Wasserversorgung
Kreuzweingarten-Rheder von 1904 bis 1989 |
Von M. Jakob Bohnen |
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- Nach einem Großbrand im
Jahre 1886 ließ die Stadt Euskirchen in der Gemarkung "Am
Klingelpütz" am Südrand von Kreuzweingarten eine
Wasserleitung erstellen, die durch Weingarten und Rheder führte.
1887 wurde das Wasserspeicherbecken unterhalb Kreuzweingartens
erstellt. Die Situation nutzend und wegen der günstigen
Höhenverhältnisse bis zum Ort Rheder technisch
realisierbar, stellten die Gemeindeväter von
Weingarten-Rheder an die Stadt Euskirchen am 12.6.1887 den Antrag
für die Installation von Hydranten zwecks
Gebäudefeuerschutz. Da die Stadt aber zu diesem Antrag zu
hohe Kosten errechnet hatte, verzichtete die Gemeinde auf ihr
Vorhaben und stellte erste Überlegungen für einen
eigenen Wasserleitungsbau an. Im Gemeindeprotokoll vom 20.2.1904
heißt es hierzu:
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"Nachdem in den letzten
Jahren in der Gemeinde Weingarten-Rheder Typhus ausgebrochen ist
und seitens des Kreisarztes eine Prüfung der Wasserfrage in
Aussicht gestellt und vor dem Gebrauch von Wasser aus der Erft
und dem Erftmühlenbach gewarnt worden ist, erachtet der
Gemeinderat es für zweckmäßig, daß die
Gemeinde sich die dem Küster Christoph Klein zu Weingarten
zugehörige, in der Gemeinde Arloff gelegene Quelle.
..sichert. " 1)
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1906 war die Gemeinde bereits im
Besitz der Wasserquelle, wollte aber zunächst noch kein
eigenes Wassernetz erstellen, sondern versuchte, die Quelle zu
fassen und eine Leitung ins Euskirchener Rohrnetz einzuführen.
Aber auch hier scheiterten die Verhandlungen wieder an der hohen
Kostenbeteiligung, die die Stadt forderte. Weitere Versuche, mit
der Stadt Euskirchen eine Übereinkunft zu erzielen, schlugen
ebenfalls fehl, so daß die Gemeinde am 4. November 1911
beschloß, eine eigene Wasserleitung mit eigener
Quellfassung zu verlegen. Im Sitzungsprotokoll ist zu lesen:
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"...daß zum Zwecke der
Herstellung einer Wasserleitung am 20. vorigen Monats, dem Tag
der Durchreise Sr. Majestät des Kaisers, mit der Erfassung
der Quelle "Unter dem Eichpütz" begonnen worden
sei, daß man aber bei weiterem Nachgraben auf eine römische
Wasserleitung gestoßen sei, die reichlich Wasser liefere.
Es entsteht nun die Frage, was weiter geschehen solle, ob man das
Wasser auf Gemeindeeigentum fassen oder die römische
Wasserleitung in fremdes Eigentum hinein weiter aufwärts -
verfolgen solle." 2)
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Nach reiflicher Beratung beschloß
der Gemeinderat, das Wasser auf Gemeindeeigentum im Anschluß
an die römische Wasserleitung zu fassen und zwar aus
folgenden Erwägungen :
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- ,,1. Der Boden besteht aus
einer ca. 1,00 m starken Lehmschicht, worunter eine starke
Kiesschicht folgt, in der sich die römische Wasserleitung in
einer Tiefe von 2,30 m befindet, so daß eine Verunreinigung
des Wassers nicht zu befürchten ist.
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2. Da die Römer bekanntlich
alles aufgeboten haben, um sich mit gutem Wasser zu versorgen,
ist zweifellos anzunehmen, daß sie die Leitung auch so
angelegt haben, daß dieselbe allen Ansprüchen gerecht
wird.
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3. Es dürfte wohl nicht
angebracht sein, eine seit Jahrhunderten bestehende
Wasserleitung, die heute noch vollständig Wasser liefert, zu
zerstören.
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4. Wollte man der römischen
Wasserleitung nachgehen, um bis zur Quelle zu gelangen, so könnte
man u. u. eine sehr weite Strecke durch fremdes Eigentum
zurücklegen müssen, was mit unerschwinglichen Kosten
verbunden sein würde.
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5. Schon zur Zeit der Anlage des
Katasters war die Quelle auf dem Gemeindeeigentum vorhanden, wie
daraus hervorgeht, daß die betreffende Parzelle im Kataster
die Bezeichnung "Am Eichenpütz" führt. Wie
sich jetzt herausstellt, tritt das Wasser dort an der Stelle
zutage, wo die römische Wasserleitung zerstört wurde."
3)
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Ergänzungsfotos - 27. Mai
2001 - 14.30 Uhr - Wasserwerk Abzweig Billig |

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- Soweit der Wortlaut des
Gemeinderatsprotokolls. Letztendliche Sicherheit darüber, ob
die Wasserleitung von 1911 auf einer römischen Vorgängerin
basiert, kann nur eine Grabung bringen, die bislang noch nicht
durchgeführt werden konnte.
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Mit dem letzten Protokoll vom
31.7.1912 finden wir keine weiteren Hinweise mehr zu diesem
Wasserleitungsbau. Erst im Jahre 1945 ist die Wasserleitung
wieder im Gespräch bei der Gemeindevertretung. Bereits in
früheren Jahren hatten die höhergelegenen Bewohner der
Antweilerstraße sich darüber beklagt, daß sie
vor allem in den Sommermonaten des öfteren wenig und
zeitweise kein Wasser hätten. Bereits 1947 wurden
Überlegungen angestellt, eine Pumpstation zu errichten.
Zunächst versuchte man jedoch, mit dem Wasserwerk Euskirchen
und dem Wasserverbandswerk Kuchenheim-Ollheim ins Gespräch
zu kommen. Die Verhandlungen blieben ohne Resultat. So war man
gezwungen, eine eigene Pumpstation zu errichten:
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- "Es wurde dargetan, daß
die Wasserversorgung der Einwohner von Kreuzweingarten und Rheder
gesichert ist, nachdem das Pumpwerk mit einem Kostenaufwand von
35424,00 DM fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde."
4)
-
.
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Als das Baugebiet "Am
Römerkanal" im Jahr 1963 erschlossen wurde, trat dort
zeitweise Wassermangel auf. Verschiedene Tiefbohrungen auf der
Eichenpützparzelle blieben ohne Erfolg. Eine Flachbohrung
lieferte stündlich 12 cbm Wasser, die dem Pumpwerk zugeführt
werden konnten, so daß hiermit der Wasserbedarf der
Gemeinde vorerst gesichert war.
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Schon 1964 beschloß die
Gemeindevertretung, dem Projekt der Wasserversorgung des Amtes
Satzvey - Wachendorf zuzustimmen. 1967 war die Wasserversorgung
der Gemeinde durch den Anschluß an den Tiefbrunnen in
Satzvey ausgebaut. Der Lieferungsvertrag zwischen der Gemeinde
Kreuzweingarten -Rheder und dem Wasserversorgungsverband Satzvey
kam noch vor der kommunalen Neugliederung vom 1.7.1969 zustande
und wurde bis zum Frühjahr 1989 abgeschlossen. Nach Ablauf
des Vertrages, der als Reserve - Wasserlieferung zur Pumpstation
"Eichenpütz" gedacht war, war auch die
Wasserzulieferung aus dem Wasserversorgungsverband Satzvey zu
Ende. Die Stadtwerke verlegten von ihrer neuerstellten
Wasseraufbereitungsanlage "Kirspenich " eine neue
Wasserversorgungsleitung für Kreuzweingarten und Rheder.
Nördlich von "Maria Rast" wurde ein Wasserspeicher
errichtet. Die Wasserversorgungsleitung aus dem ehemaligen
Satzveyer Gebiet konnte vom Forsthaus von Mallinckrodt aus dem
Versorgungsnetz der Stadt Euskirchen eingegliedert werden.
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- Mit dieser neuen
Wasserversorgung aus dem Versorgungsnetz der Stadt Euskirchen
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bzw. dem "
Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal" endete
ebenfalls der
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Wasserzulauf von der früher
selbständigen Gemeinde Kreuzweingarten-Rheder. Der
Wasserzulauf "Am Eichenpütz" in der Gemarkung
Arloff war in der Zeit vom 4.11.1911 bis zum 11.3.1989 in
Betrieb.
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Anmerkung |
- 1) St.A Euskirchen, Nr. 0008
und 0009
2) Protokoll vom 4.11.1911 -
3) ebd.
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4) Protokoll vom 15.9.1953
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Entnommen: 1100 Jahre
Wingarden - Kreuzweingarten 893-1993
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