Kölner Stadt-Anzeiger vom 25. April 2002

Die „Wiedervernässung beginn im Klingelpütz




Von Günter Hochgürtel

Das Kalkarer Moor an der Stadtgrenze Mechernichs war bis in die 50er Jahre hinein ein Sumpfgebiet mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren, bis das Gebiet zusehends austrocknete. Jetzt soll der ursprüngliche Zustand mittels künstlicher Wasserzuführung wiederhergestellt werden.
Mechernich-Antweiler - Die Behördensprache bringt manchmal schon ulkige Wortschöpfungen hervor: zum Beispiel „Wiedervernässung“. Kaum einer kann sich darunter etwas vorstellen, es sei denn, er hatte in jüngster Zeit mit dem Naturschutzgebiet Kalkarer Moor zu tun. Gestern Vormittag traf sich dort eine illustre Schar von Behördenvertretern, um einen in hiesigen Breiten wohl einmaligen Vorgang zu feiern: Seit einigen Tagen nämlich werden die Wiesen rechterhand des Mersbachs bewässert.

Zurzeit sind diese Auen noch mit blühendem Löwenzahn bestückt. Doch diese Blumen werden im nächsten Jahr mit Sicherheit nicht mehr blühen, denn in sumpfigem Gelände gedeiht die Pflanze nicht. Während es in Eifel und Euskirchener Land sogar (Drän)-Verbände gibt, die sich darum kümmern, dass die Felder und Äcker der Bauern ordnungsgemäß dräniert und damit trockener werden, geht man im Kalkarer Moor jetzt genau den entgegengesetzten Weg. Die Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (Euskirchen) und Achim Bädorf (Bad Münstereifel) übertrafen sich dabei gegenseitig an Begeisterung für das gelungene Werk. Seit mehr als fünf Jahr kämpft der Verein „Naturschutzgebiet Grube Toni“, dem Bädorf vorsteht, um eine Bewässerung des Moors, das seit etwas mehr als vier Jahrzehnten ständig trockener geworden ist. Von Moor kann eigentlich gar keine Rede mehr sein, denn über die Wiesen, die von kleinen Baumgruppen und Hecken umgeben sind, konnte man bislang laufen, ohne sich nasse Füße zu holen. Das ist seit kurzem anders, denn stündlich werden rund 20 000 Liter in die Auen gepumpt. „Wir haben ja am Anfang gedacht, das Wasser versickert schnell im Untergrund“, gab Gerd Lohmer, Chef des Wasserbeschaffungsverbandes Euskirchen-Swisttal, seine Skepsis zu. Aber nach dem Probebetrieb, der seit einigen Tagen läuft, zeigen sich bereits richtige kleine Seen im Kalkarer Moor. Ziel der gesamten Aktion, die immerhin 90 000 Euro gekostet hat, ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes in den Mersbach-Auen. Und dafür ist ein ständiger Wasserzufluss unerlässlich. Weil der natürliche aus bislang unbekannten Gründen versiegt ist, bemühte sich der Verein „Grube Toni“ um andere Lösungen. Schließlich fand man im Wasserbeschaffungsverband einen Partner, der mitzog.

So wurde nach diversen Abstimmungsgesprächen mit den zuständigen Behörden zwischen Dezember und April eine 1400 Meter lange Wassertransportleitung gelegt. Und zwar von der Grundwasserfassungsanlage mit dem schönen Namen „Klingelpütz“ bei Kreuzweingarten mitten ins Naturschutzgebiet. Der Klingelpütz war als Wasserreservoir schon seit langem nicht mehr in Gebrauch; das Wasser floss bisher ungenutzt in die Erft. Jetzt soll mit dieser Quelle eine Sumpflandschaft gespeist werden, in der sich wieder die früher typischen Pflanzen und Tiere ansiedeln.

Beteiligt am Projekt waren neben den Städten Euskirchen und Bad Münstereifel auch das Amt für Agrarordnung, der Naturschutzverein Kalkarer Moor und die Biologische Station aus Nettersheim. Die Wasserleitung, die zu einem Überlauf am südlichen Ende des Moores führt, wurde unter der Regie des Wasserbeschaffungsverbandes verlegt. Das Land bezuschusst die Maßnahme mit 31 000 Euro.




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