Forstamt Bad Münstereifel
Forstgeschichtliches zum Hardtwald bei Stotzheim, Kreis Euskirchen

Von Gerhard Naumann


Zum Ende des 19. Jahrhunderts

1889 wurde eine Revision der Forsteinrichtung vorgenommen, die aber wenig änderte und ziemlich bedeutungslos blieb. Ähnlich ging es der letzten Taxation des 19. Jahrhunderts 1894:

Oberforstmeister Lendes fürchte diese Forsteinrichtung unter Mithilfe von Forstassessor Klingholz durch. Grundlage für diese Neueinrichtung waren Holzmarktveränderungen, auf die der Forstbetrieb durch Umplanung reagieren sollte: Die Holzabsatzkrise von 1880 bis 1886 hatte zu Einsparungen in der Nutzung in den Altbeständen, im besonderen aber bei der Durchforstung geführt. Da 1894 jedoch eine steigende Nachfrage nach Nutz- und Grubenholz feststellbar war, während Bedarf und Preise für Brennholz und Eichenlohe stark zurückgingen, wollte man in der Forsteinrichtung erneut den Umfang der als Eichenschälwald zu bewirtschaftenden Bestände neu festlegen und die Durchforstungen verstärken.

Die Erträge aus Schälwald waren dramatisch gefallen, es lohnte gar nicht mehr, Eichenlohe zu nutzen, und die Preise verfielen weiter. Daher wird die völlige Abkehr vom Niederwald im Kottenforst beschlossen. Niederwald ist in Hochwald zu überführen. Zu diesem Vorgehen hatte auch der zurückgehende Bedarf an Reiser- und Knüppelholz als Brennholz beigetragen, die bei der Niederwaldnutzung überwiegend anfallen, „... weil der Bedarf an Brennholzmaterial auch auf dem Lande mehr und mehr durch Steinkohlen und in neuester Zeit besonders durch billige Braunkohlenbriketts gedeckt wird ...“.

Während im Kreis Bonn die Katasterneuvermessung und die darauf aufbauende Forstinnenvermessung im Kottenforst abgeschlossen werden konnte, hatte sich in dieser Hinsicht im Kreis Rheinbach gar nichts getan, so daß die Frosteinrichtung 1894 für den Hardtwald zunächst auf die Uraltinselkarten der Roesen'schen Vermessung von 1825/27 zurückgreifen mußte. Forstassessor von Braunmühl und Klingholz führten hier aber ergänzende Vermessungen durch und fertigten daraufhin auch für den Hardtwald neue Spezialkarten im maßstab 1:5000.

Die Kleinheit des Revieres Hardtburg hatte schon 1877 zu einer Abwertung der Stelle geführt: Die Revierförsterstelle wurde in eine Försterstelle umgewandelt. 1891 kam die nächste Abstufung zur Waldwärterstelle. Durch Ministerialerlaß von 1903 wurde schließlich bestimmt, daß die Reviere Wormersdorf und Hardt, die beiden kleinsten des Forstamtes Kottenforst, als neuer „Schutzbezirk Wormersdorf“ zusammengelegt wurden. Er besteht aus 474 ha Staatswald und den Gemeindewaldungen von Wormersdorf (225 ha) und Hilberath (52 ha), zusammen also 751 ha. Für den Revierteil Hardt fungierte zusätzlich ein Forstaufseher.

Als Hauptziel der Bewirtschaftung des Kottenforstes wird die Eichenstarkholzzucht mit einer Umtriebszeit von 160 Jahren gesehen. Man strebt jetzt Eichenreinbestände mit Bodenschutzgehölz im Unterstand an, um die Eichennutzholzausbeute auf der Fläche zu erhöhen. „Zur Zeit ist ein angemessener Vorrat wertvoller älterer Stämme vorhanden, ebenso zeigen die Gestände mittleren Alters und die Jungwüchse meist freudiges Gedeihen.“ Kräftige Druchforstungen seien nötig, um das Ziel in der angesetzten Umtriebszeit zu erreichen. Die aus Stockausschlag auf ärmeren Standorten wachsenden ehemaligen Niederwaldungen sollen als Grubenholz genutzt und mit 80 - 100 Jahren nach Lichtstellung verjüngt werden.

Die Qualität der Buchenbestände war zwar hervorgehoben, dennoch sei es Ziel, diese bei der Verjüngung mit zugepflanzten Eichen aufzuwerten. Beim Nadelholz gibt es nur Jungbestände. Die Fichte, der immer noch ähnliches Schattenbedürfnis wie die Tanne nachgesagt wird, wird nur als Lückenbüßer eingesetzt, Kiefer dagegen großflächiger als Treib- und Schutzholz für die Eiche und zur Blößenaufforstung z.B. nach Waldbränden (von 1880 bis 1894 betrug die Waldbrandfläche im Kottenforst 157 ha, was für ein Laubholzforstamt viel ist.

Die Gedanken der Forsteinrichter kreisten immer wieder um den „richtigen“ Waldbau für die Eiche im Kottenforst. Im Hauptrevier des Kottenforstes wurde die Blüte der Eiche häufig ein Opfer des Frostes oder sie wurde von den Raupen der Eichenwickler und Frostspanner aufgefressen, „... nur der Schutzbezirk Hardt liefert häufiger Mast ... Ebenso günstig verjüngte sich die Eiche durch Aussamung auf den mineralisch kräftigen Böden der höher gelegenen, dem Spätfrost nicht so erheblich ausgesetzten Schutzbezirke Wormersdorf und Hardt (z.B. Distrikt 18 und 19) ...“.

Die vielen Weißtannensaaten und –anpflanzungen der vergangenen Jahrzehnte hatten kaum etwas gebracht. Hin und wieder kommt diese von den Forstleuten schon immer besonders verehrte Baumart „... in vereinzelten älteren Exemplaren von vorzüglichem Wuchs vor, im übrigen findet sie sich mit der Fichte als Füllholz in Laubholzkulturen und als Unterbau in lichten Eichen- und älteren Laubholzmischbeständen; auch die als Weißtannendickung beschriebene Abteilung 20 b ist aus Unterbau eines lichten Laubholzstreifen nach teilweisen Aushieb der Eichen und Buchen hervorgegangen ...“.

Im Hardtwald war der Nadelholzanbau mit Kiefer in der Mitte des 19. Jahrhunderts forciert worden, in den letzten 4 Jahrzehnten kaum noch. So ist 1894 die Altersklassenverteilung beim Nadelholz wie folgt:


20-jährig

21-40jährig

41-60jährig

Fichte:
Kiefer:

2,0 ha
5,2 ha
7,2 ha

-
9,6 ha
9,6 ha

-
30,8 ha
30,8 ha

Zusammen machten die 47,6 ha Nadelholzfläche 1894 einen Anteil von 26 % ha der Holzbodenfläche aus.

Die Eichenbestände des Hardtwaldes waren in den Altersklassen bis 60jährig ziemlich gleichmäßig mit je 30-35 ha vertreten. Die Altersklassen 61-100 Jahre fehlten völlig. Über 100jährig waren nur 24,5 ha. Als Buchenbestände waren 18a94 im Hardtwald lediglich 11,5 ha ausgebracht, die ausschließlich 61-80jährig waren.

Nach wie vor erbrachte die Endnutzung von Althölzern nach der Forsteinrichtungsplanung 1894 die Hauptmasse des Derbholz-Hiebssatzes. Durchforstungen waren nur mit lediglich 18 % am Hiebssatz beteiligt. Der Forsteinrichter errechnete für den hardtwald einen Gesamthiebssatz von jährlich 448 fm = 2,4 fm je Hektar.

Als besondere Erschwerungen des Wirtschaftsbetriebes werden die immer wieder aufkommenden Holzdiebstähle und andere Frostfrevel genannt. Zum Beispiel werden für das Jahr 1865 im Kottenforst 938 „gerichtsanhängige Fälle“ genannt. 691 Frevler wurden mit zusammen 1219 Arbeitstagen im Wald bestraft, wovon 1098 abgeleistet wurden.

Zwischen 1870 und 1898 gab es große Probleme, genug Arbeitskräfte für die Waldarbeit zu finden, die schlechter bezahlt wurden als in der Industrie und im Tongewerbe. Auch brachte die Einführung der Markwährung 1874 eine verstärkte Abwanderung aus dem Wald „infolge der industriellen Überspekulation“. So wurden Waldarbeiter teilweise von weiter entfernten Dörfern eingestellt, denen man ein zusätzliches „Marschgeld“ zahlen mußte. „Für den Wald bleiben nur alternde Kräfte, mit deren Einstellung in die Waldarbeit sich die Unfälle mehren.“ Im kleinen Hardtwald waren 1898 5-7 Arbeiter ständig beschäftigt mit Ausnahme der Erntezeiten in der Landwirtschaft.

Sorge bereiteten auch Waldschäden durch Tiere. So wird 1893 berichtet: Im Distrikt 28 a des Schutzbezirkes Hardt traten in einem 20jährigen Eichenort Maikäfer in ungeheuren Mengen auf: „Ein wirtschaftlicher Schaden ist jedoch nicht entstanden, da die Eichen im Juli sämtlich wieder ausschlagen.“

1902/03 trat der große braune Rüsselkäfer, der Nadelholzkulturen zum Absterben bringen kann, in riesiger Menge auf. Man suchte die Fraßstellen an den Jungbäumen kurz oberhalb der Wurzel ab und sammelte bis über 10.000 Stück ein, um sie abzutöten.

Die Jagdverhältnisse im Hardtwald bleiben bescheiden. Dieses Revier ist im Gegensatz zum Hauptrevier des Kottenforstes im 19. Jahrhundert ständig verpachtet, meist an den Oberförster des Kottenforstes.

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