Der Broicher Hof

Auszug aus "Broich und Heudthausen" von Max von Mallinckrodt

Von Hans Regh


Die Geschichte des Hauses Broich ist eng mit der Geschichte der 3 Heudthauser Höfe verbunden. Broich und Heudthausen waren einst zwei eng benachbarte, aber getrennte Siedlungen. Erst seit dem Jahre 1673 bildeten sie ein einheitliches Gut, dem das feste Haus Broich den Namen gab. Der Name Heudthausen dagegen ist vollständig verschwunden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann davon ausgegangen werden, daß Heudthausen südlich des Hauses Broich lag. So erklärt sich auch die Tatsache, daß die Höfe zusammen verpachtet wurden. Auf einer etwa 10 preußische Morgen umfassenden Fläche, die an die Broicher Burgweiher südlich anstößt, fand sich in trockenen Jahren der Grundriß einer großen Hofanlage, in der jungen Saat durch heller gefärbte Linien hervorgehoben. Auch Ziegelreste und Mauertrümmer wurden vielfach dort ausgepflügt. Es ist nicht zu bezweifeln, daß diese Stelle der Boden ist, auf dem die schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnte Siedlung Heudthausen stand.

Das Haus Broich, ein ehemals zum kurkölnischen Landtage qualifizierter Rittersitz, hat seinen Charakter bis zum heutigen Tage bewahrt. Die langgestreckte Hofanlage war früher von einem starken Hauptturm überragt. Von diesem Turm besteht das Mauerwerk nur noch bis zur Höhe der umgebenden Hofgebäude. Von den beiden kleineren Ecktürmen der Ostseite ist der eine wiederhergestellt, während von den anderen nur noch die Grundmauern vorhanden sind. Den Zugang bildete bis in das letzte Viertel des vergangenen Jahrhunderts eine Zugbrücke, die aber verschwand und durch eine Steinbrücke ersetzt wurde, als der altersschwach gewordene Torbau abgerissen wurde.


Broicherhof


Die Nachrichten über Broich und Heudthausen beginnen nicht gleichzeitig. Während Heudthausen schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts erscheint, wird Broich zuerst in einer Urkunde von 1405, allerdings schon als ererbter Besitz, erwähnt.

Broich war eine Siedlung für sich, Heudthausen aber bestand aus drei getrennten Höfen: dem Nesselroder- oder Marschallshof, dem Losheimer Gut und dem Thielengut. Marschallshof und Losheimer Gut waren freiadlige Güter; das Thielengut, das schon früh mit dem Losheimer Hof vereinigt worden zu sein scheint, war ein Bauerngut. Den Besitz Broich und die drei Heudthausen-Höfe erwarb im 17. Jahrhundert die Societas Jesu von Münstereifel.

Im Jahre 1405 verkaufte Johann von Vlatten dem "Peter Gillis von Mullster Eyftlen und Ailken syme eligen wytte mit namen mynen hauff zu deme Broich mit alle syme zubehoir, wie myn vader selige dem got gnade nur den gelaessen hait."


Die Herren von Vlatten entstammen dem Geschlecht der Merode. Der Käufer des Gutes, Peter Gillis, darf wohl als vornehmer Bürger von Münstereifel angesehen werden. Sein Siegel wirft ein gewisses Licht auf seine oder seines Geschlechtes Herkunft. Es zeigt den Schild der Merode-Vlatten, d. h. die roten Pfähle im goldenen Felde und im rechten Obereck den Stern unter Hinzufügung eines zweiten Beizeichens, nämlich eines aufrechten Pfeils unten rechts. Die Gattin des Peter Gillis aber entstammte einem Geschlecht, das in Münstereifel und später in Euskirchen begütert und angesehen war. Es war das Geschlecht "von Losheim". In seinen Händen blieben sowohl Broich als auch eines der Heudthauser Güter lange Zeit. Über die späteren Eigentümer von Broich sind wir nur durch eine Aufzeichnung unterrichtet, die sich auf vier zu Broich gehörige und in der Weingartener Gemarkung gelegene Morgen bezieht, die ein Münstereiflisches Stiftslehn waren. Aus dieser Aufzeichnung geht hervor, daß 1562 ein Theys Lossen, Scabinus, Broich besaß. Haus Broich wurde 1593 von einem Erben der Losheims, Augustinus Wicherling, an die Familie Barnisch von Lommersdorf verkauft. Aus dem Besitz der Familie Barnisch ging das Haus 1637 in den Besitz der Societas Jesu von Münstereifel über. Am 8. Juni 1638 bestätigte dann der Kurfürst Ferdinand von Köln den Erwerb des "adlichen Haus Broch" aufgrund einer vor dem kurfürstlichen Gerichte in Antweiler am 16. April 1638 getätigten Verhandlung.

Auch der Heudthausener Besitz der Losheim glitt in die Hände der Societas Jesu; Lucia von Losheim verkaufte im Jahre 1670 ihre Hälfte der Losheimer Güter und ihr Bruder Dietrich von Losheim im Jahre 1671 die andere Hälfte an den Orden. Der Erwerb des ganzen Losheimer Erbes hatte für die Patres jedoch noch ein unerfreuliches Nachspiel, als ein zur Zeit des Verkaufs minderjähriger Erbe, der 25 Jahre in der Fremde gelebt hatte, Anspruch auf einen Teil des Besitzes erhob. Am 30. Oktober 1708 kam ein Vergleich zustande, wobei die Sozietät dem unbequemen Reflektanten für den endgültigen Verzicht auf sein Erbteil 112 Reichstaler und ein Ohm Wein zahlen mußte.

Außer dem Losheimgute erwarben die Jesuiten auch den Nesselroder- oder Marschallshof. Über diesen Erwerb wissen wir leider nur wenig. Gleiches gilt für das Thielengut.

Im Archiv der Jesuiten von Münstereifel, jetzt im Staatsarchiv in Düsseldorf, befinden sich eine Reihe von Pachtverträgen, die sowohl über die Personen Auskunft geben, an die Broich und Heudthausen verpachtet wurden, als auch über die wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Zeit. Der älteste Pachtvertrag ist vom 11. August 1635. Der letzte Pachtvertrag, der sich im Archiv befindet, stammt aus dem Jahre 1754. Der Besitz, der zu Broich gehört, umfaßte nach dem "Landmaß des freyadlichen Rittersitz Broich" folgendes: "Burg, Halffenhauß, Pferdstall, Viehstall, Schafstall, Schweinestall, Scheuer, Hoffplatz, Weyer um das Hauß, kleiner Bleichplatz, Garten, Grasplatz, Damm umb den Weyer, den kleinen Weyer samt dem Behälter, 28 Morgen 108 Ruten 9 Fuß an Benden, 151 Morgen 74 Ruten 10 Fuß Ackerland, 98 Morgen 136 Ruten 8 Fuß Wald, zusammen 279 Morgen."

Durch die päpstliche Bulle vom 31. Juli 1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben. Damit wurde auch der Besitz des Ordens herrenlos und fiel dem Landesherren zu, in unserem Falle dem Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz als Herzog von Jülich. Diese neue Ordnung sollte nicht lange dauern. Als die französischen Revolutionsheere das Rheinland überschwemmten, wurde Broich zum Nationaleigentum erklärt und am 20. Mai 1807 öffentlich verkauft. Der Erwerber war der bayerische Generalmajor und Kämmerer Adolph Freiherr von Ritz auf Wachendorf. Dieser hatte die Burg Wachendorf 1780 von der Freifrau von Hallberg erworben und bewirtschaftete in der Folge beide Güter selbst. Er erreichte das hohe Alter von 96 Jahren und starb im November 1840.

Nachtrag:

In der Urkarte der Gemarkung Antweiler des Katasteramtes Euskirchen von 1829 ist als Eigentümer von Ritz Adolph zu Wachendorf eingetragen. Das Liegenschaftsbuch des Gemeindebezirks Antweiler verzeichnet folgende Eigentümer:

1865 Mundt Karl Gottfried zu Stotzheim
1896/97 und Ehefrau Margarete geb. Nohlmann
1899 von Mallinckrodt, Max, Gutsbesitzer zu Haus Broich.

Die Urkarte und das Liegenschaftsbuch der Gemarkung Antweiler befinden sich im Staatsarchiv Düsseldorf auf Schloß Kalkum.
Der Broicherhof wurde am 12. 10. 1959 von den Geschwistern Müsch erworben. Er hatte zu dieser Zeit eine Größe von 51 ha. Die Geschwister Müsch mußten ihren landwirtschaftlichen Betrieb in Frauweiler, Kr. Bergheim/Erft, für den Braunkohlenabbau hergeben. Die Vorfahren der Geschwister Müsch waren seit 1791 in Frauweiler ansässig.

Johann Regh


Texte und Veröffentlichungen Kreuzweingartens ©

Zurück zur Indexseite
© Copyright woengede