Ehrenmalweihe in Kreuzweingarten
Eine Feierstunde der Dorfgemeinschaft, von schlichter Trauer erfüllt

Kreuzweingarten. Ohne Übertreibung darf man sagen, daß bei der Weihe des neuen Mahnmals für die Gefallenen, Vermißten und Ziviltoten des letzten Weltkrieges kaum jemand fehlte. Der geschmackvoll einheitlich ausgerichtete und für diesen schönen Tag besonders schön vorbereitete Friedhof wollte die vielen Menschen, unter ihnen zahlreiche Hinterbliebene aus Kreuzweingarten, Rheder und Kalkar, kaum fassen. In stiller Trauer gedachten alle des großen Opfers derer, die keine Grabstätte in der Heimat finden konnten, die weit entfernt in fremden Ländern ruhen und deren Namen nun auf den beiden neuen Platten zur Seite des Ehrenmales eingraviert sind. Im Hintergrud des Mahnmales weist eine aus Mosaiksteinen zusammengesetzte Gestalt des leidenden Christus wie trostspendend die blutenden Wunden seiner Hände.

Dieses Ehrenmal, am höchsten Punkte des sanft ansteigenden Friedhofes gelegen, segnete Definator Wammers ein, nachdem er vorher eine heilige Messe zum Gedenken aller gelesen hatte, die aus der Pfarre im Laufe des vergangenen Jahres gestorben sind.

Manch ein Auge wurde tränennaß,

als während des Gottesdienstes die Namen der Gefallenen verlesen wurden. Vor dem Hauptaltar befand sich ein stahlhelmgeschmücktes Birkenkreuz, das allen Gläubigen ein Heldengrab draußen in fremder Erde versinnbildlichen sollte. Nach der Messe begaben sich alle in feierlichem Zuge auf den Friedhof, dessen Gräber vom Geistlichen ebenfalls gesegnet wurden.

Den Schulkindern und Frauen folgten der Kirchenchor, die Männer und Junggesellen von Rheder und die Mitglieder des Turn- und Sportvereins Kreuzweingarten. In der Mitte vor dem Ehrenmal war den Kriegsopfern und den Angehörigen ein Ehrenplatz vorbehalten. Den Beschluß des Zuges machten das Tambourkorps, die Musikkapelle und Männer des Dorfes.

Mit einem weihevollen Choral der Musikkapelle begann die eindrucksvolle Weihestunde. Ein Gedicht leitete über zu einem Gesangsvortrag des Kirchenchores, der unter der Leitung von Willy Schlösser „Wie sie so sanft ruhn“ sang. Bürgermeister Gebertz begrüßte Kreisrechtsrat Disse, der für den Oberkreisdirektor und Landrat stellvertretend gekommen war, Kalkars Bürgermeister Bell und Amtsinspektor Jaentgen vom Amt Satzvey. Er legte als erster einen

Kranz am Ehrenmal nieder.

Mit knappen Worten schlossen sich ihm an Bürgermeister Bell von Kalkar, der Verband der Kriegsversehrten, Hinterbliebenen und Sozialrentner, der Junggesellenverein Rheder, der Turn- und Sportverein Kreuzweingarten, das Tambourkorps und die freiwillige Feuerwehr. Nach einem zweiten Choral der Musikkapelle, einem Gedicht eines Schulkindes und einem weiteren Lied des Kirchenchores sprach Kreisrechtsrat Disse über die

Größe des Opfers,

das die Gefallenen gebracht haben, das sinnlos gewesen sei, wenn nicht die Überlebenden daraus die Verpflichtung ziehen wollten, Frieden zu halten und eine Wiederholung der grauenvollen Geschehnisse von 1914/18 und 1939/45 zu verhindern. Der Gemeinde, die aus eigenen Mitteln das schöne Mahnmal habe errichten lassen, zollte Kreisrechtsrat Disse, der als Kreisvoristzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge einen Kranz niederlegte, Dank und Anerkennung.

Ergriffen von seiner kurzen, aber inhaltsreichen Ansprache und tief beeindruckt von der schlichten Feierstunde ging ein jeder nach Hause. Nicht nur die Hinterbliebenen und Anverwandten der Kriegsopfer, nicht nur die Kriegsversehrten, sondern auch die nicht unmittelbar Betroffenen werden an diesem Tage noch manchmal in Ehrfurcht jener gedacht haben, die ihr Leben ließen für die Heimat.


Woenge.de-Ergänzungsfoto 17. Februar 2002 - 17.40 Uhr

Zeitungsartikel aus: Volksblatt für den Kreis Euskirchen, den 15. Mai 1954

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