betender
Männer seiner Pfarrei am Kreuz ein erhabener Augenblick. Er
beschrieb diese Kongregation als "Bollwerk um das Kreuz".
50
Die drei bestehenden
Kongregationen waren rein kirchliche Vereine, die sich streng an
die vom Nationalsozialismus auferlegten Beschränkungen
hielten. Sie bewahrten und trugen jedoch christliches Glaubensgut
und Lebenshaltung in die Familien.
Im Jahre 1940 nahm
die Jünglingskongregation mit einem festen Bestand von 16
Mitgliedern und 8 Bewerbern ihre Tätigkeit innerhalb der
gebotenen Grenzen wieder auf. 51
Ein anderes Mittel,
Jugendliche dem Katholizismus zu entfremden, war die
Kinderlandverschickung, bei der man gerne Kinder aus katholischem
Elternhaus andersgläubigen oder nicht gläubigen
Gastfamilien zuwies. So konnten dann die Gastkinder z. B. keine
Gottesdienste besuchen und waren anderen Einflüssen und
Eindrücken ausgeliefert. Pfarrer Reinartz wies seine Gemeinde
auf diese Verfahrensweisen hin, und teilte ihnen seine Bedenken
mit. Wer nicht die Garantie habe, daß sein Kind in eine
christliche Familie geschickt werde, solle bedenken, ob er ein
"Wertstück (...) unbekannten fremden Leuten,
die weit weg von hier wohnen, in die Hände geben
wolle. 52 Selbst ein Parteigenosse holte daraufhin
seine Tochter nach Hause. |
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6. Pfarrer Nikola
Reinartz |
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Die Geschehnisse
während des Nationalsozialismus in Kreuzweingarten hingen in
vielfacher Weise von der starken Persönlichkeit des
Dorfpfarrers ab. Er war, wie dies in einem Dorfe oft der Fall war,
eine Autorität, die einerseits von den Einwohnern
geachtet und beachtet werden mußte, und die andererseits
über die Geschicke seiner Gläubigen informiert war, sie
oft auch beeinflußte und dies nicht nur in religiöser
Hinsicht. Seine Meinung und sein Einfluß wurden nicht nur
beachtet, sondern von vielen respektiert. Die Stellung eines
Pfarrers, der Respekt, den man ihm zollte, war damals ein anderer
als heute. Die Verbundenheit der Dorfbewohner mit der Kirche war
enger. Man war nicht nur katholisch, sondern praktizierte dies
auch bei den Gottesdiensten, Andachten, Prozessionen etc. Am
kirchlichen Leben nahmen fast alle Gemeindemitglieder teil. So
konnte der Pfarrer von der Kanzel herab seine Meinung verbreiten.
Er wurde so von den meisten Dorfbewohnern gehört. Die Meinung
des Pfarrers war nicht nur ein sonntägliches Thema, man
konnte an ihr nicht vorbei.
Aus
nationalsozialistischer Zeit sind viele Beispiele bekannt, wie
Pfarrer Reinartz sich durch dieses Mittel Gehör verschaffte
und immer wieder das Risiko einging, verraten zu werden.
Nikola Reinartz war
eine starke Persönlichkeit, die von vielen, aber nicht von
allen, geachtet wurde. Seine streng katholische Art, seine
Unnachgiebigkeit, z. B. im Verhalten zu den weltlichen Vereinen,
schufen auch Mißmut im Dorf. Doch seine Rolle im Dorf war
auch gerade deshalb, weil er diktierte, wie ein guter Katholik
sich zu verhalten hatte, immens groß. |
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Pfarrer Nikola
Reinartz, ca. 1930
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Einige Informationen
über das Leben des Pfarrers sind notwendig, um seine Rolle
und sein Verhalten richtig einschätzen zu können:
Nikola Reinartz
wurde am 6. Dezember 1874 in Kall-Heistert in der Eifel (etwa 20
km von Kreuzweingarten entfernt) geboren. Er besuchte höhere
Schulen in SchIeiden, Münstereifel und Neuss und begann 1893
mit dem Studium der Theologie. 1899 wurde er im Kölner Dom
zum Priester geweiht. Nach einigen Stationen und Stellungen kam er
mit 46 Jahren, also im Jahre 1920, nach Weingarten. 53
Vieles vollbrachte
er für seine Gemeinde. Sein größtes Interesse galt
der Geschichte Kreuzweingartens, seiner Umgebung und seiner
Eifeler Heimat. Mit vielen geschichtlichen Heimatforschungen
machte er sich einen Namen. Heute noch erfahren wir, wie fundiert,
gewissenhaft erforscht und genau seine Berichte waren. Seinen
Forschungen über die Geschichte Kreuzweingartens bleibt nicht
viel hinzuzufügen. Nicht nur zahlreiche Veröffentlichungen,
auch Ausgrabungen verdanken wir ihm.
Auf Grund dieser
Tätigkeit hatte er viele gute Kontakte, nicht nur zum
Generalvikariat in Köln. Sein Bekanntheitsgrad machte es
seinen Gegnern, wenn sie aus den Reihen der NS-Ortsgruppenverbände
stammten, schwer, gegen ihn zu agieren.
Vielleicht verdanken
wir seinem geschichtlichen Bewußtsein auch die gute
Quellenlage über die NS-Zeit in Kreuzweingarten. Nicht nur
die Pfarrchronik 54 und ein Tagebuch benutzte er, um
die Ereignisse in Kreuzweingarten im Dritten Reich festzuhalten,
auch in anderen Akten, Schriftwechseln oder Briefen findet man
Dokumente von Reinartz zu dieser Zeit. Er notierte alles
sorgfältig, oft in Maschinenschrift, z. T. aber auch in
winzig kleiner Handschrift (mit stumpfem Bleistift) in
Randbemerkungen zu Büchern, Akten oder kirchlichen
Verordnungen. Überall findet man seine Kommentare, an vielen
ungeahnten Stellen, in Ordnern mit völlig anderen
Bezeichnungen (gut versteckt?) findet man heute seinen Nachlaß
aus der NS-Zeit.
Schon früh und
in ihrer Tragweite klar erkannte Reinartz die Zeichen, die die
Nationalsozialisten 1933 setzten. In seinem Tagebuch schrieb er
schon 1933: "Wir leben in einer Zeit des Kampfes gegen das
Christentum und Kirche (...). Dieser Kampf ist um so
gefährlicher, als er mit List und Lüge, mit Drohungen,
Rechtslosigkeit und offener Gewalt geführt wird, und die
Kirche in der Öffentlichkeit völlig wehrlos ist."
55
Er war nicht der
Mann, der sich einem solchen Regime beugte, dem Druck nachgab.
Er hielt sich zwar
an die Richtlinien, die Verhaltensregeln für kirchliches
Leben, die die Nationalsozialisten den Katholiken aufoktroyierten
und die das Generalvikariat als Richtlinien empfahl. Doch mit
seiner Meinung hielt er nicht hinter dem Berg. Bei vielen
Gelegenheiten kam es zu Konflikten mit der Gestapo,
Ortsgruppenführern und NS-Parteimitgliedern im Dorf. Sein
Tagebuch, das dann auch bezeichnenderweise "Mein Kampf"
heißt, erzählt davon.
Ein Schlaganfall im
Jahre 1939 machte Pfarrer Reinartz unbeweglich, fesselte ihn lange
Zeit ans Bett. Seine Arbeit für die Pfarrei mußte ihm
nun von seinen Vikaren erleichtert werden. Ihnen überließ
er dann auch einen großen Teil der Jugendarbeit, auf die
Reinartz besonders großen Wert legte.
Seine Vikare waren
zuerst Julian Kilinsky im Jahr 1934/35, dann Heinrich Sebastian
bis zum Juni 1936. Danach Anton Schwarz, der bis 1940 in
Kreuzweingarten blieb. Am 27. Mai 1940 übernahm der spätere
Kreuzweingartener Prälat, Ernst Weyer, das Amt des Vikars .
Anton Schwarz zeigte
sich bei vielen Gelegenheiten als ein konsequenter Gegner des
Regimes. Seine Tagebücher aus den Jahren 1928 bis 1935 fielen
bei der Beschlagnahme anläßlich des Verbotes der
Marianischen Jünglingskongregation der Gestapo in die Hände.
Er war den Nazis kein Unbekannter, seine Reden und öffentlichen
Bemerkungen waren im Dorf bekannt. Im Jahre 1940 wurde er dann
wegen Vergehens gegen § 2 des Heimtückegesetzes, d. h.
"wegen übler Schwätzereien" verhaftet
und zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. 56
Viele Gerüchte kursierten im Dorf, bei welcher Gelegenheit
und von wem der Vikar denunziert worden war. Aktenkundig ist diese
Version: Vikar Schwarz war bei einer Familie zu Gast, in deren
Hause auch zwei Soldaten einquartiert waren. Als die beiden das
Radio anstellen wollten, kommentierte Schwarz dies mit den Worten:
" Wollen Sie sich auch belügen lassen?" Der Gestapo
reichte diese Bemerkung aus, ihm eine staatsfeindliche Gesinnung
nachzuweisen, obwohl Schwarz sie in der Verhandlung
herunterspielte und entkräftete. Ob die beiden Soldaten oder
die Gastfamilie ihn denunzierten, oder dieses Gespräch nicht
in einem Privathaus, sondern in einer Kreuzweingartener
Gastwirtschaft stattfand, ist müßig zu erörtern. |
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Katholische
Jugendgruppe ca. 1939, v.l. Kpl. Schwarz, Jakob Schlösser,
Felix Trimborn, Jakob Kurth, Michael Gemünd, Peter Hettinger,
Peter Kurth, Johannes Kurth, Michael Trimborn, Richard Kurth. |
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Auch Pfarrer
Reinartz' Denken war bekannt, doch trotz vieler Anzeigen bei der
Gestapo beließ diese es bei Drohungen. Die Anzahl der
Anzeigen war selbst Reinartz unbekannt. Seine erste politische
Belangung erfolgte 1935.
Einzige Maßnahme
der Nationalsozialisten gegen ihn war eine Gehaltskürzung, d.
h. ein Streichen der staatlichen Gehaltszulage im Jahre 1939.
Reinartz kommentierte, als er von seiner Gehaltskürzung
erfuhr: "Schon vorher war mir aber bekannt geworden, dasz
infolge der außerordentlichen Steigerung der Kirchensteuer
um 220 % in diesem Jahre der Gehaltszuschusz der
Kirchenkasse in diesem Jahre von etwa 70 auf 2400 M
gestiegen sei, also der Wegfall des Staatszuschusses keine
erhebliche Bedeutung hatte. Dazu kam auch eine ungewöhnlich
reiche Obsternte, in der ich wiederum die liebende Sorge der
göttlichen Vorsehung erkannte, der auch die ,Sperrlinge'
ernährt." 57
Kurze Zeit später
sperrte man Pfarrer Reinartz auch sein Staatsgehalt von 380 Mark.
Das Generalvikariat legte zwar Einspruch ein, konnte jedoch
zunächst nichts erreichen. Reinartz behauptete, er habe
"einstweilen nur das befreiende und erhebende Gefühl,
nicht von der Gnade einer antichristlichen Gesellschaft zu leben".
58
Im März 1940
erfuhr Reinartz vom Generalvikar, daß die Regierung bereit
sei, die Gehaltssperre rückgängig zu machen, wenn
Reinartz eine schriftliche Erklärung abgebe, daß er
alle staatlichen Gesetze, Anordnungen und Verordnungen anerkennen
und befolgen werde. Reinartz erschien es "weder männlich
noch christlich", die Aufforderung unbeantwortet zu
lassen. Seine Erklärung lautete: "Ich verspreche dem
Herrn Regierungspräsidenten, dasz ich meine staatlichen
Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen will, wie
es einem katholischen Priester geziemt gemäsz dem
unabdingbaren Gebote unseres Herrn und Heilandes: ,Gebet dem
Kaiser, was des Kaisers und Gott was Gottes ist'. " 59
Nicht verwunderlich,
daß der Regierungspräsident ihm daraufhin die
Gehaltszulage weiterhin sperrte.
Die Gestapo drohte
ihm mehrfach mit Rede- und Aufenthaltsverbot, das sie bei jeder
neuen Anzeige ankündigten. Doch Reinartz verstand es immer
wieder geschickt, mit den kleinbürgerlichen Gestapobeamten
umzugehen.
Als ihn 1939 einmal
ein Euskirchener Gestapomann beschimpfte, alle Pastöre lögen
und erzählten dem Volke Märchen auf der Kanzel, konterte
Reinartz, er sei wohl eher ein Lügner. 60 Der
Beamte hatte sich nämlich mit falschem Namen bei ihm
vorgestellt. Daraufhin mußte dieser kleinlaut zurückstecken.
Bei anderer
Gelegenheit, wiederum einem Besuch der Gestapo auf Grund einer
Anzeige (Pfarrer Reinartz hatte gemäß
Dekanatsbeschlusses Ausweiszettel verteilen lassen betreffs
geistlicher Betreuung der in städtische Krankenhäuser
eingelieferten Katholiken), begegnete Reinartz dem Spott der
Beamten, die vorschlugen, die Ausweiszettel, die laut Reinartz
einem religiösen Zweck dienten, einzustampfen, damit sie
einem guten Zweck dienen könnten: "Sie wollen doch
nicht die Religion vernichten." Ein Beamter fragte dann
noch hintergründig: "Wie meinen Sie das denn?"
Reinartz antwortete: "Was würden Sie denn tun,
wenn ich sagte, ja?"
Die Beamten wollten
keine Antwort mehr geben und gingen. 61
Auch der mit
Bauernschläue eingefädelten Falle eines SS-Mannes aus
einem Nachbarort begegnete Reinartz äußerst geschickt.
Der Mann war ihm von einem anderen Besuch im Pfarrhaus bekannt und
in unangenehmer Erinnerung. Er hatte den Pfarrer während
dessen Krankheit einmal so belästigt, daß er ihn aus
dem Pfarrhaus hatte weisen lassen. Unter Angabe eines falschen
Namens verschaffte er sich ein Jahr später wieder Zutritt zum
Pfarrhaus und verlangte Auskunft über den Kirchenaustritt
eines Gemeindemitgliedes. Pfarrer Reinartz witterte Gefahr und
erklärte ihm, auch in dem Falle, daß ein
Gemeindemitglied aus der Kirche ausgetreten sei, sei es doch
weiterhin sein Pfarrkind, über das er nichts aussage. Der
SS-Mann mußte unbefriedigt wieder abziehen. 62
Reinartz verhielt
sich stets loyal gegenüber seinen Pfarrkindern, selbst wenn
diese Parteimitglieder und an Denunziationen nicht immer
unbeteiligt waren. Er hielt ihnen die Treue, denn er glaubte, daß
sie von anderen, d. h. auf der Parteileiter Höhergestellten,
angestiftet wurden und dann auch zum Kirchenaustritt überredet
wurden. Das Bekanntwerden eines Diebstahls eines in Reinartz'
Augen Rädelsführers und "Hauptränkeschmiedes"
63 aus einem Nachbarort, bewirkte nicht nur großes
Gelächter im Dorf, sondern war Reinartz eine Genugtuung.
Zeigte sich doch darin der eigentliche Charakter dieses
Parteibeamten.
Nicht alle
Parteigenossen verhielten sich so. Von einem Gemeindemitglied
schrieb Reinartz, daß er nur zwangsweise, d. h. aus
beruflichen Gründen, 1942 in die Partei eingetreten war. 64
Zwischen dem
Parteimitglied Bernhard Becker und Pfarrer Reinartz herrschte
stets eine loyale Haltung, sie respektierten einander. Reinartz
schrieb von ihm, "er war Pg, aber zuerst Katholik ".
65 Man befragte einmal Bernhard Becker nach Reinartz
Aussagen in seinen Predigten, die wieder einmal bespitzelt worden
waren. Ein Polizist hatte sich sogar während des
Gottesdienstes Notizen gemacht, um seine Anzeige zu bekräftigen.
Doch die Anschuldigungen wurden von B. Becker verneint und
landeten so im Papierkorb. 66
Viele Einwohner der
Gemeinde teilten Reinartz Ansichten. Reinartz erlebte dies z. B.
an einem Sonntag, an dem er eine Sühnefeier in der Kirche
abhielt, anläßlich der Kreuzentfernung aus den Schulen.
67 Er selbst hatte nicht erwartet, daß diese
Feier so gut besucht werde.
Der Ortsvorsteher
des Dorfes tat sich bei zwei Gelegenheiten besonders hervor und
erhielt für sein Handeln besondere Anerkennung von Reinartz:
Im Jahre 1937 hatte die Partei einen Holzkasten für ihr
Parteiblatt "Der Stürmer" dicht neben dem Eingang
der Rhederer Kapelle errichtet. Pfarrer Reinartz protestierte in
einer Predigt dagegen, und der Kirchenvorstand legte Beschwerde
bei der Regierung ein. Erst als man nachweisen konnte, daß
der Kasten auf Kapelleneigentum stand, mußte er entfernt
werden.
Die zweite
Begebenheit spielte sich bei der Fronleichnamsprozession ab: Als
Reinartz ein Plakat mit Beschimpfungen der Kirche auf dem
Dorfplatz, wo auch der Segensaltar errichtet war, entdeckte,
weigerte er sich, den Segen dort zu erteilen. Der Ortsvorsteher
drehte unverzüglich das Plakat um. Das Bußgeld für
diese Handlung betrug 20 RM, die sich Reinartz dann mit dem
Ortsvorsteher teilte. 68
Ein deutliches
Zeichen für die Loyalität gegenüber dem Regime
verlangten die Nazis durch ihre Verordnungen, wann geflaggt werden
sollte. Es war dann ja offiziell sichtbar, wer sich den
Anordnungen widersetzte. Pfarrer Reinartz informierte sich oft, ob
das Generalvikariat die Hakenkreuzfahne hissen würde. Wenn
der Anlaß ihm jedoch ungesetzlich oder unchristlich
erschien, unterließ er die Beflaggung, so z. B. nach dem 9.
November 1938. Diesen Tag bezeichnete Reinartz als den Tag, "wo
Deutschland mit der Kulturschande der Judenvernichtung befleckt
wurde". 69
Auch an Hitlers 50.
Geburtstag im Jahre 1939, einem Sonntag nach der Entfernung der
Kreuze aus den Schulen, weigerte sich Reinartz zu flaggen. Er
erklärte beim Gottesdienst, daß der Gottesdienst für
Volk und Führer abgehalten werde. Da jedoch durch die
Kreuzentfernung "jedes gläubige Gemüt mit dem
gröszten Schmerz" 70 erfüllt sein
müsse, sei es unmöglich, einer dem HI. Kreuz geweihten
Kirche Flaggenschmuck zu geben und Festgeläute zu
veranstalten. Natürlich gab dieser Vorfall wieder
Gelegenheit, den Pfarrer anzuzeigen. |
|
|
7. Die Situation
der Katholiken im Nationalsozialismus |
|
Die
Nationalsozialisten versuchten durch viele Maßnahmen das
katholische Volk in seinem Glauben zu verunsichern und es so von
der Kirche zu trennen. Das wirksamste Mittel war die Diffamierung
der Priester. Ab 1937, nach der Veröffentlichung der
Enzyklika "Mit brennender Sorge", war die katholische
Kirche ein offiziell erklärter Feind des Nationalsozialismus.
Die Nationalsozialisten griffen mit allen Mitteln an: in allen
NS-Zeitschriften, Zeitungen und Broschüren wurde Propaganda
gegen katholische Priester gemacht. 71
Am 28. Mai 1937
hielt Goebbels in der Berliner Deutschlandhalle eine Rede, die ein
niederträchtiger Angriff gegen die katholische Kirche war.
Diese Rede wurde in allen Volksempfängern übertragen.
Pfarrer Reinartz
bezeichnete die Rede als so ungeheuerlich, daß kein
anständiger Mensch hätte in der Kirche verbleiben
dürfen. 72 Diese Rede konnte Pfarrer Reinartz
nicht kommentarlos in seinem Dorf hinnehmen. Es erschien ihm als
"ein Gebot von Ehre und Pflicht am Sonntage in der Kirche
zu erklären, dasz diese Anklage nicht nur ungerecht, sondern
auch unritterlich gewesen sei; endlich noch undankbar, da der
Redner nur der katholischen Kirche es verdanke, dasz er durch den
Albertus-Magnusverein zum Studium und einer höheren
Ausbildung gelangt sei." Prompt erfolgte eine Anzeige
wegen Ministerbeleidigung gegen Pfarrer Reinartz. Durch eine
geschickte Antwort gelang es ihm, einem Verfahren zu entgehen. Er
gab bei der Gestapo zu Protokoll, daß er sich nur
verpflichtet gefühlt habe, "ein wahrheitsgetreues
Bild der unbestreitbaren Verdienste zu zeichnen, welche die
katholische Kirche um die Sittlichkeit und Kultur der Menschheit
erworben habe. Den Reichsminister, dessen Name er nicht genannt
habe, zu beleidigen, habe ihm fern gelegen. Er habe lediglich
gesprochen, wie es die Ehre und seine Pflicht als Priester es
verlangt hätten."
Bischof Preysing
kennzeichnete die Situation der katholischen Gläubigen in
dieser Zeit in einem Hirtenbrief vom 30. November 1937
folgendermaßen: "Der gläubige Katholik steht in
Deutschland unter Ausnahmerecht. Er muß Spott und Hohn,
Unfreiheit und Bedrängnis für seinen Glauben dulden,
ohne sich verteidigen zu können, während die
Kirchenfeinde Freiheit des Wortes, des Angriffes und des Spottes
genießen." 73
Doch alle
Verleumdungen und Angriffe gegen die katholische Kirche und ihre
Gläubigen hatten nicht den gewünschten Erfolg. 108000
Katholiken traten 1937 aus der Kirche aus, dies waren nur 0,48%
der gesamten deutschen Katholiken. In den kommenden Jahren der
Hitler-Diktatur erreichte die Zahl der Kirchenaustritte bei weitem
nicht mehr die Höhe von 1937. 74
Nur wenige
Katholiken kehrten in der NS-Zeit in Kreuzweingarten der Kirche
den Rücken. Es war dies natürlich die Gruppe der
begeisterten Parteianhänger. Doch auch unter diesen blieben
einige pro forma bei ihrem Glauben. Insgesamt sind es sieben
Kirchenaustritte, die Pfarrer Reinartz während der gesamten
NS-Zeit beklagte und die auch aktenkundig sind. 75
Schon 1935 trat in
Kreuzweingarten ein Gemeindemitglied aus der Kirche aus. Dieser
stand in der Parteihierarchie in leitender Funktion. 1938
erklärten dann noch einmal drei Katholiken ihren Austritt. Im
Jahre 1940 wurde die einzige sogenannte "braune Hochzeit"
im Dorf gefeiert, also eine Ehe, die nicht vor Gott und der Kirche
geschlossen wurde. Beide Partner stammten aus dem Kreis der
eifrigen Parteigenossen, die dann auch offiziell der Kirche den
Rücken zukehrten.
- 1941 zählte Pfarrer
Reinartz dann noch einmal drei Kirchenaustritte. Die Kinder aus
drei katholischen Familien wurden nicht zu den Seelsorgestunden
geschickt. 76
Die NS-Regierung hielt weiterhin
die katholische Kirche und ihr Kirchenvolk für gefährliche
Gegner des Regimes und behinderte ab 1938 jedes kirchliche Leben
außerhalb der Kirchenmauern.
Obwohl im
Reichskonkordat zugesichert worden war, daß der
Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach unter kirchlicher
Aufsicht stehe, wurde er in der Praxis schrittweise abgebaut. Den
Geistlichen wurde für die Erteilung des Religionsunterrichtes
immer mehr Auflagen gemacht. Die Geistlichen, die die
Jugendvereine leiteten, durften keinen Religionsunterricht mehr
erteilen, diesen sollten die Lehrer übernehmen. Pfarrer
Reinartz regelte dies sehr geschickt. Den Schulunterricht hatte er
aus Gesundheitsgründen seinem Vikar überlassen müssen
und konnte so behaupten, daß er nur die Jugendvereine leite,
womit die Bedingungen des Erlasses pro forma erfüllt waren.
Diese Regelung galt bis zur endgültigen Verbannung der
Geistlichen aus der Schule.
In kleinen Schritten
setzte das Regime das Verbot des Religionsunterrichtes in der
Schule durch. Die Eltern wurden durch Kampagnen der Hitler-Jugend
beeinflußt, ihre Kinder vom Religionsunterricht abzumelden.
Die Schulandachten und Gottesdienste wurden verboten; der
Religionsunterricht in Eckstunden verlegt, was ein Fernbleiben
leicht machte.
Durch einen Erlaß
vom 8. April 1939 wurde die Bekenntnisschule aufgelöst und in
"Deutsche Volksschule" umbenannt. Die Kreuze mußten
entfernt und durch das Portrait Adolf Hitlers ersetzt werden. Der
Kreuzweingartener Lehrer Gasch kam in der Nacht, bevor die Kreuze
aus den Schulen abgeholt werden sollten, den Nationalsozialisten
zuvor, hängte die Kreuze eigenhändig in der Schule ab,
und brachte sie in der Dunkelheit zu Pfarrer Reinartz. Gasch
wählte von der Schule aus den Weg über den Friedhof, so
daß er von niemandem gesehen werden konnte, außer von
denjenigen, die bei dieser Aktion Wache stehen mußten.
Pfarrer Reinartz gestaltete eine Messe am darauffolgenden Sonntag
als "Sühnefeier für die der anbetungswürdigen
Person des Heilandes in unserer dem HI. Kreuz geweihten
Pfarrgemeinde angetane Beleidigung ". 77 Die
Pfarrgemeinde erschien besonders zahlreich.
Die Geistlichen
durften zwar keinen Religionsunterricht in den Schulgebäuden
mehr abhalten, doch als Ersatz richtete man wöchentliche
Seelsorgestunden und Katechismusunterricht ein. Die Kindermessen
wurden zusätzlich zur religiösen Unterweisung genutzt.
Allerdings gestalteten sich diese "Unterrichts"stunden
in Kreuzweingarten sehr schwierig. Wo sollten diese Stunden
abgehalten werden? Das Jugendheim war seit Kriegsbeginn als
Quartier für Soldaten requiriert. Zunächst ließ
man den Bühnenraum und das Bibliothekszimmer für
pfarrliche Zwecke, d. h. für Kirchenchorproben und Betreuung
der Jugend, reserviert. Doch bald wurden auch diese beiden Räume
als Magazin und Büroräume benötigt. Pfarrer
Reinartz vereinbarte mit dem Ortsbürgermeister, daß
statt dessen die Schule, wenn sie frei wäre, für
pfarrliche Zwecke benutzt werden könne. Doch das Schulamt
protestierte aus "grundsätzlichen Erwägungen".
Reinartz richtete ein Schreiben an die Kreuzweingartener
Ortskommandantur und bat um eine Entscheidung, die "unbeirrt
durch irgendwelche Prinzipienreiterei allen, insbesondere den
gesetzlich geschützten, Belangen gerecht wird". 78
Die Kreuzweingartener Kommandantur konnte diese Entscheidung
nicht fällen. Somit standen Pfarrer Reinartz seit November
1939 keine Räume mehr zur Verfügung. Er wich in die
Kirche aus. Doch die Benutzung des Gotteshauses als Schulraum
erwies sich bald als ungeeignet, Reinartz beklagte, daß dies
zu immer größerer Zuchtlosigkeit der Jugend in der
Kirche und beim Gottesdienst geführt habe. 79
Daraufhin richtete er einen Raum im Pfarrhaus ein. Dies stieß
jedoch auf heftigen Widerstand bei der NS- Bezirksbehörde,
denn dieses Zimmer im Pfarrhaus stand bisher zu Quartierzwecken
frei. Pfarrer Reinartz hatte seinem neuen Quartiergast seine
Schwierigkeiten dargelegt und dieser war, wie Reinartz erklärte,
freiwillig irgendwo anders untergekommen.
Die Behörde
warf ihm jedoch Quartierverweigerung vor, woraufhin Reinartz
erneut unter Anklage stand und sich verteidigen mußte. Dabei
wies er darauf hin, daß "niemand in Kreuzweingarten
für die Einquartierung (...) größere Opfer
gebracht" 80 habe als der Pastor, der 1939
beim Herrichten des Jugendheimes nach Überanstrengung einen
Schlaganfall erlitten hatte, welcher ihn lange Zeit behinderte.
Die Bezirksbehörde
lenkte in diesem Falle nicht ein, die Anklage verlief zwar im
Sande, doch wurde der Raum im Pfarrhaus nun als Krankenstube
beansprucht. Reinartz wich endgültig in die Sakristei aus.
Dort wurde nun der Religionsunterricht in kleinen Gruppen erteilt.
Das Verdrängen
der Geistlichen aus der Schule und die Behinderung des
Religionsunterrichtes waren nur ein Beispiel dafür, wie
schwer es den Katholiken gemacht wurde, ihren Glauben zu
praktizieren. Es könnten noch viele andere Einschränkungen
hier aufgeführt werden.
Über die
Nichtbeachtung der katholischen Feiertage und die Behinderungen
der Prozessionen regte sich Pfarrer Reinartz besonders auf und
versuchte immer wieder, seinen Gläubigen eine Möglichkeit
zu geben, die kirchlichen Gebote einzuhalten.
Die Regierung
ignorierte z. B. die katholischen Feiertage Dreikönige,
Fronleichnam, Peter und Paul, Allerheiligen, Unbefleckte
Empfängnis und Christi Himmelfahrt. An allen diesen Tagen
bestand Arbeits- und Schulzwang. Pfarrer Reinartz hielt Frühmessen
und Abendmessen ab, um allen die Gelegenheit zum Meßbesuch
zu geben. Er achtete darauf, daß die katholischen Gebote
eingehalten werden konnten und verlangte von seiner Pfarrgemeinde
immer wieder, es auch zu tun.
So beklagte er in
einem Aufruf an die Gemeinde, daß die Kinder nur selten zur
Werktagsmesse und zum abendlichen Rosenkranz in die Kirche kämen,
sondern statt dessen auch nach dem abendlichen Läuten noch
auf der Schlittenbahn sich vergnügen würden. Reinartz
forderte die Eltern auf "im Interesse der Gewöhnung
an Zucht und Ordnung" , daß die Kinder "abends
sich nach Hause verfügen, wenn sie schon nicht in die Andacht
gehen wollen. (...) Christliche Kinderzucht ist in diesen
Zeiten doppelt schwer, darum liebe Eltern, ergreift dankbar die
Unterstützung die Euch zur Erfüllung Eurer heiligen
Elternpflicht von der Pfarrgeistlichkeit geboten wird." 81
Er legte besonderen
Wert auf die Einhaltung der Disziplin der Kinder; wer beim
Gottesdienst mehrfach störte, mußte fernbleiben, bis
die Eltern ihrem Kind die "nötige Zucht"
beigebracht hatten.
Die kirchlichen
Prozessionen waren den Nationalsozialisten von Anfang an
bedrohlich erschienen. Für sie waren diese Prozessionen
Massenkundgebungen mit demonstrativem Charakter. 82
1939 verbot man den Altarschmuck bei den Prozessionen,
Hauptstraßen durften nicht mehr benutzt werden. So mußte
die Prozession von Kreuzweingarten nach Rheder durch die Wiesen
geführt werden, nach KaIkar ganz unterbleiben. Pfarrer
Reinartz mahnte seine Gemeinde zu vorbildlichem Verhalten bei den
Prozessionen: Man möge gemeinsam aus der Kirche losgehen und
nicht auf dem Dorfplatz umherstehend die Prozession erwarten. Er
forderte von jung und alt eine würdige Haltung und
andächtiges Mitbeten und -singen. 83
Die
Nationalsozialisten nahmen den Kriegsbeginn als Vorwand, schärfere
Maßnahmen gegen die katholische Kirche durchzusetzen.
Prozessionen und Wallfahrten wurden verboten: 1940 die
traditionellen Wallfahrten nach Münstereifel und zum
Michelsberg. Die Fronleichsnamsprozession wurde in diesem Jahr
noch auf dem Friedhof abgehalten, 1941 dann nur noch in der
Kirche.
Seit Kriegsbeginn
versuchte Pfarrer Reinartz, einen abendlichen Kriegsrosenkranz
aufrechtzuerhalten. Dies scheiterte jedoch an der mangelnden
Beteiligung der Pfarrgemeinde. Er beschränkte den Rosenkranz
dann 1941 auf die Monate Oktober und Dezember. Doch auch dann
beklagte er noch, daß nicht "alle
Pfarrangehörige(n), von denen es erwartet werden mußte,
sich an demselben beteiligt hätten". 84
Die Bereitschaft der
Gemeinde für kirchliche Aktivitäten ließ bis 1944
nach.
Als
Kriegsnotwendigkeit erklärte man auch 1941 das Verbot des
Gottesdienstes an Sonn- und Werktagen nach Fliegeralarm vor zehn
Uhr und ein Verbot der festlichen Gottesdienste an den
katholischen Feiertagen. Die Begründung lautete: Die
Bevölkerung sollte nicht durch kirchliche Veranstaltungen in
der Möglichkeit zum Ausruhen für Gesundheit und
Arbeitseinsatz gestört werden.
Der deutsche
Episkopat sah dieses Verbot als einen tiefen Eingriff in das
kirchliche Leben und die religiöse Betätigung des
einzelnen, da es sich ja um einen freiwilligen Kirchenbesuch
handelte. 85 Man erreichte eine Milderung des Gesetzes:
Am Morgen nach nächtlichem Fliegeralarm durften unter
Einhaltung der Verdunklungsvorschriften kirchliche Veranstaltungen
bereits vor 10 Uhr stattfinden, wenn die Entwarnung vor 24 Uhr
erfolgt war. Der Episkopat stellte es den Pfarrern frei, ihre
Gottesdienstordnungen gemäß den Anforderungen zu
ändern.
Der Bürgermeister
Satzveys wies Pfarrer Reinartz im November 1941 ausdrücklich
noch einmal auf diese Verordnung hin. 86 Sollten vor 10
Uhr kirchliche Veranstaltungen, z. B. Beerdigungen, stattfinden,
so mußte ein Antrag auf Genehmigung gestellt werden, der in
begründeten Ausnahmefällen erteilt werden konnte. Der
Amtsbürgermeister beschwerte sich, daß Pfarrer Reinartz
diese Anträge ständig stelle, Veranstaltungen vor 10 Uhr
in Kreuzweingarten also die Regel seien, während die Pfarrer
der Nachbargemeinden gar keine Anträge stellen würden.
Sofort nach
Kriegsbeginn verbot die Regierung das Glockengeläut wegen der
etwaigen Störung der Flakartillerie und des
Flugmeldedienstes. Auch in diesem Falle bewirkte ein Einspruch des
Episkopates beim Reichskirchenminister eine Einschränkung des
Verbotes. Die Glocken durften nur noch in den Stunden von 8-18 Uhr
für die Dauer von drei Minuten läuten. An Sonn- und
Feiertagen durfte nur einmal vor dem Gottesdienst geläutet
werden, wochentags nur anläßlich von Todesfällen.
Bei Taufen und Hochzeiten durfte nicht mehr geläutet werden,
auf das traditionelle Angelusläuten (morgens, mittags und
abends) mußte verzichtet werden. 87
Selbst die
Kirchenglocken sollten 1942 Kriegszwecken dienen. Zwei Glocken der
Rhederer Kapelle mußten abgeliefert werden, so daß von
1942 bis Kriegsende in Rheder nicht mehr geläutet werden
konnte. Die beiden Glocken der Pfarrkirche in Kreuzweingarten
konnten nach zähen Verhandlungen vor dem Einschmelzen bewahrt
bleiben. |
|
|
Im Hof der
Gaststätte Zum alten Brauhaus 1939 anläßlich
der Beerdigung des Wirtes von Burg Kirspenich, obere Reihe v.l.
Arnold Johnen, Josef Gebertz, Frau unbekannt, Matthias Klein,
Wilhelm Schorn, Baptist Kessel, Wilhelm Spilles, untere Reihe:
unbek., Herbert Jonas, Johann Ruhr, unbek., Max Zachäus. |
|
Im Jahre 1944
behinderte der Krieg das kirchliche Leben entscheidend. Ständige
nächtliche Fliegeralarme machten den regeImäßigen
Gottesdienst und auch alle anderen kirchlichen Aktivitäten
fast unmöglich. Pfarrer Reinartz verlegte die Gottesdienste
auf den Abend. Doch Lichtausfall, Kerzenmangel und die defekte
Heizung luden nicht gerade zum Kirchenbesuch ein.
Die Einquartierung
von Soldaten und fliegergeschädigten Familien brachte
ständige Wechsel in der Bevölkerung mit sich und
erschwerte die Seelsorge. |
|
|
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|
8.
Zusammenfassung und Wertschätzungen |
|
In den
vorangegangenen Abschnitten wurde das dörfliche
gesellschaftliche Leben in Kreuzweingarten zur Zeit des
Nationalsozialismus unter dem Aspekt katholischer Glaubensregeln
geschildert. Katholizismus und Nationalsozialismus vermittelten
Weltbilder, die sich in der Praxis diametral entgegenstanden und
notgedrungen zu Herausforderungen und Konflikten führen
mußten.
Den Standpunkt der
katholischen Kirche verkörperte der hiesige Pfarrer Nikola
Reinartz in seiner Person, in seinem Verhalten den
Nationalsozialisten und seiner Pfarrgemeinde gegenüber. Er
vertrat konsequent die katholische Lehre, versuchte seine
Gläubigen an diese Normen zu binden, ohne dabei jemanden,
außer sich selbst, einer Gefahr auszusetzen. Eine
Bekanntmachung charakterisierte alle Bemühungen des Pfarrers,
die Einstellung zum Nationalsozialismus und bringt den Konflikt in
dieser katholischen Gemeinde auf den Punkt:
"Noch sind
wir eine katholische Gemeinde, die ihr Ehrgefühl nicht
verloren hat." 88
Pfarrer Reinartz
bezeichnete die nationalsozialistische Zeit zu Recht als
"Kampfzeit" 89, seinen Kampf um die
Rechte der katholischen Kirche, um ihre Gebote und um ihre
Gläubigen und die Möglichkeit, ein katholisches Leben zu
führen.
Wie oft dieser Kampf
den Pfarrer mit Gestapo und Polizei zusammenbrachte, berichteten
die zahlreichen Quellen. Verwunderlich, daß diese
Auseinandersetzungen doch relativ folgenlos, abgesehen von einer
Gehaltskürzung, blieben.
Im vorangegangenen
Text wurde auch versucht, die Seite des Kirchenvolkes, der
Kreuzweingartener und Rhederer Bevölkerung, einzustufen.
Verhältnismäßig wenige kehrten sich von Pfarrer
und Kirche ab. Der größte Teil der Gemeinde stand zu
seinem Glauben und half dem Pfarrer bei seinen Bemühungen.
Bei vielen Begebenheiten konnte sich Reinartz auf das Mitwirken
seiner Gemeinde verlassen. Auch wenn er gelegentlich über
mangelnde Aktivität oder Nachlässigkeit im kirchlichen
Leben klagte, so stießen doch all seine verstärkten
Bemühungen, seine Gemeinde zum christlichen Leben und zum
praktizierten Katholizismus anzuhalten, auf Resonanz. Die Gemeinde
war an erster Stelle katholisch. Dies behauptete Reinartz sogar
von Parteigenossen aus dem Dorf (nicht von allen).
Die stärkste
traditionelle Bindung gegen nationalsozialistisches Gedankengut
war die katholische Kirche. Doch auch andere Traditionen
vermochten lange Zeit zu bestehen, zwar in ihren Formen angepaßt,
ohne sich in ihren Interessen jedoch überrollen zu lassen,
wie man an den Beispielen des Sport- und Turnvereins und des
Junggesellenvereins sieht. Allein die Tatsache, daß solche
dörflichen Vereine noch einige Jahre nach der Machtergreifung
bestehen konnten, kann man als Entzug vor einer
nationalsozialistischen Kontrolle werten.
Bei der Wählerschaft
der NSDAP läßt es sich statistisch nachweisen, wer am
ehesten dazu neigte, diese Partei zu wählen. Die dabei
gewonnenen Ergebnisse gelten in ihren soziostrukturellen Aussagen
noch verschärfter für die Mitgliedschaft in der Partei.
Vor allem mittelständische Berufsgruppen neigten dazu, zum
Nationalsozialismus überzugehen. Doch spielten auch viele
andere Gründe eine Rolle. Der Wunsch, eine berufliche oder
gesellschaftliche Karriere zu machen oder auch nur seine Stellung
bewahren zu können, war oft nur als Parteimitglied möglich.
Sonst galt man im öffentlichen Leben als Außenseiter
und erregte vielleicht Verdacht. Als Mitläufer lebte man in
diesem totalitären Regime ungefährlicher.
In Kreuzweingarten
waren nur wenige Parteimitglieder bekannt. Das Gros der
Bevölkerung blieb "neutral" und entzog sich den
aktiven Zwängen des Regimes. Besser als in der beschriebenen
Bekanntmachung läßt sich die Haltung der Gemeinde zum
Nationalsozialismus nicht formulieren: " Wir sind eine
katholische Gemeinde!"
Ein solches
Verhalten, eine solche Einstellung zum Nationalsozialismus wird
von Gotto/Repgen als die erste Form des Widerstandes eingeordnet.
90 Dies war eine Form des Nichtangepaßtseins, man
entzog sich dem Nationalsozialismus, distanzierte sich von seinem
Gedankengut und verschrieb sich einem anderen Weltbild, nämlich
dem christlichen. Die meisten wollten mit diesen neuen Ideen
nichts zu tun haben, paßten sich zwar den NS-Vorschriften
und Anordnungen an, waren jedoch eher skeptisch. Die katholische
Kirche hatte in ihrem Leben nach wie vor mehr zu sagen, prägte
sie nachhaltiger, mit ihren Geboten war man mehr verbunden als mit
den nationalsozialistischen.
Pfarrer Reinartz
Verhalten stellte eine andere Form und Stufe des Widerstandes
gegen das Regime dar. Wenn er außer sich selbst niemanden
gefährden konnte, wagte er den öffentlichen Protest. Er
drückte seine Meinung in seinen Predigten klar aus, hielt
sich dabei aber stets an die vom Generalvikariat festgelegten
Verhaltensmaßregeln und an die Rechtsgrundlage der Kirche.
Sein Hauptinteresse war es, seiner Gemeinde ein katholisches Leben
zu ermöglichen, in seiner Pfarrei sollte der Glauben
praktiziert werden. Er versuchte, sein Kirchenvolk katholisch zu
erziehen und durch seine Meinung über den Nationalsozialismus
zu beeinflussen, die Autorität der Kirche zu bewahren. |
|
|
LITERATUR - UND
QUELLENVERZEICHNIS |
|
a) Literatur |
|
ALBRECHT, Dieter
(Hrsg.), Katholische Kirche im Dritten Reich. Eine Aufsatzsammlung
zum Verhältnis von Papsttum, Episkopat und deutschen
Katholiken zum Nationalsozialismus 1933-1945, Mainz 1976
- ADOLPH, Walter, Hirtenamt und
Hitlerdiktatur, Berlin 1965
BRACHER, Karl Dietrich, Die
deutsche Diktatur. Entstehung -Struktur -Folgen des
Nationalsozialismus, Köln/Berlin 1969
FALTER, Jürgen
W., Wer verhalf der NSDAP zum Sieg? Neuere Forschungsergebnisse
zum parteipolitischen und sozialen Hintergrund der NSDAP-Wähler
1924-1933, in: aus Politik und Zeitgeschichte, B 28-29/79, S. 3-21
GOTTO,
Klaus/HOCKERTS, Günter/REPGEN, Konrad, Nationalsozialistische
Herausforderung und kirchliche Antwort, in: GOTTO, Klaus/REPGEN,
Konrad, Kirche, Katholiken und Nationalsozialismus, Mainz 1980
- HEHL, Ulrich von, Das
Kirchenvolk im Dritten Reich, in: GOTTO, Klaus/REPGEN, Konrad,
Kirche,
Katholiken und
Nationalsozialismus, Mainz 1980 HEUSGEN, Paul, Nikola Reinartz,
in: Jahrbuch des Kreises Euskirchen, Euskirchen 1956 HOCKERTS,
Günter, Die Sittlichkeitsprozesse gegen die Ordensangehörigen
und Priester 1936/37, Mainz 1976
KUPPER, Alfons,
Staatliche Akten über die Reichskonkordatsverhandlunge 1933,
Mainz 1965
NEUHÄUSLER, Johann, Kreuz und Hakenkreuz,
der Kampf des Nationalsozialismus gegen die katholische Kirche und
der kirchliche Widerstand, München 1946
RÜNGER,
Gabriele, Wer wählte die NSDAP? Eine lokale Fallstudie im
Kreis Euskirchen an Hand der Ergebnisse der politischen Wahlen
1920 bis 1933, Phil.-Dis., Bonn 1984
SCHELLENBERGER,
Barbara, Katholische Jugend und Drittes Reich. Eine Geschichte des
katholischen Jungmännerverbandes 1933-1939 unter besonderer
Berücksichtigung der Rheinprovinz, Mainz 1975
SCHIRACH,
Baldur von, Die Hitler-Jugend, Idee und Gestalt, Leipzig 1934
WALDMAN, Loren, Models of Mass Movements -The Case of the Nazis,
Phil.-Dis., University of Chicago, Chicago 1973 |
|
b) Quellen |
|
- AKTEN des Pfarrarchivs
Kreuzweingarten
-
a) Stiftungsurkunden 1889-1943
-
b) Armensachen, Caritas &
Waisenpflege
c) Allerlei (1 Akte, 1 loser Karton) -
d) Seelsorge Tab. VII, Kor. 3,
fertig 2. Ordner
-
AKTEN des Kreisarchivs Euskirchen
Spezialakten des Landratsamtes über die Wahlen zu den
Reichstagen, den preußischen Landtagen und die Wahlen der
Reichspräsidenten, Bestände-Nr. 60-71
-
EUSKIRCHENER VOLKSBLATT, Jg.
72-84 (1920-1932), abgekürzt EV
-
EUSKIRCHENER ZEITUNG, Jg. 91-105
(1920-1933), abgekürzt EZ
LÜTZELER, Josef, Die
Einwohner Kreuzweingartens 1913 und 1939, in Besitz von J.
Lützeler, Kreuzweingarten PFARRCHRONIK der Pfarrei Hl.
Kreuz, Kreuzweingarten, im: Pfarrarchiv PROTOKOLLBUCH des
Junggesellenvereins Kreuzweingarten 1913 bis 1937, in Besitz von
K. Bohnen, Kreuzweingarten PROTOKOLLBUCH der Marianischen
Jünglingskongregation 1907 bis 1948, im Pfarrarchiv
KreuzweIngarten PROTOKOLLBUCH des Turn- und Sportvereins
Kreuzweingarten 1924 bis 1968, in Besitz von K. Bohnen,
Kreuzweingarten REINARTZ, Nikola, Mein Kampf (Zeitgenössische
Aufzeichnungen des Pfarrers N. Reinartz, Kreuzweingarten 1933
ff.), in Besitz von Dr. A. Pünder, Düsseldorf ZEITUNGSARTIKEL
(3) über die Verhaftung von Vikar A. Schwarz, 0.0., 1940 |
|
|
Anmerkungen |
|
- 1) zitiert nach G. Hockerts,
Sittlichkeitsprozesse, S. 132
-
2) Gotto/Hockerts/Repgen,
Nationalsozialistische Herausforderung und kirchliche Antwort, S.
102
-
3) ebenda, S. 101
-
4) ebenda, S. 105
-
5) L. Waldman, Models of Mass
Movements, S. 84
-
6) J. Falter, Wer verhalf der
NSDAP zum Sieg? , S. 16
-
7) L. Waldman, Models of Mass
Movements, S. 84
-
9) vgl. Tabelle 2
-
10) vgl. Tabelle 3
-
11) N. Reinartz, Mein Kampf, VIII
-
12) ebenda, VIII
13)
Protokollbuch der Marianischen Jünglingskongregation, S. 26 -
14) Protokollbuch des
Junggesellenvereins, o. S.
-
15) vgl. dazu den Beitrag G.
Rünger, Kreuzweingartener Bräuche
-
16) Protokollbuch des
Junggesellenvereins, o. S.
-
17) ebenda, o. S.
-
18) Schreiben von Pfarrer
Reinartz an den Junggesellenverein vom 15.7.1925, Akte Seelsorge
-
19) Kirchlicher Anzeiger 1947,
Nr. 244
-
20) Protokollbuch des Turn- und
Sportvereins, S.26. Die Unfallversicherungen zahlten in dem
Falle, daß bei einem Turnfest oder beim Training ein Turner
sich verletzte, den Lohn des Turners für die Dauer seiner
Krankheit
21) ebenda, S. 30 22) ebenda, S. 36 23)
ebenda, S. 39 24) Protokollbuch der Marianischen
Jünglingskongregation, S. 90-94 25) Protokollbuch des Turn-
und Sportvereins, S. 41 26) ebenda, S. 46 27) ebenda, S.
52 28) ebenda, S. 56 29) Protokollbuch der Marianischen
Jünglingskongregation, S. 16 -
30) ebenda, S. 18
-
31) ebenda, S. 25 ff.
-
32) ebenda, S. 260
-
33) Eintragung von Pfarrer
Reinartz im Protokollbuch, loses Blatt
-
34) Protokollbuch der
Marianischen Jünglingskongregation, S. 25
-
35) ebenda, S. 25
-
36) ebenda, S. 26, Bericht vom
14.12.1932
-
37) B. Schellenberger,
Katholische Jugend, S. 12
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38) N. Reinartz, Mein Kampf, S. 1
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39) Eingeklebtes Blatt im
Protokollbuch der Kongregation
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40) Preußische
Gesetzessammlung, Nr. 18
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41) B. Schellenberger,
Katholische Jugend, S. 80
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42) Rundbrief des KJMV 1935, Akte
Seelsorge
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43) U. v. Hehl, Kirchenvolk im
Dritten Reich, S. 70
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44) N. Reinartz, Mein Kampf, VII
und Protokollbuch der Marianischen Jünglingskongregation, S.
135
45) Pf. Reinartz Schreiben an die Gestapo vom 9.2.1938,
Akte Seelsorge -
46) Pf. Reinartz Schreiben an die
Gestapo vom 14.3. 1938, Akte Seelsorge
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47) Schreiben der Gestapo an
Reinartz vom 26.3.1938, Akte Seelsorge. Dieser Brief begann mit
den Worten: "Auf ihre Eingaben vom 9.2. und 14.3. 1938 teile
ich mit." Die erste Beschwerde des Pfarrers war also doch im
Büro der Gestapo eingegangen !
48) Erinnerung von J.
Trimborn, Kreuzweingarten -
49) N. Reinartz, Mein Kampf, II
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50) Pfarrchronik 1938
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51) Pfarrchronik 1941, S. 1
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52) N. Reinartz, Mein Kampf, VII
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53) T. Heusgen, Nikola Reinartz,
S. 46-51
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54) Leider fehlt die Pfarrchronik
der Jahre vor 1938, nur handschriftliche Zettel über die
kirchliche
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Statistik sind erhalten
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55) N. Reinartz, Mein Kampf, S. 1
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56) Zwei Zeitungsartikel, o.J .,
o. O.
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57) N. Reinartz, Mein Kampf, Zu
Kriegsbeginn 1939. (Die Orthographie, die Pfarrer Reinartz
benutzt, wurde so übernommen.)
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58) ebenda, Zu Kriegsbeginn
1939
59) ebenda, J uni 1940 -
60) ebenda, September 1939
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61) ebenda, XIII
62) ebenda,
XIV 63) ebenda, XVI -
64) Pfarrchronik 1945, Das Ende
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65) N. Reinartz, Mein Kampf, VIII
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66) ebenda, III
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67) ebenda, X
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68) ebenda, VI
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69) ebenda, X
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70) ebenda, X
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71) W. Adolph, Hirtenamt und
Hitlerdiktatur, S. 79-82
72) N. Reinartz, Mein Kampf, V -
73) zitiert nach W. Adolph,
Hirtenamt, S. 88
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74) ebenda, S. 84
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75) Jeweilige Mitteilungen des
Amtsgerichtes an die Kirchengemeinde Heilig Kreuz, Akte Seelsorge
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76) s. Pfarrchronik der
entsprechenden Jahre
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77) Pfarrchronik 1939
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78) Schreiben Reinartz an die
Ortskommandantur vom 11.11. 1939, Akte Seelsorge
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79) Bekanntmachung von 1940, Akte
Seelsorge
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80) Aktennotiz zum Amtsverhör
betreffs die gegen den Pfarrer von Kreuz-Weingarten erhobene
Anklage wegen Quartierverweigerung, Akte Seelsorge
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81) Bekanntmachung von Pfarrer
Reinartz, o.J., Akte Seelsorge
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82) U. von Hehl, Kirchenvolk im
Dritten Reich, S. 71
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83) Bekanntmachung betr.
Prozessionen, o.J., Akte Allerlei
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84) Pfarrchronik 1941, S. 2
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85) Schreiben des
Erzbischöflichen Generalvikariates an alle Pfarrer vom
3.1.41, Akte Allerlei
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86) Schreiben des Bürgermeisters,
Satzvey, an Pfarrer Reinartz vom 7.11. 1941, Akte Allerlei
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87) Mitteilung des
Erzbischöflichen Generalvikariates an alle Pfarrämter
vom 29. 10. 1939, Akte Seelsorge
88) Eine Frage an
Kreuzweingarten, Akte Seelsorge -
89) N. Reinartz, Mein Kampf,
Prolog
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90) K. Gotto/H. G. Hockerts/K.
Repgen, Nationalsozialistische Herausforderung und kirchliche
Antwort, S. 103
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Entnommen:
1100 Jahre Wingarden - Kreuzweingarten 893-1993 - Mai
1993 |
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