Flora und Vegetation des Kreises Euskirchen

Von Theodor Müller


Abschnitt a) Hartauenwald


Die natürliche, ursprüngliche Pflanzengesellschaft des mittleren Erfttales ist der Hartauenwald. Er tritt in trockenen Gebieten an die Stelle des Erlenwaldes, welcher mehr Feuchtigkeit und Niederschlag benötigt und in welchem die Schwarzerle, Alnus glutinosa, vorherrscht.

Der Hartauenwald wurde beschrieben von Schwickerath. Kerpenerbroich und der Parrig, der Kerpener Gemeindewald im Nachbarkreis Bergheim, sind die letzten Vertreter dieses Waldtyps in unserer Heimat. Er ist gekennzeichnet durch eine Anzahl Hartholzbaumarten, durch Ulme, Esche, Ahorn und Hainbuche. Auch ist die Eiche nicht selten. Die Erle tritt zurück.

In der Strauchschicht sind zu nennen: Traubenkirsche, Pfaffenhütchen, Schneeball, Hartriegel, Feldahorn, Hasel, Schlehe und Weißdorn. Die Krautschicht setzt sich zusammen aus Aronstab, Moschuskraut, Waldbingelkraut, Efeu, Waldveilchen, Wohlriechendem Veilchen, Scharbockskraut, Gemeinem Labkraut, Gundermann, Hainrispengras usw.

Wir stehen in der Erftmulde nur noch vor Resten dieser ehemaligen deckenden Waldgesellschaft. Als vor der Erftbegradigung der Fluß in vielen Windungen und Armen seinen Lauf nahm, hatte der Auenwald noch Existenzmöglichkeit. Einzelne Ulmen, Eschen und Hainbuchen an den Weihern der Wasserburgen und an wasserumschlossenen alten Höfen weisen auf den ursprünglichen Auenwald hin.

Die vielen alten Hecken, die etwa bis zur Jahrhundertwende Wege, Gärten und Weiden einfaßten, gaben Zeugnis von dem ehemaligen Pflanzenreichtum. Am Kleinvernicher Kirchweg konnten im letzten Rest ehemaliger Hecken folgende Holzarten festgestellt werden: Ulme, Eiche, Traubenkirsche, Pfaffenhütchen, Holunder, Hartriegel, Schlehe, Hasel, Efeu, Weißdom, Brombeere (Rubus suberectus) und Stachelbeere. Durch die Holzgewächse windet sich der wilde Hopfen empor. Im Jahre 1960 mußte auch diese "historische Heckenruine" einem Drahtzaun weichen.

Die Hartauenwälder werden bedingt durch die Trockenheit der Erftmulde, deren jährliche Niederschlagsmengen nur 650 mm erreichen. Aus anderen Trockengebieten Deutschlands sind die ulmenreichen Hartauenwälder noch bekannt aus der Oberrheinischen Tiefebene und aus Mitteldeutschland.


Entnommen: Heimatkalender - Kreis Euskirchen - 1970

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