Hochwasser in Kreuzweingarten

Kölnische Rundschau vom 6. Mai 2002 - Archiv der Rubrik Lokales - Euskirchen


Feuerwehren mussten zu 30 Einsätzen ausrücken Regen, Kälte, Schnee und sogar Überschwemmungen

Kreis Euskirchen. Stundenlange Niederschläge sorgten Sonntag für überflutete Keller, Straßen und Wiesen. Im gesamten Kreisgebiet musste die Freiwillige Feuerwehr über 30 Mal ausrücken, um Keller auszupumpen und Gebäude mit Sandsäcken zu schützen. Im Bereich Bad Münstereifel wurden zudem zahlreiche Straßen überflutet. In der Eifel schneite es sogar.

In Rheder und Kreuzweingarten kämpften Feuerwehr und Anwohner gegen die Wassermassen der Erft, die dort an einigen Stellen bedrohlich über die Ufer getreten waren. Um 9 Uhr morgens lauteten die Meldungen noch 8 cm Pegelanstieg pro Stunde, doch ein paar Stunden später gab die Feuerwehr erste Entwarnung. "Der Pegel sinkt wieder," war die frohe Botschaft, die die Bewohner an der Erft zu hören bekamen.

Die Landstraße 234 im Schleidtal stand nicht nur unter Wasser, sondern wurde so stark unterspült, dass sie längere Zeit gesperrt werden musste. An der L 194 zwischen Weilerswist und Brühl wurde der Wald durch die andauernden Regenfälle in eine Sumpflandschaft verwandelt. Dadurch wurde ein Baum entwurzelt und kippte auf ein vorbeifahrendes Auto. Der Fahrer fuhr anscheinend mit seinem Schutzengel spazieren, denn er blieb bei dem Unfall unverletzt.

Temperaturen wie im Dezember

In Zülpich regnete es von Samstagmorgen 0 Uhr bis Sonntagmittag 30 Stunden ohne Ende. Dabei kamen zwar nicht solche Mengen wie im schweizerischen Lucarno zusammen (500 l/qm) aber es reichte im gesamten Eifel- und Bördenraum für starkes Hochwasser in allen Bächen. Allerorten konnte man überflutete Felder und Wiesen sehen. Aus tiefhängenden Wolken regnete es durch die von Osten gegen die Eifel stoßenden Wolken unentwegt.

Folgende Mengen waren bis Sonntagmorgen Spitze in Nordrhein Westfalen: 45 Liter /qm in Mechernich an der Kreisdeponie, 43 Liter /qm in Heimbach Kreis Düren, 40 Liter /qm in Zülpich Börde, 42 Liter /qm in Nettersheim am Naturschutzzentrum Eifel, 25 Liter /qm nur in Mont Rigi auf der Westseite der Eifel in Belgien. Im Kreis Euskirchen fielen damit schon 80% des Mairegens in nur 30 Stunden. Die Höchsttemperaturen erreichten am Samstag und Sonntag nur Werte wie Anfang Dezember (5 Grad Hocheifel und 8 Grad in der Voreifel).

Schuld an dieser extremen Wettersituation hat das Tief "Yvette", dass neben den starken Regenfällen und dem Nordwestwind am Samstagabend (gefühlte Temperatur in der Hocheifel am Morgen #6 Grad) ungewöhnliche Schneefälle in der Eifel zur Folge hatte.

So kalt wie in der Eifel war es an keiner Stelle in ganz Deutschland unterhalb von 1000m Seehöhe. Wenige Tage vor Christi Himmelfahrt gingen die Kinder im Wintersportort Hellenthal-Udenbreth (650m NN) in der Eifel zur Kinderkommunion. Und die Kleider waren passend weiß zum Wetter, denn noch am frühen Morgen lag 1 cm Schnee und es schneite kräftig auch am Sonntagmorgen. Nur wenige Erwachsene konnten etwas Ähnliches von sich für den Monat Mai berichten.

In den letzten 50 Jahren war die Schneedecke aus dem Mai 1979 die höchste nämlich 12cm. Die Temperatur sank in der Nacht auf 0,5 Grad in 2m Höhe und 0 Grad am Erdboden. Auch die Nachbarorte der Schneifel-, Südeifel- und Nordeifel wiesen Schneeregen oder eine Schneedecke auf. Bis auf 350m Seehöhe (Mechernich und Schmidt) fielen die Schneeflocken. Schon ab 450 m fanden sich Schneereste. Aus Monschau-Mützenich wurden 1-2cm Schneedecke gemeldet (Bild). Im Höhengebiet von Kalterherberg, Höfen und Monschau-Mützenich war es die erste Schneedecke im Mai seit 1979.

Ob man es glauben darf? Ab Mittwoch soll es wärmer werden.



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