750 Jahre Rheder 1240 - 1990

Alte Flurnamen in Rheder und Umgebung

Von Gerhard Schule - (Nach Nikola Reinartz im Euskirchener Volksblatt, 15. September 1951)


Flurnamen sind ein Archiv zur Heimatgeschichte. Das Verständnis dieser Namen ist erschwert durch ihren in weiter Vergangenheit liegenden Ursprung, durch Entstellungen bei erneuter Niederschrift sowie durch neuzeitliche Überlagerungen. Der Rückerinnerung soll die folgende Darstellung einiger Flurnamen dienen.

Der Name Rheder, ursprünglich Reydorre, verdankt seine Entstehung einer Furt über die Erft in vorrömischer Zeit. Heinz Firmenich sagt dazu „... In dieser mit Ried bestandenen Erftaue siedelten schon vor den Römern Keltogermanen, wie man aus dem Ortsnamen „red-arna“ (arna=Erft) entnehmen kann...“ (1)

An die Römerzeit erinnern Flurnamen „Am Kaiserstein“ und „Auf dem Wiehlder“. Wiehlder bedeutet hier gleich Weiler, dieses wiederum vom lateinischen Villare kommend. Dieser Name läßt auf alte römische Siedlungen schließen. Gleiches gilt für die Namen „Auf der Kallen“ und „Am Kallenwehr“, beides herzuleiten vom lateinischen Canalis. Es ist dies der Hinweis auf den Römerkanal. Möglicherweise gilt dies auch für die Begriffe „Spring“, „Auf der Spring“, womit das Überspringen des Kanals unterhalb Rheder über die Erft gemeint ist.

Aus dem mittelalterlichen Ortsbild stammt der Name „Hostert“, Haus- und Hofstätte. In Rheder werden insoweit genannt: 1761 die „Brücke Hostert neben dem Weg“ und 1451 „Jutten Hoestat van Rider“. Die Hoestat inmitten des Dorfes gehörte dem Gahmannshof, dem sogenannten „Rhederer Höfchen“, das trotz der Verkleinerungsform mit 90 Morgen das größte Bauerngut war. Mitzunennen ist die sogenannte „Schäfferei“, ein altes Rittergut in Rheder, 1500 im Besitze des Claes von Mirbach, später Blankartzhof genannt, schließlich in andere Hände übergegangen und parzelliert. Auch die „Bitze“ - eingezäuntes Land - gehörte zur Schäfferei. Den Namen hatte der Hof, weil er nach dem kurkölnischen Weistum von Arloff beliebig viele Schafe halten durfte.

Neben den geschichtlichen Flurnamen leiten sich eine Reihe von namen aus der Bodengestaltung ab. Hierzu gehören die Bezeichnungen mit den Endworten Berg (Münsterberg, Ginsterberg), Kuhl oder Kaul, wobei beispielsweise die „Steinkuhl“ und die „Sandkaul“ der Gewinnung von Baumaterialien diente.

Die „Schindskuhl“ bei Rheder war eine Ablagerungsstätte für Kadaver, die „Wolfskuhl“ eine Fanggrube für Wölfe. Die Namen „In der Laach“, „In der Lage“, „Auf der Laach“, „Am Laacher Graben“ sind verwandt mit Lache, weisen also auf kleinere Gewässer hin. Gleiches gilt für Namen mit dem Worte „Pütz“, beispielsweise „Eichelpütz“, „Taubenpützchen“; es besteht eine Stammverwandtschaft mit dem Wort Pfütze.

In den Flurnamen spiegelt sich dann auch die Art der Bodennutzung wider. Die Aue ist das land am Wasser, die Benden ist die ältere Bezeichnung für Wiesen, wobei es dann die zusätzliche Bezeichnungen „In den sauren Benden“, sowie an der Erft „In den Weiden“ gibt. Als speziellere Bezeichnung dienen „Bleiche“, „Bongert“, was Baumgarten bedeutet. Die Flurnamen „An der Heide“ erinnern an wiederholte Waldrodungen. Vergleichbares gilt für die Bezeichnungen „In der langen Rodder“, „In der kurzen Rodder“.

An Hecken erinnern die Flurnamen „Hansen (Hasen) - Heck“, „Katzen-Heck“. Die „Katzen-Heck“ hat dabei nichts mit Katzen zu tun; die Hecke ist vielmehr der Ort, wo früher die Böller, mundartlich „Katzenköpp“, abgefeuert wurden.

Eine ganze Palette von Flurnamen leitet sich aus dem Tierreich her. Hier seien nur erwähnt die Bezeichnungen „Gansweide“, „Auf der Kuh“, „Auf der Sau“, „Hase“.

Schließlich sind noch Flurnamen zu verzeichnen, die auf alte Wegebezeichnungen sowie frühere Besitzer Hinweise. An alte Römerstraßen erinnern die Begriffe „An der Alten Straße“ und „An der Heerstraße“. Auch der schmale „Kaisersteinsweg“, von der „Schäfferei“ in Rheder nach Billig führend, scheint auf diese Epoche zurückzuführen sein.

Zu früheren Besitzern führen die „Hansen-Heck“, nunmehr „Hasenhecke“, wobei heute der Vierbeiner im Vordergrund stehen mag.

Auf Namen deuten hin Bezeichnungen wie „Pfaffenhardt“, „An Amtsverwaltersbenden“, möglicherweise auch „Liersmühle“, „Schäfferei“.

Namen als nicht als Schall und Ruh, sondern lebendige Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit, Hineinbetten menschlichen Daseins in seine Umgebung.

Anmerkung:
(1) Firmenich, Heinz: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Rheinische Kunstblätter, Heft „Stadt Euskirchen“, 1. Auflage, S. 19 f


Haus Becker ca. 1924
Gertrud Dissemond, geb. Benden, Maria Michels, geb. Dissemond, Josef Dissemond


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