Forstamt Bad Münstereifel
Forstgeschichtliches zum Hardtwald bei Stotzheim, Kreis Euskirchen

Von Gerhard Naumann


4. Das 19. Jahrhundert

1794 besetzte Frankreich die linksrheinischen des Rheinlandes. Alle kleineren Staatsgebilde wurden hier aufgehoben, so auch die kurkölnische Landesherrschaft. Damit erlosch das Amt Hardt und die Funktion des kurfürstlichen Amtmannes. Der landesherrliche Waldbesitz des Hardtwaldes wurde französischer Staatswald. 1798 erfolgte eine neue Verwaltungsgliederung nach französischem Vorbild. Die besetzten linksrheinischen Gebiete wurden in vier Departements eingeteilt, diese wieder in Kantone und diese in Bürgermeistereien. Der Bereich des Hardtwaldes kam dadurch zur Bürgermeisterei Kuchenheim im neu geschaffenen Kanton Rheinbach des Rhein- und Mosel-Departements.

Erst im Frieden von Lunèville vom 9.2.1801 hat das deutsche Reich der Abtretung der besetzten Gebiete zugestimmt, wodurch die linksrheinischen Bereiche völkerrechtlich ein Teil Frankreichs wurden. Die linksrheinischen Bereiche völkerrechtlich ein Teil Frankreichs wurden. Die linksrheinischen Bürger wurden so zu französischen Staatsbürgern, für die das französische Recht galt. Die Fostverwaltung wurde nach französischem Muster neu aufgebaut und zwar als eine von der inneren Verwaltung unabhängige straff organisierte Sonderverwaltung, die auch für die Aussicht des Gemeinde- und Privatwaldes zuständig war. Der Inspektion für Forsten und Gewässer in Köln und –für den Bereich der Oberförsterei Kottenforst- die Unterforstinspektion Bonn waren vorgesetzte Dienststellen.

Die französische Verwaltung führte gleich die aus der Heimat gewohnte Art der Holznutzung durch den Käufer ein und verkaufte das zur Nutzung vorgesehene Holz „stehend“. In riesigen gedruckten Plakaten wurden die einzelnen Versteigerungstermine, die Versteigerungs- und Zahlungsbedingungen und in langen Listen die in den einzelnen Waldungen angebotenen Holzmengen dargestellt und zu Jedermanns Kenntnis zum öffentlichen Aushang verbreitet. Das Holz stammte aus Waldungen aller Besitzarten, die Einnahmen dürfte aber der französische Staat kassiert haben. Unter der Überschrift „Freiheit, Gleichheit“ wurden diese Ankündigungen als Protokollauszüge der Centralverwaltung des Departements bekanntgegeben (Quelle: Stadtarchiv Euskirchen, EU I Nr. 885) z.B. Im 7. Jahr (Zeitrechnung ab Franz. Revolution) der „... einigen und untheilbaren französischen Republik ... In Erwägung, daß das Wohl der Republik erheißt, daß die Versteigerung der Holzhaue des 7ten Jahres keiner Verzögerung ausgesetzt werde ...“.

Die französische Herrschaft dauerte nur bis zum Wiener Kongreß 1814, als die rheinischen Gebiete Preußen zugesprochen wurden. Der Waldzustand wurde von den neuen preußischen Herren als katastrophal bezeichnet und die Schuld den Raubbau-treibenden französischen Besetzern zugeschrieben, dennoch dürfen wir nicht vergessen, daß auch die Franzosen von den Kurkölnern keine guten Waldzustände übernommen hatten. Was in den 20 Jahren Fremdherrschaft im Wald wirklich im einzelnen geschah, ist heute kaum noch objektiv auszumachen.

Die Försterei Hardtburg blieb in der preußischen Zeit bei der Oberförsterei Kottenforst bis 1934, also 120 Jahre lang. Die preußische Forstverwaltung war straff organisiert, hatte schon Tradition und auf Forstschulen waldbaulich ausgebildete Frostleute angestellt. Beim Wiederaufbau der devastierten „königlichen“ Waldungen ging man planvoll voran: Es wurden auf mehrere Jahrzehnte angelegte Forstplanungen (=Forsteinrichtungen = Taxationen durchgeführt und zwar bewußt nicht vom hiesigen Forstpersonal, sondern von speziell ausgebildeten Frosteinrichtern (die meist aus dem preußischen Norden kamen, wo große Kiefernwaldungen vorherrschten). Damit sollte Betriebsblindheit vorgebeugt werden und ein Stück Objektivität und Kontrolle in die Planung einfließen. So wurde auch der kleine Hardtwald als Teil des bedeutenden und etwa 3.700 Hektar großen Kottenforstes in den Forstplanungen erfaßt. Diese liefern eine abteilungsweise Bestandesaufnahme mit Zustandsbeschreibung und Detailplanung, aus der wir uns einen recht guten und detaillierten Überblick über den Zustand des Hardtwaldes im Laufe der verschiedenen Forsteinrichtungen machen können. Diese sind daher auch die wichtigsten Quellen des nachfolgenden Berichts. Sie sind vollständig erhalten und werden im Forstamt Kottenforst aufbewahrt. Es handelt sich um sehr umfangreiche Bände.

Solche Forstplanungen für den Kottenforst (und den Hardtwald) wurden im 19. Jahrhundert gefertigt:



1829


Revision

1839



1850


Revision

1860



1879


Revision

1889



1894


Weitere Quellen sind die zu den Forsteinrichtungen gefertigten Kartenwerke und die sogenannten Taxations-Notizbücher, ebenfalls dicke Bände, in denen die laufend vollzogenen Maßnahmen, Personal- und Organisationsveränderungen u.a. vermerkt wurden.


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