Bad
Münstereifel-Kalkar - Wenn Bergwerke stillgelegt oder
Industriebetriebe dichtgemacht werden, dann bleibt oft genug eine
zerstörte Landschaft zurück, die sich nur manchmal mit
großem finanziellen Aufwand wieder reparieren lässt.
Das frühere Bergwerksgelände bei Mechernich ist dafür
das beste Beispiel. In ganz seltenen Fällen erledigt die
Natur die Rekultivierung fast im Alleingang, wie man auf der
Stadtgrenze zwischen Bad Münstereifel und Mechernich
besichtigen kann.-
- An der Verbindungsstraße
zwischen Kalkar und Antweiler liegt die ehemalige Tongrube
Toni, in der bis 1974 Ton abgebaut wurde. Die Stadt
Bad Münstereifel plant dort zusammen mit einem noch zu
gründenden Verein, eine biologisches Station einzurichten.
Das Projekt man hofft auf Zuschüsse der
Nordrhein-Westfalen-Stiftung wurde kürzlich vom
Umweltausschuß abgesegnet.
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- Die ausgebeutete Tongrube war
damals nicht wie heute allgemein üblich wieder
verfüllt worden. Stattdessen blieb das Loch auf und lief im
Laufe der Zeit mit Wasser voll. Wenig später stellten
Naturschützer fest, dass sich rund um den kleinen See
allerhand seltenes Getier und Gewächs angesiedelt hatte. Der
Kreisverband Natur- und Umweltschutz (KNU) nahm sich dieses
Gebietes an und startete zahlreiche Aktionen, um die
Lebensbedingungen speziell für Kröten und Molche, aber
auch für Vögel zu verbessern.
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- Die Bewohner der umliegenden
Ortschaften hatten den See zwischenzeitlich als Strandbad
entdeckt, was allerdings nicht im Sinne der Naturschützer
war. Deshalb zogen die KNU-Mitglieder, finanziell unterstützt
von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises, einen Zaun
um das gesamte Terrain, um allzu grobe menschliche Eingriffe in
dieses idyllische Stück Natur zu verhindern.
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- Doch damit ließ man es
keineswegs bewenden. Am Zaun wurde eine Bepflanzung angelegt, die
Seeufer mit allerlei Binsen und Rohrkolben ausgestattet. Damit
die hierzulande raren Uferschwalben in der Grube Toni
brüten können, schuf man die dazu nötigen
Steilufer. Aus einer Halbinsel wurde durch einen breiten
Wassergraben eine richtige Insel, die der Vogelwelt ein
ungestörtes Brutgeschäft garantiert.
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Ein
unberührtes Stück Natur ist die ehemalige Tongrube
bei Kalkar, seit Naturschützer einen Zaun um das Refugium
für seltene Amphibien und Vögel gezogen haben.
Zeitweise wurde der See von den Bewohnern der umliegenden
Ortschaften zum Baden genutzt.-
- In Planung ist augenblicklich
noch eine Verbindung mit dem Kalkarer Moor, einem der ältesten
Naturschutzgebiete im Kreis. Durch die Abgrabungsaktivitäten
sank der Wasserspiegel in diesem Bereich so stark, dass die
typische Flora zu verschwinden drohte. Durch einen Brunnen, der
für eine künstliche Bewässerung sorgte, wurde ein
Austrocknen des Moorgebietes zwar aufgehalten. Aber erst ein
Verbindungsgraben von der Grube Toni zum Moor würde
das Problem auf Dauer lösen.
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- Damit wären gleich zwei
Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Der gelegentlich zu hohe
Wasserstand des Sees, der das Brüten der Uferschwalben
bedroht, würde zugunsten des zu geringen Pegels im Kalkarer
Moor abgesenkt und eben dort für ausreichende Feuchtigkeit
für Orchideen und fleischfressende Pflanzen sorgen.
Biotop-Vernetzung nennt sich so etwas unter
Fachleuten.
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- Auch die Stadt Bad
Münstereifel engagierte sich für das Naturschutzgebiet
und beließ es keineswegs bei einer ideellen Unterstützung
der KNU-Ortsgruppe. So gelang es der Verwaltung, das
schützenswerte Areal durch Grundstückstausch im
Flurbereinigungsverfahren komplett in Besitz zu nehmen. Sogar
angrenzende Ackerflächen erwarb die Stadt, um zu verhindern,
dass das Gewässer durch zu intensive landwirtschaftliche
Düngung auf Dauer in seiner Qualität beeinträchtigt
wird.
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- Da es besonders für
Wissenschaftler und Schülergruppen rund um die ehemalige
Grube Interessantes zu sehen und zu erforschen gibt, kam man auf
die Idee, im früheren Betriebsgebäude der Tongrube eine
biologische Station einzurichten. Die Gemeinde Nettersheim hat
ähnliches schon vorgemacht und war bei Zuteilung der
Landeszuschüsse zuerst bedacht worden. Für die Stadt
Bad Münstereifel blieb nichts mehr übrig. Stadtdirektor
Ahrendt, der immer weiß, wo man welche Zuschüsse für
welche Projekte bekommt, schlug vor, einen Verein zu gründen,
der sich nur um das Naturschutzgebiet Grube Toni
kümmern sollte. Dieser Verein könnte bei der
Nordrhein-Westfalen-Stiftung entsprechende Zuschüsse für
die Einrichtung und Unterhaltung der biologischen Station
beantragen. Im Umweltausschuß stand u.a. die Satzung dieses
Vereins zur Diskussion, der nach den Sommerferien aus der Taufe
gehoben werden soll.
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- Im früheren
Betriebsgebäude der Grube Toni soll eine biologische
Station eingerichtet werden. Noch fehlen allerdings die Zuschüsse
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- Bilder: Karsten Karbaum
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