Weinbau in Weingarten

Von Hans Regh


"Wer zum ersten Male mit dem Zug von Euskirchen nach Münstereifel fährt und an der zweiten Haltestelle des Schaffners Ruf ,Weingarten' vernimmt, hält unwillkürlich Umschau nach den Weinbergen, die der Name Weingarten an den Abhängen des Gebirges vermuten läßt. Doch vergeblich ist das Bemühen, an den schön bewaldeten Berghängen des oberen Erfttales Weingärten zu suchen; die gibt es nur in den viel tiefer liegenden Tälern der Ahr und der Mosel, und auch da nur in bevorzugten Lagen. Gleichwohl hat der Name, Weingarten' seine Berechtigung; denn tatsächlich haben die Bewohner dieses Ortes einmal Weinbau betrieben. Wir müssen allerdings in der Geschichte der Eifel weit zurückgehen, um die Beweise für diese Tatsache zu finden." So schreibt Karl Hürten im Eifelvereinsblatt 1913, Nr.1, in seinem Beitrag " Weinbau in der Eifel vor 1000 Jahren".

Im Jahre 1853 wurde bei Ausgrabungen in der Nähe von Neuenahr ein römischer Weinberg freigelegt, in dessen verschütteten Anpflanzungen Münzen des Gallienus (260-268) gefunden wurden. Das beweist, daß auch in diese Gegend die Weinkultur von den Römern gebracht wurde. Auch die Etymologie vieler Wörter, die den Weinbau betreffen, ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß wir das Pflanzen von Reben von den Römern erlernt haben. Wenn auch die Ableitungen manchmal unsicher sind, so verraten doch Wörter wie Wein-vinum, Most-musturn, Kellercellarium, Winzer-vinitor, die selbst auf der rechten Rheinseite noch gebräuchlich sind, sehr deutlich den römischen Ursprung. Es ist also kaum zu bezweifeln, daß schon im dritten Jahrhundert n. Chr. die Mosel, das linke Rheinufer bis zur Ahr und die Ahr selbst römische Pflanzungen hatten. Wenn auch die Legionen vom Rhein abberufen worden waren, als die Franken hier eindrangen, so ist doch damit nicht alle römische Kultur vernichtet worden. Als die neuen Herren neben den alten ihre eigenen Siedlungen errichteten und das Land bestellten, das die Römer bisher bebaut hatten, wurde auch der Weinbau von ihnen betrieben und, da der Rhein jetzt keine Schranke mehr darstellte, auch auf die rechte Seite ausgedehnt.1

Vom 8. bis 10. Jahrhundert erfuhr der Weinbau unter den Karolingern beträchtliche Förderung. Karl der Große befahl, Weinberge anzulegen und erließ eine Weinordnung. Klöster und Stifte nahmen sich mit Erfolg der Weinwirtschaft an.2 Die Ausdehnung des Weinstocks hätte wohl nicht ohne die Kirche und ohne die rastlose Arbeit und die durch Jahrhunderte gesammelte Erfahrung mancher Klostergemeinschaft stattgefunden. Das rituale Weinbedürfnis der Kirche, die bei der stets wachsenden Zahl der Klöster und Stifte immer größere Gebiete erwarb, mag den ersten Anlaß zur Anpflanzung der Rebe in diesen Breitengraden gegeben haben;


Alte Weinbauorte (Repro nach Gesch. Handatlas d. Rhl.)


doch waren diese Kulturen zu umfangreich, um nur ritualen Zwecken zu dienen. Das Bestreben, überall Wein hervorzubringen, fand seine Erklärung zum Teil auch in den schlechten Verkehrsverhältnissen jener Zeit, in den Zoll- und Wegegeldern, die hier und dort erhoben wurden, in den günstigen Absatzmöglichkeiten und in der Verwendung des Weins als Zahlungsmittel für alle möglichen Lasten, mit denen der Grund und Boden belastet war. 3

Das Güterverzeichnis der Abtei Prüm (Prümer Urbar) ist wohl eine der wichtigsten Quellen über die Orte, die schon im 9. bis 13. Jahrhundert Wein angebaut haben.

Doch auch mancher Ort, der nicht in diesem Zusammenhang erwähnt wird, hat Weinberge oder Weingärten gehabt. Dies läßt sich manchmal aus den Flurnamen erkennen. So gibt es in Arloff, Kirspenich, Eicherscheid, Schönau und Satzvey Bezeichnungen wie "Wingert", "in den Wingertsstöcken", "am Wöngert" oder "et Wenges".4 Darüber hinaus gibt es die Flurbezeichnungen "im Kelterfeldchen " (Billig), "im Weingarten" (Ülpenich), "im Weinberg" (Lövenich-Linzenich), " Weingartspfad" (Hoven-Floren), "auf'm Weingartsberg" (Nemmenich). Hinzu kommen die " Weingartener Höfe" bei Kommern.5

Verbreitung des Wingert-Namen (Repro nach Gesch. Handatlas d. Rhl.)


Die Kapitel 55 (lversheim) und 56 (Weingarten) des Prümer Urbars müssen im Zusammenhang gesehen werden, und zwar a) im Vergleich über die Größe des Weinbaus und b) mit Bezug auf den Hinweis im Kapitel 56, daß jeder in Weingarten an Abgaben und an Dienstleistungen zahlt wie die von I versheim. Während in Weingarten ein Weinberg zu neun "carradae" (Fuhre, Karre, Fuder) vorhanden war, gab es zur gleichen Zeit in Iversheim Weingärten zu 30 "carradae". Um einen Überblick über die Menge des abzuliefernden Weins zu bekommen, muß man auf die Angaben im Abschnitt 24 (Mehringen) und Abschnitt 25 (Schweich) zurückgreifen. Caesarius schreibt in seiner Anmerkung von 1222 zu Abschnitt 24: ,,30 Lehen gehören zum oberen Hof in Merrich. Jedes zahlt 15 Eimer Wein als Zins. 27 Lehen gehören zum unteren Hof. Jedes zahlt 13 Eimer. Fünf Eimer fallen auf eine Ohm, die wir "Fronohm " nennen. Zählt gut nach und so werdet ihr die Summe finden, wie das Original sie verzeichnet. Fünf Eimer kommen, wie oben gesagt, auf eine Ohm und sechs Ohm kommen auf ein carrada, die man Fronfuder nennt." lm Abschnitt 25 (Schweich) heißt es: "Summe von Schweich. Dort gibt es 15 Mansen. Jeder von ihnen zahlt 10 Eimer Wein, das sind 150 Eimer, die 5 carradae ausmachen.6 Die Mehringer Angaben beziehen sich auf das Jahr 1222 (Caesarius), die Schweicher auf 893 (Orig. Prümer Urbar). Sie zeigen im übrigen, daß sich die Verhältnisse bei den Maßen in der Zeit wohl nicht verschoben haben. Es besteht jedoch das Problem, daß man Maßeinheiten aus einer anderen Landschaft nicht ohne weiteres auf die Verhältnisse in der Umgebung von Münstereifel übertragen darf. Bei den Hohlmaßen für Flüssigkeiten handelt es sich in den überlieferten Nachrichten des Mittelalters in erster Linie - und für diese Zwecke ausschließlich - um das Weinmaß.7

Pfarrer N. Reinartz versucht, mit Bezug auf die Anzahl der Weinbergpfähle (Rahmen), die jeder der 10 bzw. 27 Mansen in Weingarten und Iversheim jährlich abzuliefern hatte, die Grundfläche zu ermitteln, die für den Weinbau in Weingarten und Iversheim benötigt wurde. In Weingarten waren dies jährlich 1000 und in Iversheim 2700 Stück. Bei einer Haltbarkeit der Pfähle von 15 Jahren errechnet er für Weingarten einen Bestand von 15000 Rebstöcken.8 Eine ähnliche Rechnung macht Wilhelm Günter im Eifel-Jahrbuch 1958 in seinem Beitrag "Zur Geschichte des Weinbaus am Nordabfall der Eifel " auf, wenn er schreibt: " Wie beträchtlich der Weinbau in Bürvenich und Schwerfen war, ist auch daraus zu ersehen, daß um 1500 aus den Kermeter-Schlagbüschen bei Gemünd jährlich die Rahmen von 36 Morgen als Wingertspfähle für Bürvenich und Schwerfen zu liefern waren. Seit 1557 wird die Zahl auf 30000 Rahmen im Jahr, seit dem Ende des Jahrhunderts auf 14200 und seit 1623 auf 3730 Stück festgesetzt, woraus ersichtlich ist, daß der Weinbau seit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert allmählich zurückging." Als durchschnittlichen Ertrag soll man in dieser Zeit vielleicht vier Karren Wein auf den Morgen angenommen haben.9

N. Reinartz geht davon aus, daß die Lage der Weingärten in Weingarten keinem Zweifel unterliegen könne und hierfür in erster Linie die links des Mersbachs terrassenförmig ansteigenden Gärten des Oberdorfs, die heute noch teilweise "im Wingert" liegen, in Betracht kommen. Darüber hinaus könnte auch in dem sehr geschützt gelegenen Burgtal und weiterhin an den Stufen des Bölzbergs auf Kirspenich zu, wie eine örtliche Überlieferung berichtet, Weinbau betrieben worden sein.

Weinberge wurden auf Zeit verpachtet. Die Pachtdauer betrug meistens 1 Jahr oder 3 Jahre, seltener 6 oder 12 Jahre. Eine Ausnahme bildete die Verpachtung eines Weinbergs zu Weingarten auf die Dauer von 51 Jahren.10 Hierbei handelt es sich um eine Pachturkunde vom 9. April 1458 über die Verpachtung eines früheren Weingartens zur Neubepflanzung zwischen Richard Struyß, Pastor in Weingarten von 1455-1478, Hencken Nusgin, Cornelius Tyletzsch und Michael Kruysboen als Pächter einerseits und dem Stift Münstereifel andererseits. Die Pächter bekennen in der Urkunde :

". ..dat wir geleent hain widder die ehrbaren Heren Dechen ind gemeyn Capittell des goitzhuyß tzo Monster eyffel alsulchen velt gelegen tzo Wyngarden an deme berghe hynder Hencken Nusgins hovericht, dat vurtzyden wyngart ys gewest myt synen wyden ind breydden neyt dae ayn uyßgescheyiden, eyne jairzale lanck myt namen eyn ind vunffzich jair ...ind sullen dat selve velt ...flislich van stont tzo wyngart proffen plantzen ind nutzlich besetzen in buwelich halden as gueder lude gewoynheit ys ind ouch handhaven ...Ind die heren sullen uns yn den selven wyngart ycklichs jairs layssen volgen uyß yrme hove tzo Wyngarden eicht redeliche ind gewonliche wayn voll mystes ...Vortme darumb dat wyr der kost ind arbeit dabaß moegen zo komen, die wyr da yn ader ain sullen legen, so sullen wir des wyngartz gebruchen vur uns. ..vier jair lanck indes anderen herffts ...Dan kunnen dieselve heren ...yrs deyll vortan ind ickfiche jaire an unser ycklichem ind syme deille gesynnen, dat ys mit namen des dritten drufen, so wie die alla wassent, ...ind gentzlich ongehyndert heym dragen ...“11

-"daß wir zu Lehen genommen haben von dem ehrbaren Dechant und gemeinen Kapitel des Gotteshauses (= Stift) zu Münstereifel solches Feld, gelegen in Weingarten an dem Berge hinter Hencken Nusgins Hof, das vor Zeiten ein Weingarten gewesen ist, in seiner Weite und Breite nichts davon ausgeschieden, eine Reihe von Jahren, nämlich 51 Jahre. ..und wir sollen dasselbe Feld ... fleißig von Stund an zum Weingarten herrichten, pflanzen und nützlich besetzen und anbaumäßig halten, wie guter Leute Gewohnheit ist und auch handhaben. ..und die Herren sollen uns in denselben Weingarten jedes Jahr aus ihrem Hof in Weingarten 8 ordentliche und gewöhnliche Wagen voll Mist zuteilen lassen ... weiter weil Kost und Arbeit auf uns zukommen mögen, weil wir dort eine Wasserleitung anlegen sollen, so dürfen wir den Weingarten für uns gebrauchen 4 Jahre bis zum nächsten Herbst ... danach können dieselben Herren ihr Teil fortan und jedes Jahr von jedem unseren Anteil fordern, d. h., die dritte Traube, wie sie dort wächst ... und ganz ungehindert heimtragen ...“

Außer dem Pastor Struyß von Weingarten, der 1445 als Mitglied der Bruderschaft Cornelius und Laurentius zu Niederkastenholz12 verzeichnet ist, siegelte noch Gobel von Duren, Pastor zu Kirspenich. Beide Siegel sind noch gut erhalten. Im vorliegenden Falle war anstelle des Eigenbaues des Stiftes durch hofhörige Leute der Teilbau im freien Erbvertrage getreten; die Mitpächter des Pastors waren freie Bauern, welche die "dritte Traube" gleich dem Pastor als Pacht und Entgelt für Dung an den Grundherren abliefern mußten. Die außergewöhnlich lange Pachtzeit von 51 Jahren könnte man mit der Neuanpflanzung der brachliegenden früheren Weingärten erklären. Möglicherweise stand die Neuanpflanzung auch im Zusammenhang mit einem langen und kalten Winter im Jahre 1399, als die Rebstöcke weit und breit erfroren waren, "daß man die Weingärten alle abhauen mußte, was großer Schaden war."13

Durch das Unkelbacher Weinbergrecht aus dem Jahre 1394 erfahren wir einige Einzelheiten über die Pflichten .der Weinbergpächter. Von Zeit zu Zeit sollten die alten Weinstöcke ausgemacht und durch neue ersetzt werden. War der Weinberg nachlässig bearbeitet worden, so fiel die Traubenernte an das Stift. Hauptsächlich wurden in den Weinbergen des Stiftes Weißweintrauben angebaut.14

Wenn auch die Stiftsbesitzungen verpachtet waren, so mußte das Kapitel in Münstereifel trotzdem noch manche Kosten tragen. Die auf den Weinbergen um Mehlem geernteten Trauben mußten zum Keltern auf den Blankenheimerhof in Niederbachern gebracht werden. Die Trauben aus den anderen Stiftsbesitzungen wurden in Ahrweiler und Remagen gekeltert, denn dort unterhielt das Kapitel eigene Kelterhäuser. Der gekelterte Wein wurde anschließend nach Münstereifel gefahren.15

Man gewinnt den Eindruck, daß der Weinbau des Pastors Struyß und seiner Mitpächter keinen allzulangen Bestand gehabt hat. In einem Pachtbrief von 1564 16 ist die Rede von einem "bongert" (Obstgarten) "oever die (mers)bach, welcher wyngart plach (pflegte) zu syn." Dieser Pachtbrief umfaßt die Verpachtung des Kapitelshofs Zu Weingarten „mit Heusingen, Scheren, stellen, garden, Land, benden myt allen synnen gewonlichen Zubehör“ und dem vorgenannten „bongert“. Dieser Obstgarten mag vielleicht einen Teil des Weinbergs wieder ersetzt haben. Im Pfarrarchiv Kreuzweingarten befindet sich ein Bildchen des hl. Donatus aus der Zeit nach der Übertragung der Reliquie (1652) nach Münstereifel mit einem von Pastor Adam Ackermann (1649-1688) geschriebenen Gebet zu Ehren des Heiligen, in dem gottes Segen erfleht wird über „unsere Häuser, Acker, weinstöck, Wisen, Gärten und bauten“.

Aus dem um 1600 anzusiedelnden Weistum des Münstereifeler Kapitelshofs zu Weingarten erfahren wir, daß den Gerichtsscheffen „gebührt von jedem Geding, so er gehalten wird, ein Viertel Weins“. Damit ist jedoch nicht ein Viertel Liter Wein gemeint. Das wohl in Münstereifel geltende bonner und Ahrweiler Weinmaß war 1 Ohm (141 Liter) = 20 Viertel; also 1 Viertel = ca. 7 Liter Wein.17

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts und das ganze 19. Jahrhundert hindurch machte sich eine ständige Minderung des niederrheinischen Weinbaugebietes rheinaufwärts bemerkbar. 18 1815 - kurz vor dem Übergang an Preußen - besaß der ganze Canton Rheinbach nur noch in Niederkastenholz zwei Morgen Weinberge. Früher waren hier bedeutende Anpflanzungen, und der Wein war sehr geschätzt. Die verbliebenen Rebstöcke dienten u.a. dazu, hiervon Setzlinge nach dem Rhein und zur Ahr zu verkaufen, wo diese der rauheren Herkunftsgegend wegen sehr gefragt waren. 19 Heute steht in Niederkastenholz noch eine sogenannte „Ur-Rebe“, die dermaßen robust und unempfindlich ist, daß sei die kalte Eifelwitterung überstanden hat und für das Klima in Ahr- und Rheintal optimal ist. Diese „Ur-Rebe“ ist etwa 300 Jahre alt. Um 1815 ging auch der Weinbau in der südlichen Voreifel ein. Wenn der Laie nach den Gründen für den Rückgang des Weinbaus fragt, so erwartet er meist eine eindeutige Antwort. Für die Eifel und das Aachenern Gebiet ist von Hürten 20 und Pauls 21 ein Wäremerückgang als Ursache angegeben worden. Schwerer dürften schon „chemische Veränderungen des Bodens in die Waagschale fallen, die zwangsläufig dadurch eintreten müssen, daß ein und dieselbe Rebsorte jahrhundertelang ein und demselben Boden immer wieder die nämlichen Stoffe entzieht, die sie zu ihrem Aufbau braucht, so daß sie auch durch Düngung zuletzt nicht mehr ersetzt werden dürften. Dadurch wird jene Rebenmüdigkeit hervorgerufen, von welcher der Winzer seit langer Zeit gesprochen hat und die er durch die Anpflanzung fremder Rebsorten auszugleichen suchte. 22

Mit der Aussage des Pastors Johann Josef Müller (Pastor in Weingarten von 1791-1812) in einem „Kirchenbuch“ aus dem Jahre 1793 wird das Ende des Weinbaus in Weingarten wie folgt beschrieben: „Item hat der Pastor einen bergh genannt der weingard, welcher ihm nichts nutzt, dieweil es lauter Steinbergh ist.“ 23

Es gibt jedoch noch einen Beweis für den Weinbau in Weingarten ,der bis heute Bestand hat. Das sind die Speierlingsbäume, die an diesem „Steinbergh“ inmitten von Eichenbäumen im Hang hinter dem Pastoratsgarten stehen. Der Speierling besitzt eine rissige, dem Birnbaum ähnliche Borke sowie größere birnen- oder apfelähnliche Früchte. Einiges spricht dafür, daß die Vorkommen Verwilderungen sein könnten, die im Zusammenhang mit mittelalterlichem oder sogar schon römischem Weinanbau stehen. Die Früchte des Speierlings wurden früher dem Most beigesetzt; im Frankfurter Raum werden sie z.T. heute noch zur Verbesserung von Geschmack und Haltbarkeit des Apfelweins gebraucht. Im Eschweiler Tal kommen heute noch etwa 250 Speierlingsbäume vor. Da der mittelalterliche Weinanbau in Iversheim und Weingarten belegt ist, könnten diese Vorkommen durch Ansamung (Vögel, Kleinsäuger) entstanden oder aus vegetativer Vermehrung (Wurzelbrut, Stockausschlag) ehemals angepflanzter Bäume hervorgegangen sein. Es ist aber auch nicht auszuschließen, daß es sich um natürliche Vorkommen handelt (Reliktvorkommen aus der Wärmezeit ca. 5000 v. Chr.).24


1) Schmitz, H., Blüte und Verfall des rheinischen Weinbaues unterhalb der Mosel, Berg. Gladbach 1925, S. 14 ff
2) Hochrain, H., Die deutschen Weinlande, Braunschweig 1979, S. 28
3) Schmitz, a. a. 0., S. 29
4) Schmitz, a. a. 0., S. 21
5) Mürkens, G., Die ortsnamen des Kreises Euskirchen, Euskirchen 1958, S. 60
6) Schwab, I., Rheinische Urbare, 5. Band, Das Prümer Urbar, Düsseldorf 1983, S. 187, 188
7) Lamprecht, K., Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, Leipzig 1885, S. 500
8) "Unsere Heimat im Wandel der Zeit", Beilage zum Euskirchener Volksblatt, Nr. 8/1927
9) Schmitz, a. a. 0., S. 18
10) L öhr, W., Kanonikerstift Münstereifel, Euskirchen 1969, S. 78
11) HStA Düsseldorf, Stift Münstereifel, Urkunde Nr. 116
12) Pfarrarchiv Flamersheim
13) Hürten, T., Chronik Münstereifel in Daten von 760 bis 1816, Euskirchen 1969, S. 9
14) Löhr, a. a. 0., S. 81
15) Löhr, a. a. 0., S. 83
16) HStA Düsseldorf, Stift Münstereifel, Akte N r. 5p
17) Reinartz, N., Weistümer unserer Heimat, Euskirchen 1940, S. 42
18) Schmitz, a. a. 0., S. 66
19) Stramberg, Chr., v., Topographische Beschreibung des Cantons Rheinbach, Coblenz 1816, S. 16
20) Hürten, K., " Weinbau in der Eifel vor 1000 Jahren", in: Eifelvereinsblatt 1913, Nr. 1, S. 7ff
21) Zeitschrift des Aachener G.-V., Jg. 1885, S. 208
22) Schmitz, a. a. 0., S. 69
23) Pfarrarchiv Kreuzweingarten, "Kirchenbuch" von 1793
24) Schumacher, W., Das Eschweiler Tal: Ein Naturschutzgebiet von überregionaler Bedeutung/Jahrbuch des Kreises Euskirchen, 1979/80, S. 62


Entnommen: „1100 Jahre Wingarden“ - Kreuzweingarten 893-1993


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