Heinrich Klein

Die Zeit der Säkularisation - Einsichten in die Flurordnung - Pachtverhältnisse des Kapitelshofes - Mühlenbesitz und Wasserrechte. Ein Einblick ins Wirtschaftsleben des historischen Weingarten.

Kreuzweingartens Wirtschaft im 18. Jahrhundert


10. Departement de la Roer - Expertise des Domaines Nationaux


Heute, am 8. Vendemiaire im 13. Jahre der Republique Francaise um acht Uhr morgens, habe ich, der unterzeichnete Vereidigte Sachverständige F. St. Daniels, beauftragt von ... mich in die Gemeinde Weingarten begeben, ... um dort ein Gut zur Kenntnis zu nehmen, von dem mir der Domainenrentmeister, der Bürger Dulocle, zuerst Kenntnis gegeben hat vom Domainenbureau Düren.

Als ich den Pächter ersuchte, mir den Pachtvertrag vorzuweisen, stellte sich heraus, daß besagter Vertrag abgeschlossen worden war zu Munstereiffle am 5. Februar 1802 zwischen dem Kapitel von Munstereiffle und der Witwe Pierre (Peter) Krupp und daß er ablaufen wird am 22. Februar 1814
und daß der jährliche Pachtzins betrug:

5 Malter Roggen
4 Malter Gerste
8 Malter Dinkel (Spelz)
8 Malter Hafer - nach dem Maß von Münstereifel

und 52 Gulden in Silber.
der Krug Wein war um 12 Rindaler (Rheinthaler),
das macht zusammen einen jährlichen Pachtzins in Silber von 297 francs und 12 centimes

Sondann schritt ich zur Prüfung der Grenzen und des Bestandes im einzelnen und begab mich nacheinander in eine jede der unten aufgeführten Örtlichkeiten, dabei fand ich vor:

Eine Wassermühle für Getreide mit zwei Rädern, für die Einwohner von Weingarten und Rider bisher gemeinnützig, genannt Capitelsmühle, gelegen in Weingarten, die sich zusammensetzt:
zuerst einmal aus dem Mühlenanwesen aus Stein gedeckt mit Ziegeln; zweitens aus einem Wohnhaus und aus Nutzgebäuden für die Ländereien, die zu der genannten Mühle gehören. Das Haus ist aus Holz mit einem einfachen Erdgeschoß, das die Küche umfaßt, eine Speisekammer und eine Stube, darüber ein mit Ziegeln gedeckter Bodenraum und ein Schlafzimmer; der Pferdestall befindet sich neben dem Haus unter dem selben Dach. Links vom Wohnraum befinden sich die Scheune und der Stall unter dem selben strohgedeckten Dach. Gegenüber dem Wohnhaus befindet sich ein anderer kleiner, mit Ziegeln gedeckter Stall. Schließlich liegen zu seiner Rechten die strohgedeckten Behausungen der Schweine.

Die äußeren Anlagen der Mühle sind in schlechtem Zustand, die im Inneren sind besser.

Die Grundfläche der Gebäude mit dem Hof beträgt vielleícht ¼ Morgen und 2 Pinten, oder neun Ar und 96 qm.

Hinter dem Mühlengebäude gegen Süden befindet sich ein kleiner Küchengarten und hinter diesem ein langer Obstgarten, der durch ein Stück Gemeindeland von etwa 16 Fuß Breite unterbrochen wird, das auf beiden Seiten begrenzt ist durch eine Allee von Apfel- und anderen Obstbäumen. Der Obstgarten ist mit etwa 60 Obstbäumen und einigen Weiden und Ulmen bepflanzt.

Die Grundfläche zusammen mit dem oben erwähnten Gemüsegarten beträgt vielleicht 3 Morgen oder 79 Ar und 74 qm.

Er stößt auf der einen Seite zum Teil an die Erft und an die Seilfähren, (traÿes) d.h. gegen Osten und stößt auf der anderen Seite teilweise an den Kanal, der die Mühle treibt und teilweise ist er begrenzt von (Bronsailles) Borgsweiler, (-müller) Bäumen. Schließlich grenzt er im Süden an Georg Spilles. Auf der dem Haus gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein kleiner Küchengarten von ¼ Morgen und der Hälfte (von ¼ Morgen) oder 9 Ar und 96 qm, mit einer Bäckerei, auf der einen Seite Heinrich Fäußer, auf der anderen das Kapitel von Münstereiffel, an einem Ende dasselbe, am anderen die Straße.

Bebaubares Ackerland, das zur genannten Mühle gehört.

- es folgen die Einzelbeschreibungen - (Hier nur die mitangrenzenden Nachbarn und Flurnamen mit angeführt)
1. Henri Leßenich, Etien Schumacher
2. Im Hundswinkel, Heritier Schäfer, Henri Leßenich
3. Antweiler Straße, Henri Laur, Mathieux Schmitz, Guileaume Flink
4. Bernard Roggendorf, Henri Lußem
5. Michel Bergerhausen, Jean Lott, Henri Frank
6. ohne
7. Jean Wolffgarten, Auf der Laachen, Henri Laur
, Jean Lußem
8. Bernhard Schorn, Adam Fischenich, Henri Frank, An den Koppenbenden
9. Hinter der Schäfferei, Antoin Ginster
10. Matieux Schmitz, Pierre Schäfer, Antoine Emonds
11. Auf der Heyde, Georges Spilles,
12. Die untere Steinkaul,
13. Mathias Schmitz, Veuve Krupp
14. Auf dem Püllsberg, Etien Schumacher,
15. Matthieux Schmitz
16. Adam Fischenich, Jean Lott, Am Riddersphad, Bernhard Roggendorf
17. Am Riddersteeg, Guilleaume Flink, Mathieux Schmitz


alles in allem

Hect

Ar

qm


Morgen

Viertel-morgen

Pinten

Gebäude
Gärten und Obstgarten
Wiesen
Bebautes Ackerland

ca. -
ca. -
ca. 2
ca. 6

9
96
12
81

87
35
64
13


-
3
8
25

1
2
-
2

2
2
-
2

Die aktiven und passiven Diesntleistungen besagten Gutes: sind aufgezählt jeweils bei jedem Posten .-.-.-.

Wenn bei der Schätzung die Einkünfte von zwölf Jahren zur Regel nimmt, müßte das erste Preisangebot 3566 francs betragen und ich bin der Meinung, daß trotz des Wegfalls der Gemeinnützigkeit dieses Preisangebot aufrechterhalten werden kann, in Anbetracht dessen, daß einesteils die Mühle, um es einmal so auszudrücken, sich einer dort eingewohnten selbstverständlichen Gemeinnützigkeit erfreut und daß andererseits der Pachtzins sehr erträglich ist.


Diese Expertise trägt noch die Unterschrift des Käufers: Josef Cürger vom 19.1.1805

*) Übertragungs- und Übersetzungsfehler zum Aufzählteil vorbehalten


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