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Aus Kindertagen





Die Beleuchtung des Kreuzweingartener Hochkreuzes




Ein kleines Kreuzweingartener Wunder

Bevor das jetzige Hochkreuz in weißem Betonguß errichtet wurde, gab es einst ein Schmiedekreuz, aus Eisen, welches vom damaligen Pfarrer Böhmer am Himmelfahrtstage 1906 in feierlicher Zeremonie eingeweiht wurde. Von den Gebrüdern Spilles geschmiedet und dem Kirchenchor Cäcilia gestiftet, stand es als Zeichen für die Pfarrgemeinde zum Heiligen Kreuz lange Jahre, bis man sich entschloß, im Jahre 1939 das Kreuz mit einem Betonmantel zu umgeben.

Wollte man dem dunklen eisernen Kreuz ein freundlicheres Gewand geben oder ob die Spuren der Zeit Rost an seinem Sockel angesetzt haben, diese Geschichte gehört möglicherweise in die Legende. Vielleicht aber auch suchte Pfarrer Reinartz in seinem Kampf gegen die Nazis nach einem Zeichen für seine Gemeinde; jedenfalls trug der befreundete Fabrikant Bernhard Becker Sorge für die Errichtung des neuen Kreuzes mit altem Eisenkern.

Mein Vater Mathias Klein erzählte mir, noch bevor das heutige Kreuz errichtet worden war, habe dort ein anderes Kreuz gestanden. Eines Tages soll man es mit hunderten von Glühbirnen umgeben haben und wenn man des nachts den Burgberg angeschaut habe, soll es nicht nur die Kreuzweingartener verwundert haben. Von weit her bis nach Effelsberg soll man es leuchten gesehen haben, heller als die modernen Strahler der 90er Jahre es beim Beleuchten des heutigen weißen Hochkreuzes vermochten.

Eines Tages soll ein Bad Münstereifeler Ehepaar mit seinem Wagen spät abends bei leichtem Nebel vom damaligen Münstereifel nach Euskirchen gefahren sein und plötzlich schob sich der Dunst zur Seite und es erschien ein kreuzförmiger Lichtkegel. Jeder der einmal von einer Höhe der Eifel den Kölner Dom bei gutem Wetter gesehen hat weiß, daß man ihn bei bestimmten Tagen meistens kurz vor Regen näher sieht als an schönstem Sonnenwetter. Und so geschah es, daß das vollbeleuchtete Kreuz nicht über dem vermuteten Burgberg schwebte, sondern vermeintlich über dem Erfttale, also wesentlich näher und größer erschien. Ein überwältigendes Erlebnis für das Ehepaar aus Bad Münstereifel. Fast war man geneigt, sich aus dem Auto zu begeben und ein Demutsbezeugnis abzulegen, so stark war der Eindruck; denn bis dahin war das Kreuz ja unbeleuchtet und niemand im Kreis Euskirchen wußte vom beleuchteten Kreuzweingartener Hochkreuz.

Soweit also der Bericht - oder ist es nur eine Legende? Ich konnte diese Version meines Vaters nach wohl 40 Jahren nicht mehr von jemand bestätigt bekommen, bis schließlich ich den Artikel von Pfarrer Nikolaus Reinartz „25 Jahre Kreuzweingarten“ editierte, in dem er von 80 Glühbirnen berichtet. Diese allerdings schienen dem Wetter nicht lange getrotzt zu haben. Bekommt eine Glühbirne einen Wassertropfen ab, so platzt sie. Schließlich erhielt ja Kreuzweingarten sein betonummanteltes Kreuz und die alte Kreuzbeleuchtung geriet in Vergessenheit.


Slg. Franz und Luise Spilles, Kreuzweingarten


Mit Adolf Bohnen auf dem Burgberg

Ende der 60er Jahre kam der Landwirt und Vorsitzende des Sportvereins, Adolph Bohnen, zu meinem Vater in die Mühle. Sie waren befreundet und erzählten von der alten Zeit, natürlich auch vom Krieg, und was man gemeinsam alles durchgemacht habe und wie man oft dem Schicksal nach alter Kreuzweingartener List ein Schnippchen geschlagen habe. Und manchmal trugen sie auch schonmal dick auf und freuten sich jedesmal über mein Zuhören als 16jähriger Junge.

Eines Tages kam mein Vater zu mir, gab mir einen Schlüssel und sagte: Jank ens bei dä Döllef, Due moss dämm ens hällepe. In seinem Hof stand dann Adolph Bohnen und gab mir zwei große Scheinwerfer. Er selbst nahm sich auch Scheinwerfer und etwas Werkzeug und wir gingen Richtung Bahnhof. Oberhalb des Gleises am Bahnhof hatte meine Tante sich ein kleines Häuschen erworben, welches zu Bernhard Beckers Zeiten einer Jagdgesellschaft als Hütte diente und später irgendeinem Kölner als Wochenendhaus. Im Vorratsraum dieses „Jaachhüüßje“, wie wir es nannten, hing ein Zählerkasten und einige größere Schraubsicherungen. Adolph Bohnen schraubte die Sicherungen ein und prüfte, ob sie fest saßen und sagte: „Loß mir an et Krüzz johnn“.

Oben am Kreuz angekommen wurden an einem Kasten die Scheinwerfer festgeschraubt, ein Betonsockel wurde geöffnet und der Kabel angeschlossen. Es war noch Dämmerung und das Licht am Kreuz war kaum zu sehen. Welche Enttäuschung. Am gleichen Abend noch ging ich mehrmals auf die Straße und ich konnte einfach nicht abwarten. Jedesmal schien das Kreuz heller zu werden. Jedoch kam mir die Zeit zu langsam vor. Ich wurde müde und schlief ein. Jedoch wurde ich vor Unruhe bald wieder wach und endlich sah ich das Kreuz so leuchten, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und ich stand nochmal nachts auf und auch morgens beizeiten um zu wissen ob es auch alles so richtig war.


Postkartenausschnitt 50er Jahre

An den folgenden großen kirchlichen Festtagen und an Kreuzerhöhung wurde das Kreuz beleuchtet. Morgens wurde der Strom unten im Tal abgestellt und abends ging ich wieder zum Jagdhaus um die Sicherungen einzuschrauben. Später zog ich nach Köln, und bei einem Besuch in Kreuzweingarten erinnerte sich Adolph Bohnen gerne noch an meine Hilfe bei der Kreuzbeleuchtung, wofür er sich schon damals dafür revanchierte, daß ich ihm dafür beim Glockenbeiern zuschauen durfte, welches ansonsten nur den älteren Jugendlichen vorbehalten war.

Tief in uns liegen die Wurzeln unserer Heimat. Sie lassen uns zu gegebener Zeit erinnern und voll Freunde auf das Werk unserer Väter zurückschauen.
Edition Woenge.de 2008





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