Kommentar im Kölner Stadt-Anzeiger vom 7. Oktober 2002


Von Harald Biskup

Der gegenwärtige Papst ist einsamer Rekordhalter in Sachen Selig- und Heiligsprechungen. Angesichts einer wahren Inflation „himmlischer Mittler“ könnte man die Heiligsprechung des spanischen Prälaten Josemaria Escriva getrost ignorieren - wäre er nicht Gründer des ultrakonservativen Geheimbundes „Opus die“. Was gestern in Rom vollzogen wurde, war nicht in erster Linie ein frommer Akt, sondern eine kirchenpolitische Demonstration von weit reichender Bedeutung. Wer den allerhöchsten Segen hat, ist gegen Kritik noch besser gefeilt als schon bislang. Einmal heilig, immer heilig. Auch ablehnend eingestellte Bischöfe werden künftig gute Miene zum bösen Spiel machen. Die Anhänger der innerkirchlich höchst umstrittenen Vereinigung aber können frohlocken. Das neue Selbstbewußtsein stellte ein junger „Opus“-Priester in Soutane zur Schau, als er vor laufenden Kameras erklärte, zu Bußband und Geißel zu greifen sei doch so ähnlich, wie ins Fitness-Studio zu gehen, um freiwillig zu leiden. „Heilige Unverschämtheit“ hat der heilige Josemaria seiner Gefolgschaft eingetrichtert.



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