Die Römische Wasserleitung

Von Karl Naske


Es ist einigermaßen bekannt, daß die Eifel dem römischen Köln (der Colonia Claudia Ara Agrippinensis) das zum Leben notwendige Wasser lieferte. Als die römische Wasserleitung fertiggebaut war, begann sie am "Grünen Pütz" bei Urft. Man weiß jedoch auch, daß sie nicht hintereinander entstand, sondern nach und nach vollendet wurde.

Im Endzustand betrug ihre direkte Länge zwischen der Quelle am "Grünen Pütz" und Köln rd. 85 km. Dazu kommen die ursprüngliche Leitung vom Vorgebirge und drei Zubringerleitungen aus dem Raume Hürth, Burbach und Gleuel bei Köln. Insgesamt sind es dann über gut 100 km.

Die römischen Kölner entnahmen ihr Wasser zuerst dem Duffesbach und als dieser dann nach Qualität und Menge nicht ausreichte, den nahegelegenen Zubringern. Irgendwie genügten ihnen die aber bald auch nicht mehr und sie beschlossen, sich die Eifeler Wasserreserven nutzbar zu machen. Dabei haben sie dann sehr wahrscheinlich von Köln aus in die Eifel hinaufgebaut, so daß der Eifeler Teil der Wasserleitung baulich der jüngere Teil ist. Damit leisteten sie Erhebliches. Etwa 350000 cbm Erde mußten bewegt und rd. 160000 cbm Mauerwerk erstellt werden.

Die aufgewendete Mühe entsprach jedoch dem Ergebnis. Bei einem Durchschnittsgefälle von 0,5% (0,50 m auf 100 m) brachte die Leitung 30 Millionen 1 Wasser. Setzt man einen täglichen Verbrauch von 100 1 pro Tag und Kopf an, konnten 300000 Personen mit frischem, klaren Wasser versorgt werden. Denn es handelte sich um reines Quellwasser, dessen Güte heute in den öffentlichen Wasserleitungen kaum noch erreicht wird. Nach dem Abzug, bzw. der Verdrängung der Römer durch die germanischen Stämme, verfiel die Leitung und Köln war wieder auf seine örtlichen Brunnen angewiesen, was in der Folge mehrmals Seuchen verursachte.



Die römische Wasserleitung weist in ihrem Eifeler Verlauf mehrere Brunnen- oder Quellstuben auf, u. a. die beim "Grünen Pütz" im Urfttal und den "Klausbrunnen" bei Kallmuth. Bei dem Dorfe Weyer unweit Mechernich speist sie heute noch das moderne Rohrnetz der Gemeinde. Sie wurde hauptsächlich unterirdisch verlegt und weist im Durchschnitt 0,5 bis 0,7 m Erddeckung auf. Diese gab im Winter Schutz vor Frost und sicherte Kühle im Sommer. Immer aber wurde eine Verschmutzung von außen vermieden. Nur an vier Stellen, wo es unbedingt erforderlich war, wurden Aquädukte errichtet, bei Urft, Vussem, Breitenbenden und Meckenheim. Der Aquädukt bei Vussem ist in einigen Pfeilern rekonstruiert und kann besichtigt werden.

Den Bau dieses (nicht nur) zivilisatorischen Meisterwerkes verlegt man in die Zeit nach Christi. Man nimmt an, daß im 1. Jahrhundert mit dem Bau begonnen und dieser bis in das 2. Jahrhundert fortgeführt wurde. Um den Sperriegel des Vorgebirges zu umgehen, wurde die Leitung aus der Eifel östlich bis Rheinbach- Lüftelberg geführt und dort jenseits des Vorgebirges in nördlicher Richtung nach Köln weitergeleitet.

Bei Kreuzweingarten verläuft die römische Wasserleitung über den westlichen Höhenzug (Gemarkung Pfaffenhardt = heutige Straße "Am Römerkanal") am Sportplatz vorbei und kreuzt bei Rheder (unterirdisch) das Erfttal.

Da mehr oder weniger alle Eifelquellen hartes Wasser führen, setzte sich in der Leitung ein Niederschlag ab, Sinter genannt. Das ist auch am Kreuzweingartener Teilstück der Fall und gut zu beobachten. Die Leitung besteht aus Gußbeton, das Gewölbe aus Bruchsteinen. Hier in Kreuzweingarten beträgt die lichte Höhe 1,42 m und die lichte Weite 0,76 m.

Die Sinterbildung nimmt bis zum Gewölbe ab, ist jedoch am Boden 0,22 m hoch und 0,30 m breit. Die Höhe der Kanalsohle über N.N. liegt auf 236,65 m. Nach dem Verfall der Wasserleitung wurde der Sinter vielfach zu Bauzwecken gebrochen. Er wurde im Mittelalter als Werkstein für zierliche Bauteile verarbeitet. Da er weich war, wurde er hauptsächlich für Innenausbauten verwendet, besonders in Kirchen. Den selteneren Gebrauch für Außenteile zeigt das Romanische Haus in Münstereifel, wo dieser Baustoff von geringer Festigkeit zu Fensterbögen und an Säulen verarbeitet wurde.

Besondere Verdienste um die Erforschung des Römerkanals erwarb sich irn vorigen Jahrhundert der Sekretär des Vereins für Altertumsfragen im Rheinland, C. A. Eicks, der 1867 seine Erfahrungen in einem Buch zusammenfaßte. Heute ist auf diesem Gebiete verdienstvoll tätig Herr Museumsrat Waldemar Haberey, Bonn, dessen zusammenfassende Beschreibung "Die römische Wasserleitung" 1965 als Sonderdruck des Rheinischen Landesmuseums erschien.

Der Römerkanal ist in Kreuzweingarten über zwei Zugangswege zu erreichen :

Vom Ortsausgang in Richtung Euskirchen steigt auf der linken, westlichen Seite ein Fußpfad durch Niederwald zum Sportplatz empor. Wegezeichen < in Pfeilrichtung.

An der südwestlichen Ecke des Sportplatzes zeigt ein Wegweiser den weiteren Verlauf des Pfades in das Buschwerk hinein. An der linken Seite des schmalen Weges sieht man an drei Stellen den geöffneten Römerkanal. Danach ist er auf der rechten Seite noch einmal freigelegt und mit einer Gedenktafel versehen


Römer-Canal
Ursprung : Urfttal Mündung: Cöln
Länge: 80 km
Erbaut um 100 n. Chr.

Im weiteren Verlauf mündet der Fußpfad in die Straße, die jetzt "Am Römerkanal " heißt und von der Gerneindestraße 116 (Kreuzweingarten-Antweiler) zum Sportplatz hochführt. Man kann aber diese asphaltierte Straße "Am Römerkanal " auch direkt benutzen. Im oberen Teil liegt sie parallel dem vorher beschriebenen Fußpfad. Dort oben befindet sich an der asphaltierten Straße ein bequemer Zugang zum Römerkanal mit gepflastertem Vorhof und einer Ruhebank. Hier steht man unmittelbar vor dem geöffneten Profil, das sich sehr anschaulich darbietet.


Entnommen: Kreuzweingarten - Rheder - Kalkar, 1969, Zeitbiografischer Verlag, Kreuzweingarten


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