Forstamt Bad
Münstereifel
Forstgeschichtliches
zum Hardtwald bei Stotzheim, Kreis Euskirchen
Von Gerhard Naumann
Neuordnung
des Waldbaus durch die Forsteinrichtungen 1962, 1972, 1977 und 1988
Die von Oberforstmeister Herzog
vom Forsteinrichtungsamt des landes Nordrhein-Westfalen ausgeführte
Forsteinrichtung für das staatliche Forstamt Ville aus dem Jahre
1962 legte für den Hardtwald u.a. folgendes fest: ... Etwa
die Hälfte der Fläche soll dem Laubholz erhalten bleiben
... von weiterem Anbau der Fichte muß abgesehen werden. Die
Niederschläge sind zu gering. Auf den stellenweise verdichteten
Böden mit zeitweisem Wasserstau wurzelt die Fichte ganz
oberflächlich und ist stark wurfgefährdet. Fichten-Anbau
kommt aber als Zeitmischung zur Douglasie in Frage und als truppweise
Beimischung in Laubholzbeständen.
Neben dem Anbau der
Douglasie - deren standortgerechte Rasse es zu ermitteln gilt - muß
deshalb der Kiefern-Anbau wieder mehr in den Vordergrund treten.
Zielbereiche und vollem Laubholzunterstand sein. Auf gut
durchlüftetem Boden kann die europäische Lärche an die
Stelle der Kiefer treten ....
In der Tat wurde zwischen 1962
und 1972 die Kiefernfläche dann um 20 ha oder 57 % erhöht.
Im gleichen Zeitraum vergrößerte sich der Nadelholzanteil
von 43 % 1962 auf 52 % 1972. Es war die Zeit der propagierten
Umwandlung ertragsschwachen Laubholzes in ertragsstarkes Nadelholz,
wie es auch im Privat- und Körperschaftswald auf Grund von
Förderprogrammen umgesetzt wurde.
1972 wurde die große
Forstorganisation durch Zusammenschluß der bisher für den
öffentlichen Wald zuständigen Staatsforstverwaltung mit den
Privatwaldberatungsdienststellen der Landwirtschaftskammern
verwirklicht.
Dabei wurden auch die Forstämter neu
abgegrenzt. Für den Ostteil des Kreises Euskirchen entstand das
heutige Forstamt Bad Münstereifel der Landwirtschaftskammer
Rheinland, das ca. 1.800 ha Staatswald zu bewirtschaften und ca.
23.000 ha Kommunalwald und Privatwald zu betreuen hatte. So kam 1972
auch der Forstbetriebsbezirk Hardtburg vom Forstamt Ville zum
Forstamt Bad Münstereifel. Schwerpunkt der Aufgabenstellung des
Försters auf der Hardtburg war die Betreuung des Kommunal- und
Privatwaldes, nicht die Staatswaldbewirtschaftung in dem kleinen
Hardtwald.
Die Flächenausstattung des Hardtwaldes hatte sich
inzwischen etwas gebessert. Zwar mußte 1968 in Abteilung 216
ca. 5.2 ha Gelände für eine Anlage des Bundesgrenzschutzes
abgegeben werden, jedoch erhielt das Land aus einer Tauschaktion mit
dem Gymnasialfonds, einem Stiftungsvermögen des Landes, bei
Lessenich-Rißdorf 1970 eine ca. 17 ha große Waldfläche
hinzu, so daß der Hardtwald auf ca. 200 ha Waldfläche
anwuchs.
Die Forsteinrichtungen 1972 und 1977 liegen zeitlich so dicht beieinander, daß hier nur auf letztere eingegangen wird. Forsteinrichter war Oberforstrat Stötzer vom Forsteinrichtungsamt des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Forsteinrichter plädiert dafür, den Laubwaldanteil zu erhalten, den Fichtenanbau im Hardtwald ganz zu unterlassen und die Eichenwertholzproduktion in den Vordergrund zu stellen. Die Douglasie gilt nach wie vor als Alternative zur Fichte und als geeignet für den Hardtwald. In einer sogenannten Zielstockungskarte wird die auf Dauer anzustrebende Endbestockung in den einzelnen Waldbeständen dargestellt. Diese Karte weist für den Hardtwald noch einige Douglasienstandorte aus, während das Gros der Bestände langfristig Eiche werden soll.
Die 1988er Forsteinrichtung geht
einen Schritt weiter. Sie wurde vom Forsteinrichtungsbezirk
Nordeifel, Oberforstrat Lückerath, bearbeitet. Da
Douglasienbestände im Hardtwald ab Dickungsalter teilweise eine
noch nicht hinreichend bestimmbare Erkrankung aufweisen, ist der
weitere flächige Anbau nicht nur der Fichte, sondern auch der
Douglasie im Hardtwald einzustellen. Kiefer ist allenfalls in der bei
Lessenich-Rißdorf liegenden Exklave auf Buntsandstein zu
erhalten, so daß praktisch der gesamte Hardtwald als
Grundbestand Laubholz werden soll, wobei der Traubeneiche absolut
Vorrang gebührt. Die entsprechende Zielbestockungskarte weist
daher nur noch die Farbe gelb für Eiche auf. In der Praxis ist
dieses ziel auch dort umgesetzt worden, wo ein Bestandeswechsel
anstand. Entsprechend hat sich der Eichenanteil erhöht auf
Kosten abgängigen Nadelholzes.
Heute ist diese Zielsetzung
nur dahingehend abgewandelt, daß die Baumarten Buche und
Hainbuche mehr berücksichtigt werden können. Wo z.B.
Naturverjüngungen oder Voranbauten z.B. unter Kiefer mit Buche
möglich sind, werden diese übernommen, und es besteht kein
Zwang, diese mit Eiche zu überpflanzen. Von Natur aus würden
im Hardtwald Buchen-Waldgesellschaften mit eingesprengten Eichen -
meist in Gruppen auf den trockensten und nassesten Stellen - wachsen.
Solche Mischbestandsformen auch in kleinflächiger
standortbedingter Mischung sind willkommen und werden durch die schon
seit Jahren vollzogene Abkehr von der Kahlschlagwirtschaft
gefördert.
Dieser mit viel Feingefühl umsetzbare Waldbau
funktioniert aber nur, wenn der Wildstand an die verstärkte
Verbißgefährdung des Laubholzes angepaßt wird. Die
Insellage des Hardtwaldes innerhalb eines überwiegend
landwirtschaftlich genutzten Gebietes gibt gute Voraussetzungen zu
einer Reduzierung etwa überhöhter Wildbestände, wobei
im Hardtwald als Schadwild quasi nur das Rehwild
anzusprechen ist. Der Hardtwald wir überwiegend als Regiejagd
des Forstamtes Bad Münstereifel betrieben, und es gelang, den
Rehwildbestand im letzten Jahrzehnt systematisch auf ein Maß zu
reduzieren, daß Wildschäden bedeutungslos wurden und auch
Laubholz-Kulturen nicht mehr durch Eingatterung geschütz werden
müssen. Es ist enorm wichtig, daß dieser Zustand dauerhaft
erhalten wird, weshalb weiterhin konsequent der jährliche
Rehwildzuwachs wieder abgeschöpft werden muß.
Im Februar 1987 brachen im
Hardtwald Kieferndickungen flächig zusammen: Wochenlanger
Naßschneefall mit nächtlichem Frost bei weitgehender
Windstille führte dazu, daß die Kiefernkronen miteinander
zu 30 cm dicken Schnee- und Eisbrettern verklebten, bis das Gewicht
zu hoch wurde und sie mit gewaltigem Krach zusammenbrachen. Das zeigt
deutlich auch für die Kiefer die Grenzen im Hardtwald auf. So
spricht alles für den weiteren Anbau von Laubholz, jedoch ist
dies ein Vorgang, der allmählich vonstatten geht und noch
Jahrzehnte benötigt. Auf keinen Fall sollen wegen dieser
Zielsetzungen neue Freiflächen bewußt geschaffen, das
Umbautempo als nicht künstlich beschleunigt werden. Die Natur
soll sich so weit möglich selbst entfalten dürfen, nur
vorsichtig begleitet und gegebenenfalls etwas gelenkt werden.
So
hofft man, auf Dauer möglichst naturnahe und möglichst
stabile Bestände aufbauen zu können, die den Immissionen
auch auf Dauer am besten Widerstand leisten können.
Die in
der Natur überaus heftige Konkurrenz der Bäume
untereinander schwächt diese, sorgt für eine Entmischung
und macht sie krisenanfällig. Deshalb greift der Forstmann durch
Läuterungen im Dickungsalter und Durchforstungen im
Baumholzalter der Bestände ein, um die vitaleren und qualitativ
besten Individuen von Bedrängern zu befreien und
gleichzeitig die Mischung zu regulieren, z.B. Um die weniger vitalen
Eichen von aggressiven Buchen zu befreien und für eine gute
Kronenentwicklung zu sorgen.
Für die Hiebssatzberechnung ist
es erforderlich, Umtriebszeiten für die wichtigsten Baumarten
festzusetzen. Diese liegen heute viel höher als früher, für
die Eiche z.B. Bei 240 Jahre, für die Buche bei 160 Jahre. Der
Hardtwald wird also auf Dauer viel mehr dickes Holz und alte Bäume
enthalten und damit auch in der landschaftsästhetischen Wirkung
für den Naherholungswald attraktiver. Selbstverständlich
bleiben Höhlenbäume - wie schon hier Jahrzehnte praktiziert
- erhalten. Sie sind in der Regel mit einer Rune etwa in Y-Form
gekennzeichnet.
Die
Hardtburg wurde in den 70er Jahren grundlegend saniert und zwar im
Sinne einer Erhaltung der Substanz. Hierfür hat die
Landesforstverwaltung schon mehr als 1 Million DM ausgegeben. Laufend
sind neu aufgekommene Schäden zu reparieren, was - soweit
finanzierbar - auch angepackt wird. Der Turm der Burg ist zwar
beleibter Aussichtsturm, jedoch brüten im Frühsommer in den
Schießlöchern eine Dohlenkolonie und Greifvögel.
Während der Brutzeit wird deshalb der Turm für die
Bevölkerung gesperrt. Nicht nur bei der jährlichen
Burgenfahrt der Stadt Euskirchen, sondern während des ganzen
Jahres strömen immer mehr Wald- und Burgbesucher in den
Hardtwald, seine Bedeutung als Naherholungsgebiet steigt also stetig.
Diese wird zwar von der Forstverwaltung grundsätzlich begrüßt,
jedoch sind die damit einhergehende Verschmutzung des Waldes mit
weggeworfenem Müll und Schäden z.B. an den Burgmauern sehr
erheblich und deren Beseitigung so kostenintensiv, daß die
positive Grundeinstellung der Frostleute zur Erholungsnutzung immer
wieder gedämpft wird. Die früher in der Burg installierte
Grillanlage mußte schon aufgegeben werden, da die damit
verbundenen Belästigungen der anderen Erholungsuchenden und
Hygieneprobleme nicht mehr tragbar waren.
Die
Forstorganisationsreform 1995 hatte auch für den
Forstbetriebsbezirk Hardtburg eine Flächenerweiterung zur Folge:
Die Gemeinde Weilerswist mit den im Vorgebirge liegenden Privat- und
Kommunalwäldern des Gemeindegebietes kamen in die Zuständigkeit
des Forstamtes Bad Münstereifel und werden zusätzlich vom
Forstbeamten betreut. Damit verlagerte sich das Gewicht seiner
Aufgabenstellung weiter weg von der Bewirtschaftung des kleinen
Hardtwaldes zur viel bedeutenderen Betreuung des Nichtstaatswaldes.
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22.10.2003 Forstamt Bad Münstereifel
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