Forstamt Bad Münstereifel
Forstgeschichtliches zum Hardtwald bei Stotzheim, Kreis Euskirchen

Von Gerhard Naumann

Kriegszeiten im Hardtwald

Ab 1915 bis 1920, also während des 1. Weltkrieges und kurz danach konnte im Staatswald so gut wie nicht investiert werden, was z.B. Am stark zurückgegangenen Bezug an Saat- und Pflanzgut erkennbar ist. Der Holzeinschlag ging jedoch unvermindert weiter. Mitte Januar 1923 erfolgte die Beschlagnahme des Staatsforstes durch die Franzosen, die das Rheinland besetzt hatten. Der Holzabsatz brach zusammen. 1924: „... aber es sollte noch schlimmer kommen: Am 14.2.1924 wurde Forstmeister Roezel ausgewiesen und die Forstkasse aller Einkünfte verlustig. Dagegen versteigerten die Franzosen ... im November 1923 zur Selbstfällung durch den Käufer ... 16.048 fm Stammholz! ...“ in der Oberförsterei Kottenforst. 1924/25 kamen weitere „Franzosenschläge“ in Kahlschlagnutzung von 17.654 fm hinzu. Pflegehiebe ruhten während der französischen Forstregie vollständig (Betriebswerk 1931).

Während des Krieges herrschte Mangel an Waldarbeiter und die Inflation brachte die gesamte Wirtschaft in größte Schwierigkeiten, auch die Forstbetriebe. 1923; „... Der Stundenlohn stieg dann bis Ende November auf die schwindelnde Höhe von 224 Milliarden Papiermark, um dann endlich wieder auf eine feste Basis mit 28 Goldpfennigen zu kommen ...“.

Der Waldbau mußte sich ebenfalls umstellen: Wichtig war, keine neuen Kulturflächen entstehen zu lassen, da diese mangels Geld nicht wieder aufgeforstet werden konnten. Die vom Forsteinrichter noch 1907 propagierte Kahlschlagwirtschaft kam so zum Erliegen. 1925 heißt es (Taxations-Notizbuch): „... Nachdem die Führung von Kahlschlägen schon seit 1919 grundsätzlich aufgegeben ist und die Erhebung der Holznutzung wesentlich nur in Durchforstungen und Aushieben erfolgt ...“.

Erst 1929 wird eine neue Forsteinrichtung für den Kottenforst in Gang gesetzt und 1931 abgeschlossen. Der 1. Weltkrieg hatte verhindert, daß die erstaunlich gleichmäßige Abfolge von Forsteinrichtungen ab 1829 bis 1907 in etwa 10jährigem Rhythmus fortgesetzt wird. Die Forsteinrichtungsanstalt Kassel wurde mit der Durchführung beauftragt.

Die Forsteinrichter gingen fälschlich davon aus, daß der Hardtwald mit dem ursprünglichen Kottenforst nichts zu tun habe, sondern als Abfindung aus dem Flamersheimer Erbenwald stamme und dann erst dem Kottenforst zugelegt wurde.

Zum Waldbau äußern sie sich u.a.:
„... Die jüngeren und alten reinen Fichten-Bestände in den Förstereien Hardtburg und Wormersdorf bieten kein erfreuliches Bild, anscheinend liegt der Grund in dem Mangel an Luftfeuchtigkeit. Dort leistet die Kiefer mehr als die Fichte ...“.

Die Bewirtschaftungsziele umfaßten „... im wesentlichen (die) ... 1845 eingeleitete Überführung der ehemaligen Mittelwaldbestände in Hochwald, sowie in jüngerer Zeit (die) natürliche Verjüngung dieser Bestände in Saumschlag- und Breitsamenschlagverfahren, unterstützt durch künstliche Verjüngung vor allem beim Nadelholz. Die Überführung kann heute als vollzogen angesehen werden ...“.

Für die Försterei Hardtburg entwickelte sich eine eingreifende Neuordnung: Sie hatte 1929 nur 193 ha Staatswald, nämlich den Hardtwald, aber 333 ha Gemeindewald zu betreuen. Dieser Gemeindewald lag im Kreis Euskirchen, für den aber die Staatliche Oberförsterei Ville in Brühl zuständig war. So hatte der Förster der Hardtburg zwei vorgesetzte Dienststellen: Für den Staatswald die Oberförsterei Kottenforst, für den Gemeindewald die Oberförsterei Ville. Daher schlugen die Forsteinrichter und die Regierung in Köln vor, die Försterei Hardtburg der Oberförsterei Ville zuzulegen, was mit Wirkung vom 1. Oktober 1931 geschah.

Mit der Auflösung des Kreises Rheinbach 1932, erhielt der Kreis Euskirchen Flächen- und Gemeindezuwachs. Der Hardtwald selbst gehörte nunmehr auch zum Kreis Euskirchen, was die beschriebene Neuordnung der forstlichen Zuständigkeiten noch unterstützte.

Diese Neuordnung führte allerdings dazu, daß der Hardtwald in der Forsteinrichtung des Kottenforstes nicht mehr berücksichtigt wurde. Stattdessen wurde vorgeschlagen, für die Försterei Hardtburg eine vereinfachte Neueinrichtung durchzuführen, da für die jetzige Oberförsterei Ville bereits seit dem 1.10.1925 eine vereinfachte Neuregelung besteht. Leider ist diese Forsteinrichtung für den Hardtwald, die 1935 fertiggestellt wurde, nicht mehr auffindbar, so daß wir zwischen 1907 und 1962 über keine Bestandesbeschreibung des Hardtwaldes mehr verfügen, eine sehr lange Zeitspanne!

Zurück zu Das 20. Jahrhundert
© Copyright 22.10.2003 Forstamt Bad Münstereifel
Zurück zu Forstgeschichtliches zum Hardtwald
Texte und Veröffentlichungen Kreuzweingartens ©
Das Dorfbuch Kreuzweingarten - Rheder ©

Zurück zur Indexseite
© Copyright woengede